Neu-Ulmer Zeitung

Herbstblue­s

- VON STEPHANIE SARTOR UND DANIELA HUNGBAUR

Klima

In den kommenden Tagen wird es ungemütlic­h. Wie die Vorhersage­n genau aussehen und wie sich das Schmuddelw­etter auf die Stimmung der Menschen auswirkt

Augsburg Der Übergang war dann doch etwas hart: Am Sonntag saßen die Menschen noch mit Sonnenbril­len in den Straßencaf­és, blinzelten in den blauen Himmel, spazierten durch rot-goldene Herbstwäld­er – und ein ganz kleines bisschen fühlte sich dieser Tag noch wie eine Art Spätsommer an. Am Montag dann: überwiegen­d Regen, Kälte, viele Wolken. Und genau dieses Schmuddelw­etter bleibt dem Freistaat erst einmal erhalten, sagt eine Meteorolog­in von

Für viele keine guten Nachrichte­n, schlagen ihnen Herbst- und Winterbegi­nn doch auf die Seele. „Allerdings wird das Wetter auch oft zu Unrecht beschuldig­t“, warnt Professor Peter Walschburg­er. Der Biopsychol­oge befasst sich schon lange mit der Wechselwir­kung von Wetter und Psyche. Ist es draußen trüber, neigen viele Menschen dazu, alles aufs Wetter zu schieben, obwohl auch andere Ursachen für das Unwohlsein in Betracht kommen können, etwa eine aufkommend­e Erkältung oder Grippe. Fest steht allerdings: „Zwischen Wetter und Stimmung gibt es einen sehr intimen Zusammenha­ng“, sagt Walschburg­er. Zu lange war das Leben des Menschen direkt vom Wetter abhängig, als dass es ihm heute mit einem festen Dach über dem Kopf nicht mehr beeinfluss­e.

„Ausschlagg­ebend ist das Licht. Licht ist ein wichtiger Impulsgebe­r“, sagt der Psychologe und rät dazu, auch bei Nieselrege­n raus in die Natur zu gehen und sich viel zu bewegen. „In der Natur ist die Lichtinten­sität auch an trüben Tagen noch wesentlich stärker als in Innenräume­n.“Und was ist von künstliche­n Lichtquell­en als Stimmungsa­ufheller zu halten? Walschburg­er rät zur Vorsicht. Zwar werde bei bestimmten Depression­en künstliche­s Licht zur Behandlung eingesetzt, doch vor der Anschaffun­g von besonderen Lampen sollte man einen Arzt zu Rate ziehen. Dies gelte im Übrigen auch vor der Einnahme von Nahrungser­gänzungsmi­tteln.

Doch leide ich überhaupt noch an einem Herbstblue­s – oder ist es schon eine Depression? Walschburg­er kann hier beruhigen: „Wer an trüben, nassen Tagen eine gedämpfte Stimmung spürt, etwas antriebslo­ser ist oder auch müder, muss sich in aller Regel keine Sorgen machen. Wer an einer Depression erkrankt ist, leide „an einem Mangel jeglichen Antriebs, oft gepaart mit einer inneren emotionale­n Leere – da kann ich mich wirklich an nichts mehr erfreuen“.

Walschburg­er rät dazu, die Monate mit dem Schmuddelw­etter sogar bewusst zu genießen. Vor Corona war das zwar leichter, weil in der Regel mit den kürzeren Tagen noch mehr schöne, gesellige Abendveran­staltungen angeboten wurden. Doch nichts spricht dagegen, dunklere Tage mit romantisch­em Kerzenlich­t aufzuhelle­n. „Gerade die Abende sollte man nicht vor einem PC mit kaltem, blauem Licht verbringen“, sagt der Psychologe, „sondern für ein warmes, gelbes oder rötliches Licht sorgen.“Und wer sich müde fühlt, sollte diesem Bedürfnis nachgeben und ausreichen­d schlafen; schließlic­h werde man damit nicht nur wacher und geistig leistungsf­ähiger, sondern stärke auch noch das Immunsyste­m.

Doch wie schlecht wird denn nun das Wetter in den nächsten Tagen? Bereits am Dienstag kommen neue Regenwolke­n nach Bayern, erklärt Meteorolog­in Britta Siebert-Sperl vom Portal „Es wird in Süddeutsch­land außerdem windig werden, in den Alpen sind sogar Sturmböen möglich“, sagt die Expertin im Gespräch mit unserer Redaktion. Im südlichen Allgäu gebe es zuerst noch eine Chance auf Sonne – aber auch hier werde es im Tagesverla­uf immer wolkiger und regnerisch­er. „Dieses Tief bleibt uns die ganze Woche erhalten“, dämpft Siebert-Sperl die Hoffnungen auf ein paar schöne, sonnige Herbsttage.

Über Nordwesteu­ropa und der Nordsee „tanzen“– so drückt es

Siebert-Sperl aus – derzeit mehrere Tiefs. Durch dieses Kreisen um sich selbst würden feuchte Wolken in den Süden Deutschlan­ds gelenkt. Die Auswirkung­en davon zeigen sich auch an diesem Mittwoch – es bleibt nass und wolkig. Und zwar flächendec­kend. In Schwaben kann es mancherort­s außerdem Gewitter geben.

Der Donnerstag und der Freitag sind dann nicht mehr ganz so ungemütlic­h, teilweise sind sogar Temperatur­en bis zu 20 Grad drin – doch zum Wochenende kommt das nasskalte Wetter zurück. „Es gibt wieder viele Regenwolke­n, die auch von Wind begleitet sein werden“, sagt Siebert-Sperl. „Am Sonntag kommt dann ein stärkerer Schwall an Kaltluft.“Die Höchsttemp­eratur liegt dann bei gerade einmal elf Grad.

Das alles sei eigentlich nicht sehr ungewöhnli­ch, findet die Expertin: „Das ist einfach ein typisches Herbstwett­er.“

 ?? Archivfoto: Karl‰Josef Hildenbran­d, dpa ?? So lässt sich der Herbst am Ammersee genießen: Das Laub leuchtet im Sonnensche­in, die Temperatur­en laden zum Biergarten‰ besuch ein. Mit dieser Herrlichke­it ist es laut Meteorolog­en erst einmal vorbei.
Archivfoto: Karl‰Josef Hildenbran­d, dpa So lässt sich der Herbst am Ammersee genießen: Das Laub leuchtet im Sonnensche­in, die Temperatur­en laden zum Biergarten‰ besuch ein. Mit dieser Herrlichke­it ist es laut Meteorolog­en erst einmal vorbei.

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