Meister des Geisterfußballs
FC Bayern Die Münchner fegen auf dem Weg zum Titel über Düsseldorf hinweg. Uli Hoeneß ist
entzückt von der neuen Generation und kündigt nebenbei einen namhaften Transfer an
München Die Pfingst-Botschaften aus München klangen wenig ermutigend für alle Bayern-Jäger. Und das nicht nur akut, sondern über die Corona-Krise hinaus. Beim spielerisch leichten 5:0 gegen Fortuna Düsseldorf präsentierte sich zunächst das von Hansi Flick angeleitete Ensemble des FC Bayern als Meister des Geisterfußballs. Der langjährige Macher Uli Hoeneß prophezeite von seinem Alterssitz am Tegernsee aus via
„eine neue Bayern-Ära“mit dem von ihm erhofften Neuzugang Leroy Sané. Und dann meldete sich am Sonntagabend auch noch der künftige Vorstandsboss Oliver Kahn bei Sky 90 zu Wort und kündigte für die kommenden Bundesliga-Jahre an, dass man sich beim deutschen Serienmeister „nicht zurücklehnen“werde. „Juventus Turin ist achtmal nacheinander italienischer Meister geworden. Ich glaube, unsere Jungs wollen das toppen“, sagte Kahn.
Coach Flick ist fokussiert auf die Gegenwart – und die leuchtet sportlich rosarot. Das Torfestival gegen überforderte Düsseldorfer Abstiegskandidaten rundete eine Neun-Punkte-Woche meisterlich ab. Flick war sehr angetan von seinem Kollektiv um Topscorer Robert Lewandowski und dem von ihm extra hervorgehobenen Vorarbeiter Leon Goretzka im Mittelfeld. „Es ist immer schwierig, nach einem Highlight wie in Dortmund wieder hundert Prozent auf den Platz zu bringen. Wir haben dem Gegner nicht den Hauch einer Chance gegeben“, sagte Flick. Zur Belohnung spendierte er dem Team zwei freie Pfingsttage.
Gegen die Fortuna wurde es nie spannend. Das Schützenfest beim 22. Sieg im 25. Pflichtspiel unter Flick eröffnete Düsseldorfs Mathias „Zanka“Jörgensen nach einer Viertelstunde mit einem Eigentor. Nach vier weiteren Treffern von Benjamin Pavard, dem zweimal erfolgreichen Lewandowski und Alphonso Davies stand das Endergebnis nach
Minuten fest. Auch FortunaCoach Uwe Rösler sah einen „Klassenunterschied“. Diese Bayern scheinen spätestens nach dem vorentscheidenden 1:0 im Titelduell mit Borussia Dortmund durch nichts mehr aufzuhalten. Vier Siege mit 13:2 Toren verbuchten sie nach der Corona-Pause. Die pure Lust am Fußball war am Samstagabend auch ohne Fans in der riesigen Allianz-Arena wieder zu spüren. Höhepunkt war Lewandowskis Tor zum 3:0 nach einem Spielzug über fünf Stationen mit zwei Hackenpässen.
86 Treffer der Mannschaft nach 29 Spieltagen sind ein neuer Topwert. Nur die Gerd-Müller-Bayern der Saison 1971/72 übertrafen mit 101 Toren die Hunderter-Marke. „Klar, wenn’s geht“, sagte Flick, wolle man auch die magische 100 knacken. „Aber es gibt andere Ziele, die mir wichtiger sind.“Noch wichtiger als Tore, Tore, Tore sind dem Trainer Titel, Titel, Titel.
Hoeneß denkt längst über den 30. Meistertitel hinaus. „Ich glaube, wir sind an der Schwelle zu einer tollen Generation“, sagte der 68-Jährige bei Bayern 1. Er setzt auf die Mittzwanziger um Kimmich, Süle, Gnabry, Coman und zählte den noch an Manchester City gebundenen Sané beim Ensemble der Zukunft schon mal mit auf.
Kahn betätigte lieber die Transferbremse. Der 50-Jährige beobachtet den Transfermarkt in CoronaZeiten mit erheblicher Skepsis und erklärte, 30 oder 40 Millionen Euro seien für ihn keine „Peanuts“. Hoe52 neß würde auch den Leverkusener Kai Havertz „gerne haben“, aber diesen Millionen-Transfer hält er für eher unrealistisch. Aber auch so habe man „eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft“.
Neuer – Pavard (62. Odriozola), Alaba, Lucas Hernández (46. Cuisance), Davies – Kimmich, Goretzka – Coman (62. Perisic), Müller (75. Zirkzee), Gnabry (78. Batista Meier) – Lewandowski
Kastenmeier – Mat. Zimmermann (67. J. Zimmer), Zanka, A. Hoffmann, Gießelmann – Bodzek – Skrzybski, Morales (57. Sobottka (73. Pledl)), Stöger (57. Va. Berisha), Thommy (66. Suttner) - Karaman
Hartmann (Wangen im Allgäu) 1:0 Zanka (15./Eigentor), 2:0 Pavard (29.), 3:0 Lewandowski (43.), 4:0 Lewandowski (50.), 5:0 Davies (52.)