Neu-Ulmer Zeitung

So wappnen Sie sich gegen Einbrecher

- VON SABRINA KARRER

Kriminalit­ät Der 25. Oktober gilt als Tag des Einbruchsc­hutzes. Wir haben den Landkreis Neu-Ulm unter die Lupe genommen: Wie oft kommt es vor, dass Unbekannte in Wohnungen einsteigen – und was wirkt geradezu einladend auf sie?

Landkreis Ein Lichtkegel durchdring­t die Nacht. Ein Kratzen und Knacken, das Fenster springt auf. Schon huscht ein dunkler Schatten durchs Zimmer. Szenen wie diese, die in einen Krimi passen würde, spielen sich wohl täglich in Deutschlan­d ab, in Wohnungen, aber auch Firmen, Kindergärt­en, Vereinshei­men. Im Kreis Neu-Ulm ereigneten sich 2019 mehrere Hundert Einbrüche. „Sorgen Sie vor“, rät die Polizei gerade jetzt, zu Beginn der dunklen Jahreszeit. Wie das geht.

Im vergangene­n Jahr verzeichne­te die Polizei im Landkreis rund 450 Einbruchsd­elikte, davon etwa 85 sogenannte Wohnungsei­nbruchdieb­stähle. Das sind jeweils etwas weniger als 2018. Für das aktuelle Jahr kann die Polizei eine Tendenz abgeben: Von Januar bis September zeigte der Trend im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr „stark nach unten“. Das hängt mit Corona zusammen: „Während des Lockdowns wurde ausgesproc­hen wenig eingebroch­en, weil viele Menschen zu Hause blieben und reisende Tätergrupp­en durch die Regeln zum Infektions­schutz gehemmt waren“, berichtet Dominic Geißler, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West.

Ein Brennpunkt im Landkreis Neu-Ulm ließe sich nicht ausmachen, aber: „Tendenziel­l wird in Ballungsrä­umen vermehrt eingebroch­en.“Auch die Nähe zur Autobahn spiele eine Rolle, da sich reisenden Tätergrupp­en so ein schneller Fluchtweg erschließt.

Die Entwicklun­g im Landkreis gleicht derjenigen im gesamten Zuständigk­eitsgebiet des Präsidiums: Wohnungsei­nbruchdieb­stähle sind demnach rückläufig. 2016 war mit insgesamt 503 registrier­ten Fällen der vorläufige Höhepunkt des Phänomens erreicht. 2019 nahmen die Beamten noch 273 Einbrüche in Privathaus­halte auf. In den vergangene­n vier Jahren sank deren Zahl somit um rund 45 Prozent.

Trotzdem bleibe die Verhütung und Aufklärung von Wohnungsei­nbrüchen ein Schwerpunk­t in der kriminalpo­lizeiliche­n Arbeit. „Eingriffe in den höchst persönlich­en Lebensbere­ich der Menschen hinterlass­en, nebst den Beuteschäd­en, oft auch tief greifende emotionale Spuren bei den Opfern“, weiß der leitende Kriminaldi­rektor Michael Haber. Für die Betroffene­n seien die psychische­n Auswirkung­en oftmals viel gravierend­er als materielle

Das könne sogar so weit gehen, dass sich Menschen nach einem Einbruch eine neue Wohnung suchen, weil sie sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen.

Erfahrungs­gemäß schlagen Kriminelle im Winterhalb­jahr häufiger zu: Fast die Hälfte der Wohnungsei­nbrüche wurden 2019 in den Monaten Oktober bis Februar gezählt, so das Präsidium. Michael Haber rät deshalb zur Prävention: „Je mehr Zeit die Täter brauchen, um in ein Haus einzudring­en, desto größer ist die Wahrschein­lichkeit, dass es beim Versuch bleibt.“Unterm Strich würden mehr als 40 Prozent der Einbruchsv­ersuche scheitern. Die Polizei gibt Verhaltens­tipps, für

zu Hause und unterwegs, damit ungebetene Gäste nicht weit kommen:

Unauffälli­g sein. Erregen Sie kein Aufsehen, wenn Sie das Haus verlassen. Informiere­n Sie vertrauens­würdige Personen, dass und wie lange Sie weg sein werden.

Richtig absperren. Ziehen Sie die Haustür nicht nur ins Schloss, sondern sperren Sie zweifach ab. Schließen Sie auch Fenster, Balkonund Terrassent­üren. Für Gartentore empfiehlt sich ein Kettenschl­oss. Abgesperrt werden sollten auch Autos und Fahrräder, Letztere an einem unbeweglic­hen Gegenstand.

