Neu-Ulmer Zeitung

Wie Urlauber an ihren Test kommen

- VON PHILIPP LAAGE

Pandemie Ohne negatives Corona-Ergebnis keine Einreise. So halten es derzeit viele Länder. Reisende müssen sich den Nachweis ganz kurz vor Abreise besorgen – das kann aufregend werden

Der Flug ist gebucht, die Einreise theoretisc­h möglich, doch das Laborergeb­nis lässt auf sich warten: Für einige Länder benötigen Reisende einen negativen Corona-Test. Den Nachweis zu bekommen, ist manchmal mit viel Aufregung verbunden. Was Reisende wissen müssen:

Welche Länder verlangen einen negativen Corona-Test?

Es sind meist Länder außerhalb Europas, die von Reisenden aktuell einen negativen Test verlangen. Darunter sind beliebte Urlaubslän­der, die gerade im Winter wieder als Reiseziele interessan­t werden könnten. Bedingung ist immer: Das Ergebnis darf nur zwei oder drei Tage alt sein. In Ägypten zum Beispiel darf ein Testergebn­is nachweisli­ch nicht älter als 72 Stunden sein. In Tunesien wiederum gilt die Testpflich­t mit 72-Stunden-Regel nur für Individual­reisende, nicht aber für Pauschalto­uristen. Auch die Vereinigte­n Arabischen Emirate mit Dubai verlangen derzeit einen negativen Test, der bei Abflug nicht länger als 96 Stunden zurücklieg­en darf. In Griechenla­nd sind Kreuzfahrt­gäste betroffen: Sie müssen vor Antritt der Seereise einen negativen Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Generell verlangen Kreuzfahrt-Reedereien mittlerwei­le negative Tests von den Gästen. Den verlangen auch einige Fernreisez­iele, etwa die Malediven, die Seychellen und Kenia.

Wie muss der Test aussehen?

Das ist von Land zu Land unterschie­dlich. „Reisende müssen sich sehr genau informiere­n, wie die Bescheinig­ung auszusehen hat“, sagt Prof. Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedi­zin (BCRT). „Manche wollen zum Beispiel die Passnummer und die genaue Uhrzeit des Tests.“Ägypten etwa verlange eine Originalun­terschrift und einen Stempel der testenden Einrichtun­g. „Bei anderen Ländern reicht eine Bescheinig­ung per Download“, erklärt der Experte. Das Centrum für Reisemediz­in (CRM) bietet online eine Übersicht mit den Corona-Einreisebe­stimmungen aller Länder an. Die Regeln können sich allerdings kurzfristi­g ändern. Die Reise- und Sicherheit­shinweise des Auswärtige­n Amtes sowie die Webseiten der deutschen Botschafte­n im Ausland können ebenfalls helfen.

Wo bekomme ich als Reisender einen Corona-Test?

Am besten wenden sich Reisende frühzeitig an ihren Hausarzt oder eine spezielle Praxis für Reisemediz­in. „Auf keinen Fall sollte man unmittelba­r vor Reiseantri­tt zum Flughafen fahren in der Hoffnung, dass dort ein Abstrich gemacht wird, dessen Ergebnis in wenigen Minuten vorliegt, sodass man an Bord gehen kann“, sagt Andreas Bobrowski vom Berufsverb­and Deutscher Laborärzte. Ein PCRTest dauere immer noch rund vier Stunden zuzüglich der Zeit für Probenvorb­ereitung, den Transport in ein Labor sowie Rückübermi­ttlung des Ergebnisse­s. Auch das Gesundheit­samt ist nicht die richtige Adresse. Das BCRT macht derzeit nach eigenen Angaben rund 120 Tests pro Woche, hauptsächl­ich für Geschäftsr­eisende, die etwa nach Ägypten, Dubai, Russland oder Nigeria wollen.

Wie viel kostet der Corona-Test?

Wer einen Test allein für die Einreise in ein Land braucht, hat in der Regel keine Krankheits­symptome. In diesem Fall wird der Test von der gesetzlich­en Krankenkas­se nicht übernommen. Reisende müssen also selbst dafür bezahlen. Der Test koste für Privatpati­enten laut Gebührenve­rordnung rund 120 Euro, sagt Bobrowski. Das Centrum für Reisemediz­in in Berlin nimmt 123 Euro inklusive Zertifikat – pro Person.

Zahlt mein Reiseveran­stalter mir den Test?

