Neu-Ulmer Zeitung

Drogenrazz­ia: „Polizei hat ein Auge auf die Szene“

- VON THOMAS HECKMANN

Einsatz

Die Polizei durchsucht die Asylbewerb­erunterkun­ft in Neu-Ulm. Dabei stehen die Haupttäter im Fokus

Neu‰Ulm Drogen, gestohlene Fahrräder und ein Haftbefehl: Einen aufsehener­regenden Einsatz hat die Neu-Ulmer Polizei am Freitag durchgefüh­rt. Unter anderem wurde die Asylbewerb­erunterkun­ft in der Reuttier Straße durchsucht und dabei rund einhundert Gramm Marihuana, kleinere Mengen an Amphetamin und Kokain und mehrere gestohlene Fahrräder beschlagna­hmt. Nach Angaben der Polizei waren insgesamt 150 Beamte beteiligt. Und: Es war sicher nicht der letzte Einsatz an diesem Ort, teilt die Polizei mit.

Kurz vor 17 Uhr begannen an sechs Orten in Neu-Ulm und der Umgebung, darunter in Elchingen, Durchsuchu­ngen von Wohnungen – am auffälligs­ten war dabei die Durchsuchu­ng in der Neu-Ulmer Innenstadt. Ab dem Augsburger­Tor-Platz wurde eine der zwei stadtauswä­rts führenden Fahrspuren gesperrt, damit dort Polizeifah­rzeuge parken können. Auch die Nebenstraß­en waren voller Polizeifah­rzeuge, die Kennzeiche­n verrieten, dass nicht nur Beamte der NeuUlmer Schutzpoli­zei im Einsatz waren, sondern auch die Verkehrspo­lizei, der Operative Ergänzungs

Diensthund­eführer und Bereitscha­ftspolizis­ten.

In der Unterkunft durchsucht­en die Beamten Zimmer für Zimmer und fanden immer wieder Drogen. Alle Personen im Gebäude wurden kontrollie­rt, darunter waren einige, die sich widerrecht­lich in der Unterkunft aufhielten. Die bei dem Großeinsat­z beteiligte­n Mitarbeite­r des Neu-Ulmer Landratsam­tes sprachen gegen 16 Besucher ein Hausverbot aus, dadurch wird es der Polizei erleichter­t, gegen zukünftige unerwünsch­te Besuche vorzugehen.

Die Beamten vollstreck­ten einen Haftbefehl und sechs Durchsuchu­ngsbeschlü­sse, die auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Memmingen durch das Amtsgerich­t Memmingen erlassen wurden. Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen war ebenso mit Vertretern vor Ort.

Am Abend wurden immer wieder einzelne Personen mit Kleinbusse­n zur Polizeiins­pektion gefahren, um dort über Fingerabdr­ücke und die erkennungs­dienstlich­e Behandlung die Personalie­n herauszube­kommen. Einige Autos waren zudem unterwegs, um die sichergest­ellten Fahrräder zur Neu-Ulmer Dienststel­le zu bringen, bei denen es Zweifel gibt, dass die Nutzer rechtmäßig zu den Zweirädern gekommen sind.

Insgesamt leiteten die Beamten 18 Verfahren ein, darunter fünf wegen des Verdachts des illegalen Handels mit Betäubungs­mitteln und fünf wegen des Verdachts des Fahrraddie­bstahls. Elf Menschen wurden vorläufig festgenomm­en und nach beendeter Sachbearbe­itung wieder entlassen.

Mit einer nur kurzen Vorlaufzei­t hat Einsatzlei­ter Thomas Merk von der Polizeiins­pektion Neu-Ulm alle beteiligte­n Beamten zusammenbe­kommen, im Gespräch mit unserer Redaktion zeigte er sich mit dem

Erfolg der Aktion zufrieden. „Ziel der Razzia ist es, an Rauschgift­handel, Fahrraddie­bstählen und Gewaltdeli­kten beteiligte Personen zu identifizi­eren und bestehende Strukturen dahinter aufzudecke­n. Wir möchten die Haupttäter bestimmen“, sagt Merk.

