Illegale Autorennen: Diese Strafen drohen Rasern
Verkehr Die Ermittlungen der Polizei nach dem schweren Unfall in Tiefenbach laufen weiter.
Wenn sich der Verdacht gegen die beiden beteiligten Fahrer erhärtet, könnte es zu einem Gerichtsverfahren kommen
Illertissen Nach dem schweren Unfall bei Tiefenbach sind die Ermittlungen noch in vollem Gange. Das Unfallszenario am vergangenen Freitag, bei dem ein 22 Jahre alter Autofahrer schwer verletzt wurde, hat bei der Polizei schnell den Verdacht auf ein illegales Autorennen gelenkt. Die Zeugenaussagen einer Autofahrerin, die von den beiden gelben und orangefarbenen Autos mit extrem hoher Geschwindigkeit überholt worden sein soll, sprechen dafür. Sollte sich der Verdacht der Polizei erhärten, stehen empfindliche Strafen im Raum.
Illegale Autorennen sind kein Kavaliersdelikt. Erst vor wenigen Jahren wurden die Strafen nach einem tödlichen Unfall verschärft. Seit Oktober 2017 gelten illegale Autorennen als Straftat, zuvor waren sie als Ordnungswidrigkeit eingestuft. Dazu zählen das unerlaubte gegeneinander Fahren auf einer längeren Strecke, Beschleunigungsrennen von Ampel zu Ampel oder Rennen,
alleine gegen die Uhr gefahren werden.
Im Fall einer Verurteilung ist generell der Führerschein weg. Außerdem kann auch das Tatfahrzeug eingezogen werden. Nach Angaben des ADAC drohen Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe, wenn jemand ein illegales Rennen ausrichtet, durchführt, daran teilnimmt – oder auch „nur“mit nicht angepasster Geschwindigkeit grob verkehrswidrig und rücksichtslos fährt, um eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen.
Werden bei einem solchen Rennen Menschen oder Gegenstände von bedeutendem Wert gefährdet, müssen die Betroffenen mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe rechnen. Kann den Beteiligten Vorsatz nachgewiesen werden, sind bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe möglich. Werden Menschen getötet oder schwer verletzt, drohen bis zu zehn Jahren Haft.
Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums wurden im Frei
in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 485 illegale Kraftfahrzeugrennen registriert. Das Ministerium hatte die Zahlen nach einer Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Markus Rinderspacher im Mai veröffentlicht. Drei Menschen starben, mehr als 60 wurden verletzt. Wie das Ministerium berichtet, sind die Teilnehmer solcher Privatrennen „fast ausschließlich männlich, in den meisten Fällen jünger als 30 Jahre und im Besitz leistungsstarker Fahrzeuge unterschiedlicher Marken“. Es sei anzunehmen, dass die Verabredungen zu solchen Rennen beispielsweise über Internet-Chats oder auch spontan stattfinden.
Das Polizeipräsidium SchwabenSüd-West in Kempten hat auch die Tuning-Szene in der Region im Blick. Im Landkreis Neu-Ulm könne die Polizei jedoch keinen Hotspot der Tuner festmachen. „Im Präsidiumsbereich sind das eher Memmingen und Kaufbeuren“, erklärt Polizeisprecher Dominic Geißler. Hier seien schwerpunktmäßig Ermittdie lungsgruppen im Einsatz. „Es gibt aber sicher einzelne, die im nördlichen Bereich unseres Zuständigkeitsbereichs aktiv sind. Tuner gibt es überall.“
Dennoch fallen auch im Landkreis Neu-Ulm immer wieder Autofahrer mit oftmals getunten Fahrzeugen auf, die in unerlaubte Straßenrennen verwickelt sind. Im April vergangenen Jahres mussten zwei 22-Jährige ihre Führerscheine abgeben, nachdem sie mit einem VW und einem Peugeot durch Neu-Ulm gerast waren.
Erst im August wurde der Fall eines illegalen Autorennens auf der Autobahn A8 in Günzburg vor dem Amtsgericht verhandelt. Dabei wurde mit Geschwindigkeiten von weit über 200 Kilometer pro Stunde gerast, anderen Verkehrsteilnehmer dicht aufgefahren und auf dem Standstreifen eine Lastwagen-Kostaat lonne überholt. Eine Zivilstreife der Autobahnpolizei Memmingen hatte die Raser gefilmt, verletzt wurde glücklicherweise niemand. Die Quittung für das „extrem gefährliche Verhalten“: eine Geldstrafe, Führerscheinentzug und Fahrverbot.
Im aktuellen Fall in Tiefenbach laufen die Ermittlungen der Polizei Illertissen noch. „Mehrere Personen müssen noch vernommen werden, darunter der Fahrer des Seat, der in den Unfall verwickelt war“, sagt Polizeisprecher Dominic Geißler. Wie berichtet hatte die Polizei nach dem Unfall, bei dem der gelbe Mercedes von der Fahrbahn schleuderte, den 20-jährigen Fahrer des zweiten, orangefarbenen Wagens noch am Freitag ausfindig gemacht. Dieser sei offensichtlich fahrtüchtig gewesen. Ein Sachverständiger wurde noch am Freitagnachmittag an die Unfallstelle gerufen, auch sein Bericht steht laut Geißler noch aus. Auch die Höhe des entstandenen Sachschadens ist noch nicht bekannt.
Beid Autofahrer werden von der Polizei befragt