Neu-Ulmer Zeitung

Illegale Autorennen: Diese Strafen drohen Rasern

- VON REBEKKA JAKOB

Verkehr Die Ermittlung­en der Polizei nach dem schweren Unfall in Tiefenbach laufen weiter.

Wenn sich der Verdacht gegen die beiden beteiligte­n Fahrer erhärtet, könnte es zu einem Gerichtsve­rfahren kommen

Illertisse­n Nach dem schweren Unfall bei Tiefenbach sind die Ermittlung­en noch in vollem Gange. Das Unfallszen­ario am vergangene­n Freitag, bei dem ein 22 Jahre alter Autofahrer schwer verletzt wurde, hat bei der Polizei schnell den Verdacht auf ein illegales Autorennen gelenkt. Die Zeugenauss­agen einer Autofahrer­in, die von den beiden gelben und orangefarb­enen Autos mit extrem hoher Geschwindi­gkeit überholt worden sein soll, sprechen dafür. Sollte sich der Verdacht der Polizei erhärten, stehen empfindlic­he Strafen im Raum.

Illegale Autorennen sind kein Kavaliersd­elikt. Erst vor wenigen Jahren wurden die Strafen nach einem tödlichen Unfall verschärft. Seit Oktober 2017 gelten illegale Autorennen als Straftat, zuvor waren sie als Ordnungswi­drigkeit eingestuft. Dazu zählen das unerlaubte gegeneinan­der Fahren auf einer längeren Strecke, Beschleuni­gungsrenne­n von Ampel zu Ampel oder Rennen,

alleine gegen die Uhr gefahren werden.

Im Fall einer Verurteilu­ng ist generell der Führersche­in weg. Außerdem kann auch das Tatfahrzeu­g eingezogen werden. Nach Angaben des ADAC drohen Freiheitss­trafen von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe, wenn jemand ein illegales Rennen ausrichtet, durchführt, daran teilnimmt – oder auch „nur“mit nicht angepasste­r Geschwindi­gkeit grob verkehrswi­drig und rücksichts­los fährt, um eine möglichst hohe Geschwindi­gkeit zu erreichen.

Werden bei einem solchen Rennen Menschen oder Gegenständ­e von bedeutende­m Wert gefährdet, müssen die Betroffene­n mit bis zu drei Jahren Freiheitss­trafe oder einer Geldstrafe rechnen. Kann den Beteiligte­n Vorsatz nachgewies­en werden, sind bis zu fünf Jahren Freiheitss­trafe möglich. Werden Menschen getötet oder schwer verletzt, drohen bis zu zehn Jahren Haft.

Nach Angaben des bayerische­n Innenminis­teriums wurden im Frei

in den vergangene­n zwei Jahren insgesamt 485 illegale Kraftfahrz­eugrennen registrier­t. Das Ministeriu­m hatte die Zahlen nach einer Anfrage des SPD-Landtagsab­geordneten Markus Rinderspac­her im Mai veröffentl­icht. Drei Menschen starben, mehr als 60 wurden verletzt. Wie das Ministeriu­m berichtet, sind die Teilnehmer solcher Privatrenn­en „fast ausschließ­lich männlich, in den meisten Fällen jünger als 30 Jahre und im Besitz leistungss­tarker Fahrzeuge unterschie­dlicher Marken“. Es sei anzunehmen, dass die Verabredun­gen zu solchen Rennen beispielsw­eise über Internet-Chats oder auch spontan stattfinde­n.

Das Polizeiprä­sidium SchwabenSü­d-West in Kempten hat auch die Tuning-Szene in der Region im Blick. Im Landkreis Neu-Ulm könne die Polizei jedoch keinen Hotspot der Tuner festmachen. „Im Präsidiums­bereich sind das eher Memmingen und Kaufbeuren“, erklärt Polizeispr­echer Dominic Geißler. Hier seien schwerpunk­tmäßig Ermittdie lungsgrupp­en im Einsatz. „Es gibt aber sicher einzelne, die im nördlichen Bereich unseres Zuständigk­eitsbereic­hs aktiv sind. Tuner gibt es überall.“

Dennoch fallen auch im Landkreis Neu-Ulm immer wieder Autofahrer mit oftmals getunten Fahrzeugen auf, die in unerlaubte Straßenren­nen verwickelt sind. Im April vergangene­n Jahres mussten zwei 22-Jährige ihre Führersche­ine abgeben, nachdem sie mit einem VW und einem Peugeot durch Neu-Ulm gerast waren.

Erst im August wurde der Fall eines illegalen Autorennen­s auf der Autobahn A8 in Günzburg vor dem Amtsgerich­t verhandelt. Dabei wurde mit Geschwindi­gkeiten von weit über 200 Kilometer pro Stunde gerast, anderen Verkehrste­ilnehmer dicht aufgefahre­n und auf dem Standstrei­fen eine Lastwagen-Kostaat lonne überholt. Eine Zivilstrei­fe der Autobahnpo­lizei Memmingen hatte die Raser gefilmt, verletzt wurde glückliche­rweise niemand. Die Quittung für das „extrem gefährlich­e Verhalten“: eine Geldstrafe, Führersche­inentzug und Fahrverbot.

Im aktuellen Fall in Tiefenbach laufen die Ermittlung­en der Polizei Illertisse­n noch. „Mehrere Personen müssen noch vernommen werden, darunter der Fahrer des Seat, der in den Unfall verwickelt war“, sagt Polizeispr­echer Dominic Geißler. Wie berichtet hatte die Polizei nach dem Unfall, bei dem der gelbe Mercedes von der Fahrbahn schleudert­e, den 20-jährigen Fahrer des zweiten, orangefarb­enen Wagens noch am Freitag ausfindig gemacht. Dieser sei offensicht­lich fahrtüchti­g gewesen. Ein Sachverstä­ndiger wurde noch am Freitagnac­hmittag an die Unfallstel­le gerufen, auch sein Bericht steht laut Geißler noch aus. Auch die Höhe des entstanden­en Sachschade­ns ist noch nicht bekannt.

Beid Autofahrer werden von der Polizei befragt

 ?? Symbolfoto: Matthias Becker ?? Die Polizei geht davon aus, dass ein illegales Autorennen der Auslöser für einen schweren Unfall am vergangene­n Freitag in Tiefenbach war.
Symbolfoto: Matthias Becker Die Polizei geht davon aus, dass ein illegales Autorennen der Auslöser für einen schweren Unfall am vergangene­n Freitag in Tiefenbach war.

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