Neu-Ulmer Zeitung

Unbekannte töten Eisvögel in Senden

- VON SOPHIA HUBER

Kriminalit­ät

Mutwillig verschließ­t jemand die Brutröhren, das Männchen und vier Junge sterben

Senden Seit er in Rente ist und mehr Zeit hat, geht Werner Sauter aus Senden oft seinem liebsten Hobby nach, der Naturfotog­rafie. „Ich fotografie­re sehr gerne Vögel, meine Spezialitä­t ist es, sie im Flug zu erwischen“, sagt Sauter. Regelmäßig ist er mit seiner Kamera in der Region unterwegs, unter anderem auch im Gebiet der Freudenegg­er Baggerseen. Vor etwa zwei Jahren hat er dort eine besondere Stelle entdeckt: Eine Bruthöhle eines Eisvogelpä­rchens.

Als er am Donnerstag zu dieser Stelle ging, war er schockiert. Er entdeckte, dass in beiden Brutröhren des Eisvogelpä­rchens Steine steckten, genau genommen zwei Stück in jeder Öffnung. „Mir war sofort klar, dass die jemand mutwillig da reingestec­kt hat“, sagt Sauter. Als er die Steine entfernte, sah er den toten Altvogel, den er schon so oft fotografie­rt hatte. Das wunderschö­ne Männchen beobachtet­e er regelmäßig. „Ich habe immer wieder geschaut, ob es eine Brut gibt“, berichtet der Hobbyfotog­raf.

Mit Tarnkleidu­ng ausgerüste­t, baute er sich sogar ab und zu ein Zelt dort auf und dokumentie­rte die diesjährig­e Nistzeit von Beginn an. Zwei Brutlöcher entdeckte er, in eilen, nem war ein Nest. „Man baut mit der Zeit eine Beziehung zu den Vögeln auf“, sagt Sauter. In den Tagen vor dem Vorfall habe er immer wieder gesehen, wie Männchen und Weibchen mit kleinen Fischen die Höhle anflogen. „Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie Junge fütterten“, berichtet Sauter.

Er hatte zwar keinen Beweis dafür, aber war sich sicher, dass die jungen Eisvögel auch tot seien. Am Freitag bekam er dann die traurige

Bestätigun­g: Vier Jungvögel lagen tot auf der Erde. Es sei nicht unwahrsche­inlich, dass das EisvogelWe­ibchen die Brut ausgeräumt habe und sie deswegen auf dem Boden lagen. „Wer macht so etwas?“, fragt sich nicht nur der Hobbyfotog­raf, der Anzeige gegen den unbekannte­n Vogeltöter erstattet hat, sondern auch Franz Zeller, der Vorsitzend­e der Kreisgrupp­e des Landesbund für Vogelschut­z (LBV) in NeuUlm. „Ich kann mir nicht vorstelwer etwas gegen Eisvögel haben könnte“, sagt Zeller erschütter­t. „Mit ihrem blauschill­erndem Gefieder gehören sie zu unseren schönsten Vogelarten und viele Leute, die an der Iller spazieren gehen, erzählen begeistert davon, wenn sie einen Eisvogel sehen.“

Laut LBV ist die Tat ein schwerer Verstoß gegen das Bundesnatu­rschutzges­etz. Die Kreisgrupp­e hat eine Belohnung von 300 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ermittlung der verantwort­lichen Person(en) führen.

Nach dem Abschuss der Möwen in Neu-Ulm sei das jetzt schon der zweite Fall von Grausamkei­t gegen Wildvögel innerhalb kürzester Zeit. Zu Jahresbegi­nn hat der LBV in Kooperatio­n mit der Gregor Louisoder Umweltstif­tung die Initiative „Tatort Natur“gestartet. Ziel des Projektes ist es, das Bewusstsei­n von Bevölkerun­g und Behörden für das Problem der Naturschut­zkriminali­tät zu schärfen und illegale Wildtiertö­tungen zu dokumentie­ren. Auf der Internetse­ite www.tatort-natur.de können solche Fälle eingetrage­n werden.

Zeugen Die Polizei Senden ermittelt und sucht Zeugen zu dem Vorfall. Hinweise werden unter Telefon 07307/ 910000 entgegenge­nommen.

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Fotos: Werner Sauter Der gleiche Vogel liegt am Donnerstag tot auf dem Boden.
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Der Eisvogel in Freudenegg am 9. Mai, mit einem Fisch im Schnabel.

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