Alternativen zum persönlichen Gespräch gefunden
Hilfe Auch die Drogenberatung ist von Kontaktbeschränkungen betroffen. Das Angebot wurde jüngst der Lage angepasst
Neu-Ulm Die Kontaktbeschränkungen als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie verdammen nicht selten Menschen dazu, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Die Sorge um den Arbeitsplatz oder die Gesundheit lässt Selbstzweifel und Unsicherheit aufkommen. Ein Griff in die Hausbar kann da schon mal eine willkommene Abwechslung bieten. Oder vielleicht helfen auch Medikamente über schlaflose Nächte hinweg. Sandra Heinzelmann von der Neu-Ulmer Drogenberatung der Diakonie bringt die Lage auf den Punkt: „Wir befinden uns alle derzeit in einer Ausnahmesituation.“
Denn nicht nur Klopapier und Medien seien durch die CoronaKrise zum Verkaufsrenner geworden, sondern auch Alkohol, sagt sie und ergänzt, dass die Schwelle zwischen Genuss und Sucht verhängnisvoll niedrig sei. Auch oder besonders in Zeiten der Kontaktbeschränkungen sind sie und ihre Kollegen als Helfer in der Not da. Psychologin Melanie King erklärt: „Wir sind telefonisch oder auch per Mail erreichbar.“
Im März wurde das Beratungsangebot der aktuellen Lage angepasst, um den Betroffenen helfen zu können. Auch wenn zum Schutz für Berater und Klienten Gruppenangebote und andere persönliche Gespräche vorerst eingestellt wurden, sollen die Türen für Hilfesuchende nicht geschlossen bleiben. „Ein großes Anliegen war uns, schnell und flexibel gute Alternativen anzubieten“, sagt King. Seit März werden von der Beratungsstelle feste Termine vergeben, an denen die Berater zur Verfügung stehen. So erhalten Menschen, die zum ersten Mal das Hilfsangebot der Suchtberatung in
Anspruch nehmen, schnell und unbürokratisch telefonische Termine.
Rund 500 Menschen suchen jährlich den Kontakt zu den Einrichtungen der Diakonie, sagt Heinzelmann und räumt mit dem Vorurteil auf, dass Menschen mit Suchtproblemen unter der Brücke leben würden. Solange die Betroffenen im Arbeitsleben funktionieren, würden sie und ihre Umgebung die drohende Katastrophe gerne ignorieren. Doch sollten Angehörige, Freunde oder Kollegen nicht wegsehen. Noch bevor es durch Suchtprobleme zu Konflikten, Trennungen oder Kündigungen kommt, wollen die Mitarbeiter der Drogenberatung helfen, einen Weg aus der Misere zu finden. Ein Schritt, bei dem alle Beteiligten gefordert sind, sagt die Beraterin weiter: „Wie bei einem Mobile bewegt sich das gesamte Gebilde.“
Mit Blick auf die neue Beratungssituation ist Psychologin Melanie King zufrieden: „Die organisatorische Umsetzung ist gut gelungen und das veränderte Angebot wird von unseren Klienten gut angenommen.“Dennoch wurden in Rückmeldungen die Bedeutung einer persönlichen Beratung und die Wichtigkeit eines Austausches immer wieder betont, sagt King und hofft, dass auch die Drogenberatung der Diakonie bald wieder in einen normalen Beratungsalltag zurückkehren kann.
Kontakt Zu erreichen sind die Mitarbeiter per E-Mail an suchtberatung@diakonie-neu-ulm.de oder telefonisch von Montag bis Freitag zwischen 9 und 12 Uhr sowie Montag und Donnerstag von 15.30 bis 17 Uhr unter der Nummer 0731/70478-50.