Demenz: Vorsicht bei HarndrangMedikamenten
Verschiedene Medikamente können Harndrang deutlich abmildern. Doch manche bergen für ältere Menschen womöglich unerwünschte Nebenwirkungen. Davor warnt die Deutsche Seniorenliga. Viele Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Anticholinergika beeinflussen die Leistung des Gedächtnisses demzufolge negativ – für Menschen mit Demenz oder Parkinson seien darum nur Anticholinergika geeignet, die nicht ins Hirn gelangen. Dieser Hinweis gelte auch generell für Menschen im hohen Alter. Der Hintergrund: Um übersteigerten Harndrang zu lindern und das Fassungsvermögen der Blase zu erhöhen, hemmen diese Medikamente den Botenstoff Acetylcholin und beheben so die gestörte Signalübertragung zwischen Blasenmuskel und Gehirn, wie die Seniorenliga erklärt. Acetylcholin komme aber nicht nur in der Blase, sondern überall vor, wo Nervenzellen sind – also auch im Gehirn: „Anticholinergika, die über die Blut-Hirn-Schranke ins zentrale Nervensystem gelangen, können daher das Denkvermögen beeinträchtigen.“
Fast zehn Jahre ist es her, dass Michael Montag eine Nachricht erhielt, die sein Leben von Grund auf veränderte: Er litt an Multipler Sklerose (MS). „Die Diagnose war für mich zunächst ein Schock“, erinnert er sich heute. Der Filialleiter und Familienvater, damals 42 Jahre alt, stand mitten im Leben, war immer unterwegs und viel unter Menschen. In der Folgezeit verschlechterten sich seine motorischen Fähigkeiten zusehends. Inzwischen ist er seit vier Jahren in Rente und auf den Rollstuhl angewiesen, wenn er längere Strecken zurücklegen will. Doch seine Geschichte ist nur auf den ersten Blick traurig und hoffnungslos. Denn seit vier Jahren hat er keine neuen Krankheitsschübe mehr erlitten. Er führt ein aktives Leben, arbeitet wieder ein paar Stunden, trifft sich mit Leuten und geht ins Fitnessstudio: „Je mehr ich mich bewegen kann, desto besser geht es mir.“
Einen wichtigen Beitrag dazu leistete die Therapie. In den vergangenen zwanzig Jahren sind einige Medikamente auf den Markt gekommen, die bei vielen Patienten das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. Sonst kann die chronische Autoimmunkrankheit, die mit ganz verschiedenen neurologischen Beschwerden einhergeht, die Beweglichkeit immer stärker einschränken. Michael Montag bekam zunächst Spritzen mit Interferonen. Medikamente mit diesen körpereigenen Botenstoffen werden schon seit den 1990er Jahren bei schubförmiger MS eingesetzt, um Schübe zu verhindern oder zumindest zu dämpfen. Seit einigen Monaten nimmt der 51-Jährige Tabletten mit dem Wirkstoff Siponimod, die im Januar neu zugelassen wurden. Seitdem hätten sich seine Fähigkeiten nicht weiter verschlechtert, meint Montag: „Heute habe ich zum Beispiel das Laub im Garten zusammengefegt, was mich aber schon sehr angestrengt hat. Diese schnelle Erschöpfung ist bei mir immer noch vorhanden.“
Der Bericht macht Hoffnung, macht aber auch klar: Trotz aller Verbesserungen in der Behandlung von MS gibt es derzeit kein Wundermittel, das die Patienten genesen lässt. „Bei jungen Menschen wird bei hochaktiver MS in einigen Ländern eine Knochenmarktransplantation durchgeführt und die MS erscheint zunächst wie geheilt“, sagt die Neurologin Prof. Dr. Judith Haas, Vorsitzende der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. „Die Daten dazu muss man aber mit Vorsicht im Langzeitverlauf betrachten.“Die Therapie ist nämlich noch