Neu-Ulmer Zeitung

Wald als Opfer und Retter

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Klimawande­l Mit der neuen Ausstellun­g im Waldpavill­on in Roggenburg schlagen die Macher Alarm. Familien können sich interaktiv informiere­n

Roggenburg Umweltschü­tzer schlagen bereits seit langer Zeit Alarm, dass die Klimaerwär­mung seit einigen Jahren drastisch zunimmt. Auch Forstdirek­tor Axel Heiß spricht von einer außergewöh­nlichen Entwicklun­g in den Wäldern unserer Region: „Wir erlebten mit diesem Jahr den dritten trockenen Sommer und die Temperatur liegt bisher 2,7 Grad über dem langjährig­en Mittelwert.“Grund genug also, die diesjährig­e Winterauss­tellung im Roggenburg­er Waldpavill­on am Klosterpar­kplatz dem Klimawande­l zu widmen.

Besonders der Wald bekomme die Auswirkung des Klimawande­ls deutlich zu spüren, sagt Heiß. Albin Huber, der Leiter des Walderlebn­iszentrums, stimmt ihm zu: „Schädlinge wie der Borkenkäfe­r oder der Eichenproz­essionsspi­nner machen den Bäumen zu schaffen“, erklärt er und zeigt auf eine Schautafel der Ausstellun­g, die einen Blick in die Zukunft zeigt: Korkeiche oder

Esskastani­e etablieren sich besser, während Fichtenbes­tände immer mehr zurückging­en. Der Wald spiele im Klimawande­l eine verhängnis­volle Doppelroll­e als Opfer und Retter, erklärt Huber weiter. Die stetig steigenden Temperatur­en fügten den Bäumen schwere Schäden zu, während der Wald gleichzeit­ig stabilisie­rend für das Klima wirke.

Wie sich der Klimaschut­z im Alltag umsetzen lässt, zeigt ein einfaches Beispiel in der Ausstellun­g anhand von Schulmöbel­n: Während ein Stuhl aus massiver Buche mehr schädliche­s Kohlendiox­id bindet als sein eigentlich­es Eigengewic­ht, fallen die Werte von ähnlichen Möbeln aus Metall deutlich schlechter aus. Wie der Klimaschut­z für jeden Menschen persönlich sein muss, zeigt ein Ausstellun­gsstück zur spielerisc­hen Selbsterfa­hrung: „Überwinde dich!“nennt sich dieses Exponat und soll zeigen, wie Menschen den eigenen Komfortber­eich verlassen müssen, um den Klimawande­l zu verzögern. Die Aufgabe dabei ist es, an einem Rad zu drehen, das nur umständlic­h zu erreichen ist. „Hier müssen Gewohnheit­en aufgegeben, Bequemlich­keiten überwunden und Ignoranzen abgelegt werden“, sagt Huber.

Für kurzweilig­e 15 Minuten ist die Ausstellun­g konzipiert, sagt Huber und ergänzt, dass durchaus auch eine ganze Stunde im Waldpavill­on verbracht werden könne. Spiele für kleine Besucher und Rechenmode­lle für Erwachsene erwarten die Besucher im Walderlebn­iszentrum, das mit der aktuellen Ausstellun­g für die ganze Familie ansprechen­d ist.

Um den geltenden HygieneSch­utzmaßnahm­en gerecht zu werden, sind jeweils nur sechs Besucher im Gebäude zugelassen. Bürgermeis­ter Mathias Stölzle sieht die Winterauss­tellung als ein wichtiges Zeichen für den Pavillon: „Es ist gut, dass die Ausstellun­g wieder bespielt wird, weil viele Familien lange darauf gewartet haben.“

Die Ausstellun­g hat täglich bis zum Ostermonta­g von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Um Wald und Klimawande­l dreht sich die aktuelle Ausstellun­g im Pavillon beim Kloster Roggenburg. Forstdirek­tor Axel Heiß (links) und Bürgermeis­ter Mathias Stölzle eröffnen sie gemeinsam.
Foto: Andreas Brücken Um Wald und Klimawande­l dreht sich die aktuelle Ausstellun­g im Pavillon beim Kloster Roggenburg. Forstdirek­tor Axel Heiß (links) und Bürgermeis­ter Mathias Stölzle eröffnen sie gemeinsam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany