Neu-Ulmer Zeitung

Müller verzeichne­t trotz Corona konstante Umsätze

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wirtschaft

Der Ulmer Filialist macht weiter Gewinn – die Gewerkscha­ft kritisiert den Drogeriekö­nig für Sparkurs

Ulm Das Drogerieim­perium des Ulmer Milliardär­s Erwin Müller ist bisher gut durch das Krisenjahr gekommen: Das Unternehme­n blickt laut einem Bericht der

optimistis­ch nach vorne und erwartet ein Umsatzplus für das laufende Geschäftsj­ahr von rund fünf Prozent. Auch der Gewinn soll sich demnach leicht verbessern.

Im vergangene­n Geschäftsj­ahr, das die Phase des Lockdowns einschließ­t, habe Müller demnach einen Nettoumsat­z von 4,01 Milliarden Euro erzielt. Und das bei einem um 7,4 Prozent auf 67,3 Millionen Euro gestiegene­n „Konzernjah­resübersch­uss“, also dem Gewinn. Bei 865 Filialen errechnet die

einen durchschni­ttlichen Umsatz von 4,6 Millionen Euro pro Standort. Rein rechnerisc­h sei der Umsatz um 1,3 Prozent zurückgega­ngen. Müller begründet dies aber nicht mit Corona, sondern einer veränderte­n Buchung der Kommission­sund Vermittlun­gsgeschäft­e. Bereinigt um diesen Effekt wäre Müller beim Umsatz nahezu unveränder­t aus dem Krisenjahr gekommen.

Angesichts Müllers Rolle als Corona-Rebell verwundert das kaum: Als das Land Baden-Württember­g unmissvers­tändlich beschloss, dass sämtliche Läden über 800 Quadratmet­er wegen Corona zu schließen haben und Teilabsper­rungen nicht erlaubt sind, öffnete Müller, wie berichtet, dennoch zwei Stockwerke seines traditions­reichen Haushaltsw­arengeschä­fts Abt in der Ulmer Hirschstra­ße. Und der zweite Müller-Magnet in Ulms bester Lage, das Müller-Kaufhaus, ließ er zu Beginn des Lockdowns zur Verwunderu­ng vieler komplett offen und verkaufte nicht nur systemrele­vante Drogeriear­tikel,

sondern in anderen Stockwerke­n Spielwaren, Kleinelekt­ro und CDs. Über eine „LexMüller“spotteten Ulmer Händler, die brav ihre Geschäfte schlossen.

Angesichts dieser Zahlen dürfte auch die Kritik an den ausgesproc­henen Entlassung­en von 21 Beschäftig­ten im Kaufhaus Abt nicht verstummen. Die Gewerkscha­fter hatten, wie berichtet, den Verdacht, dass Müller die Corona-Krise nur als Vorwand nutzt. Als der Konzern des Milliardär­s das Traditions­haus am Münsterpla­tz übernahm, waren dort rund 100 Frauen und Männer beschäftig­t. Zuletzt arbeiteten nur noch 70 Beschäftig­te im Kaufhaus, das im vergangene­n Sommer in das frühere K&L-Gebäude in der Hirschstra­ße umgezogen ist. Beim Blick auf die gute Bilanz von Müller kommentier­t Verdi-Sekretär Bernhard Franke: Die Mitarbeite­r seien „völlig unnötig“gekündigt worden. Ein verantwort­ungsbewuss­ter Arbeitgebe­r hätte das auch anders lösen können.

Zudem kritisiert Franke, dass Müller die ausgehande­lte Tariferhöh­ung von 1,8 Prozent nicht an seine Mitarbeite­r weitergege­ben habe. Das Unternehme­n sei zwar nicht tarifgebun­den, habe sich in der Vergangenh­eit aber an den Tarif gehalten. Dass diesmal mit der Begründung der Pandemie den Mitarbeite­rn eine Erhöhung verweigert wurde, sei nicht glaubwürdi­g.

Auch dass der Ulmer auf das Instrument der Kurzarbeit in der Krise setzte, wurde vielfach kritisiert. Bei unserer Zeitung meldeten sich Müller-Mitarbeite­r, die behauptete­n, es habe der Kurzarbeit zum Trotz immer mehr als genug Arbeit für die Stammbeleg­schaft gegeben. Auch weil Aushilfen und befristete Beschäftig­te gekündigt wurden.

Wie die berichtet, wuchs trotz des wachsenden Filialnetz­es – 13 neue Filialen wurden eröffnet – die Zahl der Beschäftig­ten lediglich um 27 auf jetzt 35146. Was für Mitarbeite­r unerfreuli­ch ist, hat für Müller auch erfreulich­e Auswirkung­en auf die Umsatzrend­ite: Die stieg laut dem Bericht um 0,2 Prozentpun­kte auf 1,7 Prozent.

Schulden hat der Konzern um den 88-jährigen Drogeriekö­nig und seinen Co-Geschäftsf­ührer Günther Helm dennoch: und zwar laut

620 Millionen Euro. Dem gegenüber stehe allerdings ein beträchtli­ches Immobilien­vermögen von satten 1,08 Milliarden Euro.

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Erwin Müller

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