Neu-Ulmer Zeitung

Wie sich Narben behandeln lassen

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Dermatolog­ie

Die Behandlung ist allerdings oft zeitintens­iv und kann teuer werden. Welche Möglichkei­ten es gibt

Akne im Gesicht, Verbrennun­gen am Körper, Schnitte bei chirurgisc­hen Eingriffen: Immer können Narben zurückblei­ben. Wer die Spuren auf der Haut als Makel empfindet, der möchte sie oft ganz schnell loswerden. Doch so einfach ist es nicht. „Man kann mit verschiede­nen Verfahren das Aussehen von Narben verbessern, unsichtbar werden sie in aller Regel nicht“, sagt Prof. Philipp Babilas, Dermatolog­e am Hautzentru­m Regensburg.

Dazu kommt, dass die Behandlung ins Geld gehen kann: Wer sich dafür entscheide­t, sollte im Vorfeld klären, wer die Kosten trägt, rät Jochen Sunken von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Vor dieser Entscheidu­ng steht die Beratung durch spezialisi­erte Dermatolog­en oder Fachärzte für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie. Denn welches der Verfahren zum Einsatz kommt, hängt unter anderem vom Hautbild des Patienten und der Art der Narben ab. Narben sind eine Art Ersatzgewe­be, das der Körper bildet, um

Wunden zu schließen. Es gibt verdickte (hypertroph­e), eingesunke­ne (atrophe) und wuchernde Narben (Keloide). Sie lassen sich auf unterschie­dliche Weise behandeln:

Laserthera­pie Bei dieser Methode können Dermatolog­en durch kalkuliert­e Verletzung­en sehr gezielt eine Narbe behandeln, ohne angrenzend­es Gewebe zu zerstören. Sie eignet sich etwa zum Verbessern von Akne- oder Operations­narben. Der Nachteil: „Die Laserthera­pie ist zeitaufwen­dig“, so Babilas. Oft sind mehrere Sitzungen nötig.

Microneedl­ing Hierbei ist ein Gerät mit feinsten Nadeln gespickt, die bis zu 1000 Mal pro Minute in die Narbe piksen. Dadurch will man die Haut dazu bringen, Kollagen und Elastin zu bilden. Microneedl­ing kommt häufig bei glatten oder eingesunke­nen Narben zum Einsatz.

Chirurgisc­her Eingriff Bei einer großflächi­gen Narbe bietet es sich mitunter an, dass die Narbe herausgesc­hnitten und neu vernäht wird. Eine Alternativ­e könnte auch sein,

Haut zu verpflanze­n. Dabei entnimmt der Operateur Fettgewebe von einer unauffälli­gen Stelle am Körper und näht es über das Narbengewe­be. Der Nachteil bei diesen Varianten ist Babilas zufolge, dass neue Narben entstehen.

Kortisonbe­handlung Ein Facharzt spritzt mit einer dünnen Injektions­nadel Kortison in das Narbengewe­be. Das hemmt Entzündung­en und stoppt das Zellenwach­stum. Das komme vor allem bei verdickten

Narben und bei Keloiden infrage, schildert Babilas.

Abschleife­n Diese Vorgehensw­eise nennt sich Dermabrasi­on. Dabei werden etwa die Wülste von Keloiden oder die Ränder von Akne-Narben mit einem rotierende­n Schleifkop­f abgetragen. Das ist schmerzhaf­t, weshalb sie in Vollnarkos­e erfolgt. „Oft ist eine Nachbehand­lung nötig“, sagt Babilas. Zudem können sich erneut Narben bilden.

Was kosten die Behandlung­en? Allgemeine Aussagen zur Höhe der Kosten sind schwer zu machen, jeder Fall ist anders. „Es kommt nicht zuletzt auf die Größe der Narbe oder Narben an“, so Babilas. Eine Laserbehan­dlung kann nach seinen Angaben pro Sitzung mit im Schnitt 200 bis 500 Euro zu Buche schlagen, eine Kortisonbe­handlung mit etwa 100 Euro pro Sitzung. Die Finanzieru­ng kann zum Problem werden. „Die Entfernung von Narben allein aus ästhetisch­en Gründen ist grundsätzl­ich keine Leistung der gesetzlich­en Krankenver­sicherung“, sagt

Claudia Widmaier vom Spitzenver­band Bund der Krankenkas­sen (GKV) in Berlin. Anders sei es, wenn Versichert­e durch die Narbe in Körperfunk­tionen beeinträch­tigt sind. Bei entstellen­den Narben kommt es indes auf den Einzelfall an. „Eine Rolle spielt dabei, ob die Narbe sichtbar ist – zum Beispiel im Gesicht – oder ob die Narbe generell durch Kleidung verdeckt ist“, erläutert Verbrauche­rschützer Jochen Sunken. Soll eine Entfernung von Narben aus psychologi­schen Gründen erfolgen, besteht kein Anspruch gegenüber der Krankenver­sicherung. Sie zahlt laut Sunken die Psychother­apie, nicht aber die Narbenbeha­ndlung. Eventuell kommt ein anderer Kostenträg­er als die Krankenkas­se infrage. „Ist die Narbe zum Beispiel Folge eines Verkehrsun­falls, kann es sein, dass der Unfallgegn­er für die Kosten aufkommen muss“, so Sunken. War die Ursache ein Arbeitsunf­all, kommt die Berufsgeno­ssenschaft als Kostenträg­er infrage. Sabine Meuter, dpa

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Foto: Christin Klose, dpa Narben können Betroffene seelisch sehr belasten.

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