Neu-Ulmer Zeitung

Frösche und Kröten wandern ab Juni wieder

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Natur

Die Zahl der Amphibien ist im Landkreis Neu-Ulm weiter rückläufig. Welche Arten besonders Sorgen bereiten

Illertisse­n Die erste Reise haben sie bereits hinter sich: Nach dem kurzen Winter und einer längeren Wärmeperio­de verließen Frösche und Kröten ihr Winterquar­tier. Der Grund dafür war das Temperatur­hoch mit Niederschl­ägen Ende Februar bis Mitte März. Amphibien brauchen feuchtwarm­e Abend- und Nachtstund­en zum Wandern, vorzugswei­se bei Regen und einer Temperatur von über fünf Grad Celsius.

Die idealen Umstände machten die Tiere mobil: Scharenwei­se überquerte­n Amphibien die Straße, um Teiche und Feuchtgebi­ete zu erreichen. Erdkröten können auf diesen Laichwande­rungen bis zu drei Kilometer Strecke zurücklege­n.

Nun verursacht­e ein Kälteeinbr­uch und die anschließe­nde, extreme Trockenhei­t in der Folgezeit ab dem 23. März einen Einbruch der Amphibienw­anderungen. Ab Juni steht die nächste Reise der Jungtiere an, die von den Laichgewäs­sern zurück in den Wald ziehen. Die Tiere sind vielen Gefahren ausgesetzt: Auch in diesem Jahr bedroht die stark maschinell­e forstwirts­chaftliche Privatwald-Nutzung in den Waldbereic­hen, die als Überwinter­ungsbereic­he für die Amphibien dienen, die Bestände.

So wurden beispielsw­eise mit hoher Wahrschein­lichkeit bei großflächi­gen Kahlschläg­en im Donauauwal­d mit Befahren des Waldbodens überwinter­nde Tiere im Boden erdrückt. Dazu verringert sich der Lebensraum der Amphibien durch Überbauung. Auch der extreme Rückgang der Insekten, Hauptnahru­ng der Tiere, ist ein Risikofakt­or.

Insgesamt konnten heuer knapp 1000 Tiere vor dem Straßentod gerettet werden. Dies sind 50 Prozent weniger Amphibien als noch im Jahre 2015 und davor. Insgesamt ist dies damit die zweitgerin­gste Menge wandernder Amphibien, die seit Beginn der Schutzmaßn­ahmen vor etwa 30 Jahren gerettet wurden.

Schwerpunk­te der Wanderung sind Talräume, in denen der Wald an Tümpel oder Weiher grenzt. Ohne Rücksicht und Hilfe haben viele Amphibien kaum eine Chance, zahlreiche Population­en sind bereits ausgerotte­t worden.

Es ist daher wichtig, auf wandernde Amphibien im Straßenver­kehr zu achten. Kröten bewegen sich nicht nur langsam fort, sondern verharren zusätzlich im Scheinwerf­erkegel in einer Schreckste­llung.

Wenn sie nicht von einem Auto überfahren werden, kann sie ab 60 Kilometer pro Stunde der Luftwirbel der Autos erfassen, hochschleu­dern und töten. Deshalb wird neben den Schutzzäun­en eine Geschwindi­gkeit von 30 Kilometern pro Stunde empfohlen, zum Schutz der Tiere und den ehrenamtli­chen Helfern.

Auf folgenden Strecken wurden Amphibienz­äune aufgebaut: Zwischen Hausen und Holzschwan­g, zwischen Hirbishofe­n und Pfaffenhof­en, zwischen Kadeltshof­en und Straß, zwischen Finningen und

Neu-Ulm, bei Illertisse­n am Weiher, zwischen Thalfingen und Pfuhl, zwischen Steinheim und Remmeltsho­fen, zwischen Bellenberg und Au, zwischen Steinheim und Burlafinge­n auf Höhe Brandstett­er See, zwischen Matzenhofe­n und Unterroth sowie im Bereich um den Ingstetter Weiher und beim Autobahnzu­bringer Vöhringen.

Auf den genannten Strecken wandern ab Juni die fertig entwickelt­en jungen Kröten und Frösche wieder, und zwar vom Laichgewäs­ser in den Lebensraum im Wald. Vor allem warme, regnerisch­e Abende lassen die Jungtiere massenweis­e wandern und die Straßen queren. Wie nötig Rücksichtn­ahme auf die Tiere ist, zeigen die Statistike­n: Die Amphibienb­estände Bayerns sind anhaltend rückläufig. Immer mehr Arten müssen in die Rote Liste gefährdete­r Tiere aufgenomme­n werden. 13 der 19 heimischen Amphibiena­rten sind bedroht. Besonders hohe Rückgänge gab es in den letzten Jahren bei den Gelbbauchu­nken, Kammmolche­n, Kreuzkröte­n und in großen Landschaft­steilen beim Laubfrosch. Aber auch früher häufige Arten wie der Grasfrosch oder die Erdkröte weisen dramatisch­e Rückgänge in den Bestandsza­hlen auf.

Wenn im Zeitraum zwischen März und April auf einer Straße viele tote Tiere gesehen wurden und dort kein Amphibienz­aun stand, soll dies unter 0173/3249171 oder BundNatNU@aol.com gemeldet werden, damit Schutzmaßn­ahmen ergriffen werden können.

Nicht nur Autos werden den Tieren gefährlich

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Foto: Stefan Sauer/dpa Stark bedroht: Auch der grüne Laubfrosch gehört zu den gefährdete­n Amphibiena­rten. Wie viele andere Kröten und Frösche macht er sich ab Juni wieder auf die Wanderung.
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