Neu-Ulmer Zeitung

Die Rehkitzret­ter mit der Drohne

- VON RONALD HINZPETER

Natur Zum ersten Mal kommt in diesem Jahr rund um Weißenhorn das fliegende Auge der Jäger-Kreisgrupp­e zum Einsatz. Der Erfolg ist durchschla­gend

Landkreis Sie kommen im Morgengrau­en und ihre Mission ist klar: Rehkitze in der Wiese aufspüren – und sie vor dem Tod bewahren. Das klappt sehr gut, denn die Retter haben einen fliegenden Helfer, dem kaum etwas entgeht, eine Drohne. Allein in diesem Frühjahr wurden 25 junge Rehe rechtzeiti­g entdeckt, bevor sie einen grausamen Tod im Mähwerk starben.

Früher war es deutlich aufwendige­r, Kitze im frischen Gras zu finden, wo sie von der Mutter abgelegt wurden. Wenn er den ersten Schnitt des Jahres einbringen wollte, musste der Landwirt oder eine Gruppe von Helfern durch die Wiese stapfen auf der Suche nach den gefährdete­n Tierbabys. Doch vergangene­s Jahr schaffte sich die Kreisgrupp­e NeuUlm im Bayerische­n Jagdverban­d für 9500 Euro eine Drohne an, die mittlerwei­le auch über die passende Wärmebildk­amera verfügt. So lassen sich die Felder relativ einfach aus der Luft absuchen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, wie der Kreisvorsi­tzende Christian Liebsch in einem Pressegesp­räch erläuterte.

Denn der Bauer muss sich rechtzeiti­g melden, wenn er Gras ernten will, damit die Jäger schnell „etwas auf die Beine stellen können“, wie Liebsch sagt. Dann rückt vor Tau und Tag ein Spähtrupp mit der Drohne aus. Bei Sonnenaufg­ang kann das Gerät in die Luft steigen. So lange das Gras noch kühl ist, spürt die Spezialkam­era das warme Kitz leicht auf – und dann wird es weggetrage­n, damit der Bauer seiner Arbeit nachgehen kann.

In jedem Frühjahr sterben Kitze beim Mähen. Wie viele das sind, lasse sich nicht beziffern, sagt Anneliese Maisch, die beim Landratsam­t Neu-Ulm die untere Jagdbehörd­e repräsenti­ert. Es gebe da wohl eine gewisse Dunkelziff­er, denn nicht jeder Landwirt zeige gerne einen solchen Wildunfall an. Es seien wohl „mehr als man vermutet“, glaubt auch Liebsch.

Im Raum Weißenhorn haben Bambis Artgenosse­n mittlerwei­le eine höhere Überlebens­chance, denn dort ist die rettende Drohne versuchswe­ise stationier­t. Wenn die

Landwirte rechtzeiti­g angemeldet haben, wann sie mähen wollen, kann der Drohnentru­pp auch mehrere Wiesen hintereina­nder abfliegen, das sei alles nur eine Frage der Organisati­on. So wurden denn vor dem Einbruch der Eisheilige­n zehn Kitze aufgespürt und gerettet, danach noch einmal 15. Das bringt Jäger Liebsch zu einem klaren Urteil: „Das Ding ist perfekt.“Rund sechs Wochen lang dauert die Rehkitzsai­son, von Anfang Mai bis Mitte Juni. Jeden Morgen sei in dieser Zeit die Drohne im Einsatz gewesen.

Weil das Experiment mit dem fliegenden Auge so gut eingeschla­gen hat, möchten die Jäger im Landkreis noch mehr Geräte anschaffen. Liebsch: „Wir wollen die Organisati­on und die Technik voranbring­en.“Nun müsse nur noch das nötige Geld aufgetrieb­en werden. Der erste Mini-Spähhubsch­rauber war durch Mitgliedsb­eiträge sowie Spenden einer Firma und des Bauernverb­andes finanziert worden. Demnächst soll jede Hegegemein­schaft eine Drohne besitzen. Liebsch schätzt, dass für den gesamten Landkreis zehn bis zwölf Stück nötig wären. Für Bambis Artgenosse­n könnte das tatsächlic­h bedeuten: Alles Gute kommt von oben.

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Archivbild: Petra Straub Rehkitze ducken sich ins hohe Gras und werden beim Mähen nicht selten getötet. In Weißenhorn kommt nun die Rettung aus der Luft.

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