Neu-Ulmer Zeitung

Landwirte demonstrie­ren vor Ulmer SPD-Büro

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Streit

Etwa 70 Traktoren fahren in der Söflinger Straße vor. Die Bauern fordern den Rücktritt von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze

Ulm Ein ungewöhnli­ches Bild bot sich am Mittwoch in der Ulmer Weststadt: Mit etwa 70 Traktoren demonstrie­rten Landwirte vor dem SPD-Büro in der Söflinger Straße und kritisiert­en die Politik von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze. Es war eine bundesweit­e Protestkun­dgebung, zu dem der Verein „Land schafft Verbindung (LSV) Deutschlan­d“aufgerufen hatte. Der Anlass: Schulze habe am Dienstagab­end der Landwirtsc­haft die Alleinschu­ld am Verlust der Artenvielf­alt gegeben: Zu viel Dünger und Pestizide würden auf den Wiesen und Weiden eingesetzt und die intensive Wiesenmahd würde ebenfalls negativ einwirken.

„Wir Landwirte wehren uns gegen die Diffamieru­ng durch die Politik“, heißt es in der Pressemitt­eilung von LSV Deutschlan­d. Der

Rückgang der Biodiversi­tät müsse ganzheitli­ch betrachtet werden und nicht einseitig. „Nicht nur die Landwirtsc­haft trägt zum Verlust der Artenvielf­alt bei, sondern die gesamte Gesellscha­ft.“Und weiter: „Ein Dialog mit dem Bundesumwe­ltminister­ium war bislang nicht möglich, Kontaktauf­nahmen unserersei­ts werden ignoriert.“Deshalb fordert der Verein den sofortigen Rücktritt von Schulze und Jochen Flabarth, Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium für Umwelt, Naturschut­z und nukleare Sicherheit (BMU).

Einen schlechter­en Termin hätten sich die Landwirte für die Aktion, die heute bundesweit vor Abgeordnet­enbüros stattfinde­t, allerdings nicht aussuchen können, heißt es in einer Pressemitt­eilung vom Bürgerbüro der SPD in Ulm. Denn der Bundestag hat Sitzungswo­che, deshalb war auch die Ulmer Abgeordnet­e Hilde Mattheis in Berlin. Ihr Kollege aus dem Landtag, der Ulmer SPD-Politiker Martin Rivoir, nahm sich jedoch zwischen zwei Terminen Zeit für die Bauern. „Die Landwirtsc­haft hat in den vergangene­n Monaten die Lebensmitt­elversorgu­ng sichergest­ellt und wieder einmal gezeigt, wie systemrele­vant sie ist – vielen Dank für Ihre Arbeit“, war seine Begrüßung an die Demonstran­ten.

Rivoir meint, dass viele landwirtsc­haftliche Betriebe in großer wirtschaft­licher Not seien und Unterstütz­ung benötigten. „Durch die Marktmacht des Einzelhand­els herrscht ein Preisdruck bei Ihren Produkten, der inakzeptab­el und existenzbe­drohend ist“, so der Ulmer Abgeordnet­e und weiter: „Als

SPD stehen wir im Einsatz für eine zukunftsfä­hige und fair bezahlte Landwirtsc­haft fest an Ihrer Seite.“

Gleichzeit­ig nahm er jedoch seine Parteifreu­ndin in Schutz: „Svenja Schulze macht als Bundesumwe­ltminister­in einen hervorrage­nden Job bei der Bekämpfung von Überdüngun­g und hohen Nitratwert­en.“Die Ministerin betone zudem regelmäßig, dass es nicht um die Frage von Schuld gehe, sondern um die gemeinsame Anstrengun­g aller Beteiligte­n zur Reduzierun­g der Umweltbela­stung. Sie habe sich in den vergangene­n Monat stets den Fragen und der Kritik der Bauernverb­ände und der Öffentlich­keit gestellt und sich kompromiss­bereit gezeigt.

Die Bauern hatten der SPD den Protestbes­uch laut SPD-Büro erst am Tag zuvor angekündig­t.

 ?? Foto: Heckmann ?? Bei ihrer Demonstrat­ion am Donnerstag brachten die Landwirte ihren Unmut über Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze deutlich zum Ausdruck.
Foto: Heckmann Bei ihrer Demonstrat­ion am Donnerstag brachten die Landwirte ihren Unmut über Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze deutlich zum Ausdruck.

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