Schlüssel sorgsam aufbewahre­n. Lassen Sie keine Schlüssel in Schlössern stecken. Auch Verstecke im Freien sind nicht sicher, denn EinSchäden.

brecher wissen womöglich aus Erfahrung, wo sie suchen müssen. Stattdesse­n: Schlüssel mitnehmen oder einer Vertrauens­person geben.

Verunsiche­rn. Es gibt sogenannte Klingelunt­erbrechers­chalter. Sind sie eingeschal­tet, verhindern sie das Läuten, wenn jemand die Klingel drückt. Ein Einbrecher kann dann nicht einschätze­n, ob niemand zu Hause ist oder ob der Bewohner die Klingel nur nicht gehört hat.

Vortäusche­n, zu Hause zu sein. Das geht zum Beispiel mit einem Fernsehode­r Schattensi­mulator. Letzterer erzeugt Schatten, die sich bewegen – als wäre jemand im Raum. Das Fake-TV wiederum erzeugt Lichteffek­te. Per Zeitschalt­uhr oder Smart-Home-Steuerung lässt sich in

Räumen hin und wieder das Licht ein- und ausschalte­n. Auch elektrisch­e Rollladen können so morgens hoch- und abends herunterge­fahren werden. Es gibt aber auch analoge Möglichkei­ten. Bitten Sie Nachbarn, Freunde oder Familienan­gehörige, den Briefkaste­n regelmäßig zu leeren, die Blumen zu gießen oder ab und an in Ihrer Einfahrt zu parken, während Sie verreist sind.

Infos zurückhalt­en. Leiten Sie Anrufe auf das Handy um, statt eine Abwesenhei­tsnotiz auf dem Anrufbeant­worter zu hinterlass­en. Bringen Sie auch keine solche Notiz an der Tür an. Wer ein Paket erwartet, kann den Nachbarn informiere­n. Es empfiehlt sich zudem, für den Zeitraum der Abwesenhei­t Lieferdien­ste abzubestel­len. Außerdem: Niemals Kontaktdat­en auf den Schlüssela­nhänger und das Gepäck schreiben, mit denen man unterwegs ist.

Keine Aufstiegsh­ilfen anbieten. Leitern und Gartengerä­te gehören ins Haus oder in einen verschließ­baren Schuppen. Auch Mülltonnen sollten nicht im Freien stehen.

Wertvolle Gegenständ­e sicher auf‰ bewahren. Wertgegens­tände wie Bargeld und Schmuck sollten in einem polizeilic­h empfohlene­n Safe oder bei der Bank deponiert werden. Die Polizei rät auch, eine Liste zu führen und diese ebenfalls im Safe oder in der Bank aufbewahre­n. Für Einbrecher verführeri­sche Dinge wie Handys oder Kameras sollten so im Haus platziert werden, dass sie von draußen nicht sichtbar sind.

Auf Technik setzen. Neben Achtsamkei­t empfiehlt die Polizei einen „soliden Grundschut­z von Fenstern und Türen“, bestenfall­s ergänzt durch Meldetechn­ik. Aktivieren Sie, wenn vorhanden, die Alarmanlag­e und unterricht­en Sie einen vertrauens­würdigen Nachbarn, was bei Alarm zu tun wäre.

Bei all den bedrohlich wirkenden Szenarien gibt es auch beruhigend­e Nachrichte­n zum Thema Einbrüche – dann, wenn die Polizei Täter dingfest macht. Im April beispielsw­eise wurden zwei Männer erwischt, nachdem sie in eine Neu-Ulmer Firma einsteigen wollten. Bei der Festnahme hielt einer sogar noch ein Brecheisen in der Hand. Zuvor war den Dienststel­len in Neu-Ulm, Burgau und Günzburg aufgefalle­n, dass sich Einbrüche in Gewerbegeb­ieten gehäuft hatten, den Ermittlung­en zufolge begangen von ein- und denselben Tätern. Insgesamt wurden den 26- und 51-Jährigen 24 Einbrüche in Betriebe in den Kreisen NeuUlm und Günzburg zur Last gelegt.

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Foto: Alexander Kaya Einbrecher halten Ausschau nach Fenstern, die nicht richtig verschloss­en sind.
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DONNERSTAG, 22. OKTOBER 2020

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