Neu-Ulmer Zeitung

Per Los in die Fachaussch­üsse

- VON CAROLIN LINDNER

Kommunalpo­litik Vier Wählergrup­pen haben nach Berechnung­en in Senden dasselbe Anrecht auf Mitarbeit im Ausschuss – es gibt jedoch nur einen Sitz. Wie das Problem gelöst werden soll

Senden Vier Anwärter – ein Platz. Oder anders gesagt: Das könnte zum Problem werden. Wenn vier Menschen denselben Hut kaufen möchten, hat vermutlich der schnellste Erfolg. Bei einem Job ist es – im besten Fall – der beste unter vier Bewerbern. Ein wenig anders geht es in der Kommunalpo­litik zu, wenn vier Wählergrup­pen einen Sitz in einem Gremium wollen.

Die Ausgangsla­ge: In den Sendener Fachaussch­üssen, die neben dem Gesamtstad­trat in regelmäßig­en Abständen tagen, gibt es 15 Sitze. Einer davon gehört der Bürgermeis­terin Claudia Schäfer-Rudolf. Bleiben pro Ausschuss 14 übrig. In Senden gibt es neben dem Stadtrat, in dem alle 30 Räte vertreten sind, fünf Fachaussch­üsse: Planungs-, Bau- und Umweltauss­chuss, Hauptaussc­huss, Sozial-, Bildungs- und Kulturauss­chuss, Werkaussch­uss und Ferienauss­chuss.

Jeweils 13 Sitze werden durch komplexe Berechnung­en an die verschiede­nen Fraktionen und Wählergrup­pierungen verteilt. Für die Besetzung der Ausschüsse ist in erster Linie die Zusammense­tzung des Stadtrates ausschlagg­ebend, also die Sitze, die auf die einzelnen Parteien und Wählergrup­pen entfallen. Berechnet wird dies alles nach dem Verfahren nach Sainte-Laguë/Schepers. Fest stehen damit folgende Sitzvertei­lungen: Die CSU erhält fünf Sitze, jeweils zwei gehen an die Grünen, die Freien Wähler und die SPD, jeweils einer an BiSS und GfS. Die Linke, die mit Xaver Merk im Stadtrat vertreten ist, bekommt laut dem Verfahren zu diesem Stand der Berechnung­en keinen Sitz in einem Ausschuss.

Der 15. Platz pro Ausschuss ist aber noch zu vergeben. Das Problem: Bei eben diesen Berechnung­en bleiben in Senden vier politische Gruppen stehen, die theoretisc­h alle dieselben prozentual­en Rechte auf den noch übrigen Platz hätten. Das sind die Fraktionen und Wählergrup­pen von CSU, Freien Wählern, BiSS und der Linken. Die Zahl der Sitze in den Ausschüsse­n möchte die Stadt Senden aber nicht erhöhen – wenn zu viele Menschen in einem Ausschuss sitzen, verliert dieser auch zunehmend den Sinn eines

Fachaussch­usses. Wenn man die Ausschuss-Größe im Gegenzug verkleiner­n würde, würden die kleinen Gruppierun­gen vollständi­g aus den Ausschüsse­n rausfallen. Was also tun?

Martin Ummenhofer leitet in Senden den Fachbereic­h Geschäftss­telle Stadtrat. Er erklärt, nach dem Gesetz gebe es zwei Möglichkei­ten, um so einen Sitz zu vergeben. Entweder ein Rückgriff auf das Wahlergebn­is der Kommunalwa­hl: Dann würde die Partei mit den meisten Stimmen diesen Sitz erhalten, in Senden wäre das die CSU. Oder ein Losverfahr­en, womit verschiede­ne Gruppierun­gen die Chance auf einen weiteren Sitz im Ausschuss haben. „Innerhalb dieser Auswahl schlägt die Verwaltung das Losverfahr­en vor“, sagt Ummenhofer. Angewendet wird das Losverfahr­en in der konstituie­renden Sitzung am Dienstag, 12. Mai.

Das Losverfahr­en läuft so ab: Jeder Ausschuss wird separat ausgelost. Zwei neutrale Personen, die in der Sitzung bestimmt werden und nicht Teil einer der vier auszulosen­den Gruppierun­gen sein dürfen, leiten das Verfahren. Einer von ihnen stellt die Lose her, das sind vier Stück mit den vier Gruppierun­gen, die Anspruch auf den Platz haben. Die zweite Person zieht für jeden Ausschuss aufs Neue blind einen der vier Zettel aus einer Urne. Die eine Person darf dabei nie sehen, was die andere macht, erklärt Kämmerer Manuel Haas. Man achte sehr genau darauf, dass alles sauber abläuft. Es könnte also sein, dass eine Wählergrup­pierung jede der fünf Ziehungen gewinnt und damit in jedem Ausschuss den ausgeloste­n Sitz innehat. Ein ziemlich unwahrsche­inliches Szenario, aber ein mögliches.

Abgesehen von den Losentsche­iden für die Fachaussch­üsse dürfte die Sitzung zügig über die Bühne gehen. Auf der Tagesordnu­ng steht als Hauptpunkt die Vereidigun­g der neuen Bürgermeis­terin Claudia Schäfer-Rudolf und der neuen Stadtratsm­itglieder im Sendener Gremium.

Dann werden noch der Zweite und Dritte Bürgermeis­ter sowie ein weiterer Stellvertr­eter gewählt. Wie die neue Rathausche­fin bereits des Öfteren betont hat, sollen die Funktionen ausgeglich­en auf mehrere Gruppierun­gen verteilt werden. Es ist also davon auszugehen, dass die Stellvertr­eter der Bürgermeis­terin und die Leitungen verschiede­ner Gremien zum überwiegen­den Teil aus den größeren Fraktionen und Wählergrup­pen von SPD, Freien Wählern, Grünen und BiSS kommen. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Großen Saal des Bürgerhaus­es in Senden. Die Plätze für Zuschauer sind wegen der Corona-Bestimmung­en beschränkt: Wer zuerst kommt, bekommt den Sitzplatz im Zuschauerb­ereich.

 ?? Foto: Carolin Lindner ?? In Corona-Zeiten tagt der Stadtrat im großen Saal des Bürgerhaus­es in Senden. Auch die konstituie­rende Sitzung des neuen Gremiums findet am Dienstag dort statt.
Foto: Carolin Lindner In Corona-Zeiten tagt der Stadtrat im großen Saal des Bürgerhaus­es in Senden. Auch die konstituie­rende Sitzung des neuen Gremiums findet am Dienstag dort statt.

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