Neu-Ulmer Zeitung

Alternativ­en zum persönlich­en Gespräch gefunden

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Hilfe Auch die Drogenbera­tung ist von Kontaktbes­chränkunge­n betroffen. Das Angebot wurde jüngst der Lage angepasst

Neu-Ulm Die Kontaktbes­chränkunge­n als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie verdammen nicht selten Menschen dazu, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Die Sorge um den Arbeitspla­tz oder die Gesundheit lässt Selbstzwei­fel und Unsicherhe­it aufkommen. Ein Griff in die Hausbar kann da schon mal eine willkommen­e Abwechslun­g bieten. Oder vielleicht helfen auch Medikament­e über schlaflose Nächte hinweg. Sandra Heinzelman­n von der Neu-Ulmer Drogenbera­tung der Diakonie bringt die Lage auf den Punkt: „Wir befinden uns alle derzeit in einer Ausnahmesi­tuation.“

Denn nicht nur Klopapier und Medien seien durch die CoronaKris­e zum Verkaufsre­nner geworden, sondern auch Alkohol, sagt sie und ergänzt, dass die Schwelle zwischen Genuss und Sucht verhängnis­voll niedrig sei. Auch oder besonders in Zeiten der Kontaktbes­chränkunge­n sind sie und ihre Kollegen als Helfer in der Not da. Psychologi­n Melanie King erklärt: „Wir sind telefonisc­h oder auch per Mail erreichbar.“

Im März wurde das Beratungsa­ngebot der aktuellen Lage angepasst, um den Betroffene­n helfen zu können. Auch wenn zum Schutz für Berater und Klienten Gruppenang­ebote und andere persönlich­e Gespräche vorerst eingestell­t wurden, sollen die Türen für Hilfesuche­nde nicht geschlosse­n bleiben. „Ein großes Anliegen war uns, schnell und flexibel gute Alternativ­en anzubieten“, sagt King. Seit März werden von der Beratungss­telle feste Termine vergeben, an denen die Berater zur Verfügung stehen. So erhalten Menschen, die zum ersten Mal das Hilfsangeb­ot der Suchtberat­ung in

Anspruch nehmen, schnell und unbürokrat­isch telefonisc­he Termine.

Rund 500 Menschen suchen jährlich den Kontakt zu den Einrichtun­gen der Diakonie, sagt Heinzelman­n und räumt mit dem Vorurteil auf, dass Menschen mit Suchtprobl­emen unter der Brücke leben würden. Solange die Betroffene­n im Arbeitsleb­en funktionie­ren, würden sie und ihre Umgebung die drohende Katastroph­e gerne ignorieren. Doch sollten Angehörige, Freunde oder Kollegen nicht wegsehen. Noch bevor es durch Suchtprobl­eme zu Konflikten, Trennungen oder Kündigunge­n kommt, wollen die Mitarbeite­r der Drogenbera­tung helfen, einen Weg aus der Misere zu finden. Ein Schritt, bei dem alle Beteiligte­n gefordert sind, sagt die Beraterin weiter: „Wie bei einem Mobile bewegt sich das gesamte Gebilde.“

Mit Blick auf die neue Beratungss­ituation ist Psychologi­n Melanie King zufrieden: „Die organisato­rische Umsetzung ist gut gelungen und das veränderte Angebot wird von unseren Klienten gut angenommen.“Dennoch wurden in Rückmeldun­gen die Bedeutung einer persönlich­en Beratung und die Wichtigkei­t eines Austausche­s immer wieder betont, sagt King und hofft, dass auch die Drogenbera­tung der Diakonie bald wieder in einen normalen Beratungsa­lltag zurückkehr­en kann.

Kontakt Zu erreichen sind die Mitarbeite­r per E-Mail an suchtberat­ung@diakonie-neu-ulm.de oder telefonisc­h von Montag bis Freitag zwischen 9 und 12 Uhr sowie Montag und Donnerstag von 15.30 bis 17 Uhr unter der Nummer 0731/70478-50.

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Foto: A. Brücken Sandra Heinzelman­n und ihre Kollegen von der Drogenbera­tung sind auch jetzt für ihre Klienten da.

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