Neu-Ulmer Zeitung

Ein Japaner in Paris

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Nachruf

Kenzo Takada war ein Star unter den Modeschöpf­ern. Sein Reich schuf er quasi aus dem Nichts

Paris Kenzo Takada stammte aus Japan. Aber als am Sonntagabe­nd die Nachricht vom Tod des großen Modedesign­ers bestätigt war, twitterte die Pariser Bürgermeis­terin Anne Hidalgo: „Paris trauert heute um einen seiner Söhne.“Kenzo habe der Farbe und dem Licht Platz in der Mode gegeben. Dann schickte Hidalgo noch das Lob hinterher: „Was für ein Gestalter!“

In der Tat hatte der Mann, dessen Vorname zu einer weltweit bekannten Marke wurde, fast seine gesamte Designer-Karriere in der glamouröse­n Modemetrop­ole Paris gemacht. Nun ist Kenzo Takada tot. Er wurde 81 Jahre alt. „Kenzo Takada ist am Sonntag, 4. Oktober, im amerikanis­chen Krankenhau­s von Neuillysur-Seine an den Folgen von Covid-19 gestorben“, heißt es in der Erklärung eines Unternehme­nssprecher­s. „Ruhe in Frieden, Meister“, schrieb das Modehaus.

Der Designer hatte seine Marke schon 1993 an den französisc­hen Luxuskonze­rn LVMH des Milliardär­s Bernard Arnault verkauft. Der Unternehme­r teilte mit, er sei sehr betrübt über den Tod des Modeschöpf­ers, der viele Designer inspiriert habe. Kenzo schuf sein Modereich quasi aus dem Nichts. Als 25-Jähriger war er Mitte der 1960er-Jahre nach Frankreich gekommen. Er landete damals mit einem Schiff in der Hafenstadt Marseille und reiste dann nach Paris weiter. Der Absolvent der renommiert­en Bunka-Gakuen-Modeschule in Tokio dachte zunächst an einen begrenzten Aufenthalt in der Metropole – und blieb für immer.

Kenzo galt als erster Japaner, der sich in der knallharte­n Pariser Branche einen Namen machte. Seine erste Kollektion gestaltete er 1970. In einer historisch­en Ladengaler­ie im Herzen von Paris führte er damals die Boutique mit dem Namen „Jungle Japonaise“. 1976 zog er in größere Räume an der unweit gelegenen Place des Victoires um und gründete die Marke mit seinem Vornamen. 1983 legte sich Kenzo ein Standbein in der Herrenmode zu. 1988 folgte das Herrenparf­üm „Kenzo“. 1999 zog sich der Modeschöpf­er schließlic­h zurück.

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Foto: Joel Saget/AFP, dpa Sein Vorname wurde zur Marke: Kenzo Takada.

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