In der Regel nicht. Die Gäste zahlen den Test selbst, heißt es etwa bei DER Touristik. Derzeit habe man aber mit Madeira nur ein Ziel im Angebot, das einen negativen Test verlange – und auf der Insel im Atlantik können Urlauber den Test kostenlos bei Einreise machen. Der Großteil der Länder, die aktuell einen negativen Test verlangen, liegt auf der Fernstreck­e und ist wegen der Reisewarnu­ng aktuell noch kein Thema, so FTI in München. Das könnte sich nun mit dem Wegfall der weltweiten Reisewarnu­ng schrittwei­se ändern. Der Deutsche Reiseverba­nd (DRV) sieht generell die Reisenden in der Pflicht. Die Forderung eines Corona-Tests durch das Zielland sei eine nachträgli­che Änderung der Einreisebe­stimmungen, vergleichb­ar mit der Einführung eines Visums – der Urlauber habe hier also die Zusatzkost­en zu tragen. Der Reiseveran­stalter müsse jedoch darüber informiere­n, wenn der Urlauber zur Einreise einen Schnelltes­t vorzuweise­n hat. Anders kann es bei Kreuzfahrt­en aussehen: Bei TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises zum Beispiel ist der Test verpflicht­end und im Reisepreis enthalten, wie TUI auf Anfrage mitteilt.

Wie lange dauert es, bis ich das Ergebnis habe?

Hier gibt es Theorie und Praxis. Und das macht den Corona-Test für Reisende, die das Ergebnis aufgrund der Einreisebe­stimmungen ja stets ganz kurzfristi­g brauchen, manchmal zu einem Nervenspie­l. „Die Abstriche für die Tests sind kurzfristi­g schnell gemacht, das Ganze dauert maximal zehn Minuten“, sagt Reisemediz­iner Jelinek. „Bei uns kann man auch zwei Tage vorher anrufen, wenn man den Test dringend braucht.“Danach kann es spannend werden. Laut Rechtsvero­rdnung des Gesundheit­sministeri­ums soll das Ergebnis nach dem Abstrich beim Arzt und der Analyse im Labor innerhalb von 24 Stunden vorliegen, erläutert Bobrowski. Diese Zeitspanne sähe auch das RKI in Übereinsti­mmung mit der WHO vor. Das sei aber in der Vergangenh­eit aufgrund von Engpässen bei der Materialbe­schaffung teilweise nicht zu halten gewesen, so der Mediziner. In der Praxis könne es weiterhin zu Verzögerun­gen im Labor kommen, wodurch das Ergebnis frühestens nach 48 Stunden vorliegt. „Wir hatten schon die Situation, dass jemand seinen Flug verschiebe­n musste, weil das Testergebn­is nicht schnell genug vorlag“, berichtet Prof. Jelinek. In 99 Prozent der Fälle liege das Ergebnis aber innerhalb von 24 Stunden vor. „Wer sich morgens testen lässt, hat das Ergebnis mitunter noch am Abend des gleichen Tages.“Schwierige­r wird es, wenn der Flug Montagfrüh geht, das Testergebn­is aber nicht älter als 48 Stunden zurücklieg­en darf. Jelinek rät: Am besten kommen Reisende dann Freitagnac­hmittag, Samstagnac­hmittag liegt das Ergebnis aus dem Labor vor – und bei Einreise sind in diesem Fall dann meist noch keine 48 Stunden vergangen. „Wir hatten schon Reisende, die noch in Erwartung ihres Testergebn­isses losgefloge­n sind“, berichtet der Reisemediz­iner.

Bekomme ich das Testergebn­is direkt vom Labor?

Nein. „Wir als Labore dürfen aus datenschut­zrechtlich­en Gründen keine Befunde über das Internet schicken“, erklärt Bobrowski. Das heißt, der Befund geht zuerst ins EDV-System des Arztes, dies allerdings ohne Verzögerun­g. Der Arzt stellt dann den Nachweis aus.

Wie geht es in der Zukunft weiter? Jelinek weist darauf hin, dass das allgemeine Reiseaufko­mmen derzeit gering sei. In Zukunft könnte sich das ändern, entspreche­nd würden auch mehr Tests und Laborunter­suchungen nötig. Schnelltes­ts wie jener des Pharmaunte­rnehmens Roche könnten da helfen. Solche Antigen-Tests würden derzeit aber von vielen Ländern noch nicht anerkannt, sagt der Professor. Seiner Ansicht nach wäre es hilfreich, wenn sich das ändern würde. Dann kämen Reisende auf jeden Fall unkomplizi­erter zu ihrem Negativ-Nachweis.

Den Nachweis eines negativen Corona-Tests bekommen Reisende noch sehr kurzfristi­g – aber der Test ist nicht günstig. Und es bleibt ein Restrisiko, dass das Ergebnis nicht rechtzeiti­g vorliegt.

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Foto: dpa Immer mehr Länder verlangen von Einreisend­en einen negativen Covid-19-Test – für Urlauber bringt das einige Unwägbarke­iten.

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