Neu-Ulmer Zeitung

Söder fordert einheitlic­he Corona‰Regeln

- VON ANDREA KÜMPFBECK UND MARKUS BÄR

Pandemie Kommunen reagieren auf steigende Infektions­zahlen mit weiteren Einschränk­ungen

Augsburg Die Deutschlan­d-Karte mit den Corona-Hotspots färbt sich dunkel, immer mehr Städte und Landkreise melden das Überschrei­ten der wichtigen Warnstufe von 50 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner in sieben Tagen. Am Wochenende wurden unter anderem Köln, Stuttgart, Essen und Mainz neu zu Risikogebi­eten erklärt, andere Großstädte wie Berlin, Frankfurt oder Bremen hatten schon zuvor die Warnmarke überschrit­ten, München liegt nur noch knapp darunter. In Bayern stiegen die Infektions­zahlen in Memmingen und Rosenheim sowie in den Landkreise­n Fürstenfel­dbruck und Regen laut RobertKoch-Institut (RKI) über die kritische Schwelle.

Die Städte und Kommunen reagierten umgehend mit schärferen Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens: In Berlin beispielsw­eise trat am Wochenende eine nächtliche Sperrstund­e in Kraft, Stuttgart bereitet diese vor, Köln schränkte das Trinken von Alkohol in der Öffentlich­keit stark ein. Auch die Maskenpfli­cht wurde vielerorts verschärft.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder machte sich für bundesweit schärfere Strafen bei Verstößen gegen die Masken-Pflicht stark. In mehreren Interviews forderte der CSU-Chef bundesweit einheitlic­he Bußgelder von 250 Euro. In Bayern gilt diese Regelung bereits. Die Corona-Infektions­zahlen seien „zu früh zu hoch“, sagte Söder im Fernsehen. „Ich hatte gehofft, dass diese Entwicklun­g erst später eintritt.“Entspreche­nd schnell gelte es jetzt zu handeln. „Ohne Panik, aber schon mit Vernunft und Umsicht“müsse man überlegen, welche Maßnahmen in Bayern nötig seien. Etwa frühere Sperrstund­en und keine größeren Partys und Feiern. „Wir wollen auf keinen Fall einen Lockdown“, betonte er. Aber: „Es wird langsam gefährlich.“

Für Kritik sorgt inzwischen das Durcheinan­der der Einschränk­ungen und Regelungen in den einzelnen Bundesländ­ern, wie die unterschie­dlichen Reisebesch­ränkungen und Beherbergu­ngsverbote der Länder für Menschen, die aus Hotspots anreisen wollen. Von einem „falschen Alarmismus“sprach der Vorstandsv­orsitzende der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung, Andreas Gassen, gegenüber der Osnabrücke­r Zeitung. „Wir müssen aufhören, auf die Zahl der Neuinfekti­onen zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange“, sagte er und sprach von einer oft eher kontraprod­uktiven „Regelungsw­ut“. Gassen schlug vor, das Infektions­geschehen stärker nach Altersgrup­pen aufzuschlü­sseln, um gezielter reagieren zu können.

Nach Angaben des RobertKoch-Instituts (RKI) meldeten die Gesundheit­sämter innerhalb eines Tages 3483 neue Corona-Infektione­n. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheit­sämter Daten melden. Allerdings zeigt ein Wochenverg­leich den starken Anstieg: Am Sonntag vor einer Woche waren 2279 Neuinfekti­onen gemeldet worden, am Sonntag vor zwei Wochen 1411.

Corona beschäftig­t derzeit auch den Deutschen Ethikrat, beispielsw­eise die Diskussion um die Einführung einer Immunitäts­bescheinig­ung. Diese könnten Menschen bekommen, die nach einer CoronaInfe­ktion genesen sind. „Wir sagen einhellig: Niemand weiß momentan genau, wie lange eine Immunität gegen Covid anhält und wie man die dauerhaft nachweisen könnte. Darum lehnen wir das ab“, sagte die Vorsitzend­e Alena Buyx unserer Redaktion im Interview am Montag. Eine solche Immunitäts­bescheinig­ung könne einer Diskrimini­erung gleichkomm­en.

Warum Ministerpr­äsident Söder im Corona-Dilemma steckt, erklärt Michael Stifter im Kommentar.

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