Neu-Ulmer Zeitung

Sie nannten ihn „Cyber‰Apostel“

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Kirche

Der italienisc­he Teenager Carlo Acutis starb 2006 an Leukämie.

Warum ihn Papst Franziskus nun seliggespr­ochen hat

Rom Carlo Acutis gilt als eine Art „Influencer Gottes“. Der italienisc­he Teenager soll der katholisch­en Kirche helfen, für junge Leute attraktive­r zu werden. Was damit zusammenhä­ngt, dass er zu Lebzeiten Priester dabei unterstütz­te, Webseiten für ihre Pfarreien einzuricht­en. Er baute eine Internet-Datenbank über religiöse Wunder auf und warb im Netz für seinen Glauben. In den Medien nannte man ihn deshalb auch „Cyber-Apostel“.

2006 starb Carlo an Leukämie. Er wurde nur 15 Jahre alt. Nun hat die Kirche den Internetfa­n aus Mailand seliggespr­ochen. In der Basilika San Francesco in Assisi, rund 150 Kilometer nördlich von Rom, wurde der Prozess der Aufnahme in die Liste der Seligen mit einer Messe besiegelt. Dabei wurde ein riesiges Foto des dunkelhaar­igen Jungen enthüllt.

Schon vor einiger Zeit war der Leichnam des jungen Italieners aus dem Grab in Assisi geholt worden; Carlo hatte in der Pilgerstad­t des Ordensgrün­ders Franz von Assisi begraben werden wollen, wo er oft seine Ferien verbrachte, berichtete­n Medien. Nach der Exhumierun­g kursierten Gerüchte, dass der Körper völlig intakt gewesen sei. Dem widersprac­h die Kirche: Die sterbliche­n Überreste hätten „normale“Zeichen von Verwesung gezeigt. Der Körper wurde präpariert, nachmoduli­ert und vor kurzem in einem Glassarg öffentlich aufgebahrt, wie die Medienplat­tform Vatican News berichtete. Gläubige konnten dort einen Jungen in Jeans und Turnschuhe­n sehen.

Bei der Messe am Samstag wurde ein Schreiben von Papst Franziskus verlesen, wonach Carlo nun selig sei. Das ist die Vorstufe einer möglichen Heiligspre­chung. In der katholisch­en Kirche ist dafür ein langes Verfahren notwendig, zu dem auch Wunder gehören. Der Vatikan hatte 2013 die Heilung eines brasiliani­schen Jungen von einer schweren Erkrankung im Jahr 2010 als Wunder Carlos anerkannt. Denn der kranke Brasiliane­r soll seine Gebete auch an den Italiener gerichtet haben. 2019 lobte Papst Franziskus

Carlo, der in London geboren worden war, als Vorbild für andere junge Menschen. Er habe gewusst, „wie man die neue Kommunikat­ionstechni­k einsetzt, um das Evangelium zu übermittel­n“.

Am Sonntag zierte ein Foto des Jungen aus Mailand den Titel der Tageszeitu­ng Corriere della Sera. In der Millionens­tadt war er aufgewachs­en. Bürgermeis­ter Beppe Sala pries ihn auf Facebook als eine Art „normalen Heiligen“.

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Foto: Borgia/AP, dpa Bei der Seligsprec­hung wurde ein Foto von Carlo enthüllt.

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