Neben der Bekämpfung der Rauschgift- und Eigentumsk­riminalitä­t liege die Zielrichtu­ng der Durchsuchu­ngen darin, ein umfassende­s Bild über die Sicherheit­slage in der Unterkunft zu bekommen. Zusätzlich hat die Neu-Ulmer Polidienst, zei Belästigun­gen und Ruhestörun­gen im Blick, die von Bürgern aus dem Umfeld der Unterkunft gemeldet wurden. Überrascht zeigte sich Merk vor Ort, dass an der Absperrung mehrere Fußgänger auftauchte­n, die in die Asylbewerb­erunterkun­ft wollten. Bei ihnen wurden in der Kleidung Drogen gefunden, dort werden weitere Strafverfa­hren folgen. Auch aus dieser Erfahrung heraus versprach der Einsatzlei­ter, dass die Polizei unnachgieb­ig bleibe und die Durchsuchu­ng vom Freitag nicht die letzte Aktion in der Reuttier Straße sei. Denn die Durchsuchu­ngen und offensiven Maßnahmen der Polizei dienen dem Ziel, die Sicherheit­sstörungen in Zukunft zu reduzieren. „Gleichzeit­ig beobachten wir jetzt genau, ob die Maßnahmen am Freitag nachhaltig waren oder ob sich die Probleme nur verlagern. Die Neu-Ulmer Polizei hat ein Auge auf die Szene“, betont Merk. Und: „Wir möchten unter Beteiligun­g aller Ansprechpa­rtner eine dauerhafte Lösung. Auch die Ermittlung­sgruppe verfolgt sowohl Straftaten als auch niedrigsch­welligere Sicherheit­sstörungen weiterhin konsequent.“

Ihren Ursprung hatten die Ermittlung­en bereits im Jahr 2019. Die Neu-Ulmer Polizei gewann Erkenntnis­se

darüber, dass von mehreren Beteiligte­n, die in der Unterkunft wohnen, reger Handel mit Betäubungs­mitteln betrieben wird. Diese Erkenntnis­se verfestigt­en sich im Verlauf des Frühjahrs und Sommers. Zudem geriet auch das Feld der Eigentumsk­riminalitä­t in den Fokus der Beamten, mehrfach führten sie Ermittlung­sverfahren im Zusammenha­ng mit Fahrraddie­bstählen. Umschlagpl­atz war dabei jeweils die Asylbewerb­erunterkun­ft an der Reuttier Straße. Auch kam es schon zu mehreren Gewaltdeli­kten, bei denen Geschädigt­e betroffen waren, die nicht dort wohnten.

Die Ergebnisse dieser Ermittlung­en führten zur Gründung einer Ermittlung­sgruppe. In Summe führten die Polizeibea­mten über 30 Ermittlung­sverfahren, die in örtlichem Zusammenha­ng mit der Unterkunft standen – sowohl hinsichtli­ch Bewohnern als auch Besuchern. Die Polizeiins­pektion und die Kriminalpo­lizei führen in Zusammenha­ng mit dem Rauschgift­handel derzeit Verfahren gegen insgesamt sieben Männer im Alter von 17 bis 33 Jahren, darunter Verfahren wegen des illegalen Handels von Kokain und Marihuana in nicht geringer Menge oder der Abgabe von Marihuana an Minderjähr­ige. (mit cao)

Bürger haben sich über Belästigun­gen beschwert

 ?? Foto: Thomas Heckmann ?? Die Polizei hat am Freitag eine große Razzia in Neu‰Ulm durchgefüh­rt. Am auffälligs­ten zeigte sich der Einsatz rund um die Asylbewerb­erunterkun­ft an der Reuttier Straße. Bei den Durchsuchu­ngen wurden Drogen und vermutlich gestohlene Fahrräder beschlagna­hmt.
Foto: Thomas Heckmann Die Polizei hat am Freitag eine große Razzia in Neu‰Ulm durchgefüh­rt. Am auffälligs­ten zeigte sich der Einsatz rund um die Asylbewerb­erunterkun­ft an der Reuttier Straße. Bei den Durchsuchu­ngen wurden Drogen und vermutlich gestohlene Fahrräder beschlagna­hmt.

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