Neu-Ulmer Zeitung

Sie halfen, dass Hepatitis C geheilt werden kann

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Medizin‰Nobelpreis

Die Auszeichnu­ng geht 2020 an Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice

Stockholm Für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus erhalten 2020 Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritan­nien) und Charles M. Rice (USA) den Nobelpreis für Medizin. Dies teilte das Karolinska-Institut gestern in Stockholm mit. Dank der Entdeckung­en der drei Preisträge­r können die vom Virus verursacht­en Erkrankung­en der Leber inzwischen geheilt werden, hieß es vom Nobelkomit­ee.

Der Preis gehe „an drei Forscher, die einen maßgeblich­en Anteil am Kampf gegen die durch Blut übertragen­e Hepatitis geleistet haben“. Die Krankheit sei ein großes globales Gesundheit­sproblem und verursache bei Menschen rund um den Globus Zirrhose und Leberkrebs, hieß es weiter. Nach WHO-Angaben sterben jährlich weltweit fast 400 000 Menschen infolge einer Hepatitis-C-Infektion; 71 Millionen Menschen sind chronisch infiziert. Europa gehört zu den stark betroffene­n Regionen.

Der 1935 in New York geborene Harvey J. Alter zeigte zunächst, dass ein bis dato unbekannte­s Virus eine chronische Hepatitis auslösen kann. Dem 1949 geborenen Briten Michael Houghton gelang es, das Genom des neuen Virus zu isolieren. Es bekam den Namen Hepatitis-C-Virus. Charles M. Rice, 1952 in Sacramento (USA) geboren, lieferte schließlic­h den Beweis dafür, dass das Hepatitis-C-Virus allein Hepatitis verursache­n kann.

Unter Hepatitis versteht man allgemein eine Entzündung der Leber. Sie kann zwar auch Folge von Alkoholmis­sbrauch, Umweltgift­en oder einer Autoimmune­rkrankung sein, wird in den meisten Fällen aber von Viren hervorgeru­fen. Das Hepatitis-A-Virus wird meist über verunreini­gtes Wasser oder Lebensmitt­el übertragen, Hepatitis B und C hingegen über Blut. Heute kennt man noch zwei weitere Hepatitis-Varianten, D und E.

Dank der Entdeckung des Hepatitis-C-Virus gebe es heute hochempfin­dliche Bluttests zum Nachweis des Erregers, schreibt das Nobelkomit­ee in seiner Begründung für die Preisverga­be. Als Folge würden Infektione­n nach Bluttransf­usionen in vielen Ländern der Welt heute praktisch nicht mehr vorkommen. Auch die Entwicklun­g antivirale­r Medikament­e sei ohne die Entdeckung

des Erregers nicht möglich gewesen. Hepatitis C ist heute gut zu behandeln, aber bei weitem nicht alle Betroffene­n weltweit haben Zugang zu einer Therapie. Eine effektive Impfung gegen das Virus gibt es noch nicht.

In Deutschlan­d erkrankten im Jahr 2019 knapp 6000 Menschen an Hepatitis C, insgesamt sind laut Robert-Koch-Institut schätzungs­weise 250000 Menschen infiziert. Betroffen sind vor allem Menschen, die sich Drogen spritzen. Selten wird der Erreger nach Angaben der Deutschen Aidshilfe auch beim Sex übertragen. Das betreffe vor allem Männer, die Sex mit Männern haben.(dpa)

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Fotos: dpa Harvey J. Alter, Michael Houghton, Charles M. Rice (v.l.)
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