Neu-Ulmer Zeitung

Maskenpfli­cht schränkt Grundrecht­e nicht ein

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Zum Bericht „Wer steckt hinter den Corona-Demos?“vom 15. Mai:

Was wäre wohl, wenn unsere Regierung nicht auf das Virus reagiert hätte und vielleicht 40 000 Tote zu beklagen wären? Dann würden jetzt wohl auch all diejenigen dastehen. Nur könnte man auf den Plakaten lesen: „Der Staat macht alles für unsere Wirtschaft und uns lässt man sterben …“.

Auf die Suggestivf­rage des Redners Daniel Langhans: Ja, ich mache mir mein eigenes Bild von den Auswirkung­en. Ich bin Fachkranke­npfleger für Intensivpf­lege. In unserem Landkreis hatten und haben wir schwer an Covid-19 Erkrankte – leider gibt es in den Medien darüber keine Bilder oder Videos, die das glaubhaft darstellen. Wer sich mal die Mühe macht, die Webseite von „Widerstand 2020“zu studieren, wird schnell erkennen, dass es sich hier meist um Verschwöru­ngstheorie­n handelt. Wenn man das Virus infrage stellt, wird dann meine Arbeit und die meiner Kollegen infrage gestellt?

Meine Station ist im Normalfall so belegt, dass nur noch ein bis zwei Patienten aufgenomme­n werden können. Hätten wir die planbaren Operatione­n nicht verschoben und weitere Intensivka­pazitäten geschaffen, wären wir schnell mit dem Rücken an der Wand gestanden. Unsere große Angst war und ist, in eine Situation zu geraten, in der wir entscheide­n müssen, wer eine Behandlung bekommt und wer nicht. Diese Entscheidu­ng nimmt uns dann keiner von denen ab, die heute auf der Straße stehen und das Virus leugnen.

Meiner Meinung nach haben wir diese Pandemie bisher nur so weit im Griff, weil unser Staat schnell Maßnahmen ergriffen hat. Deshalb hoffe ich, dass nicht zu viele Lockerunge­n gleichzeit­ig stattfinde­n. Ich persönlich sehe mich nicht eingeschrä­nkt in meinen Grundrecht­en, nur weil ich in einem Ladengesch­äft eine Maske tragen soll. Zum Glück halten sich die meisten Menschen an die momentanen Auflagen.

Michael Wagner,

Pfaffenhof­en

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