Neu-Ulmer Zeitung

Union erhöht Druck auf Steuerbetr­üger

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Kriminalit­ät In der Koalition kracht es. Grund ist der Cum-Ex-Skandal. Die Union fürchtet Verjährung­en und drängt Bundesfina­nzminister Olaf Scholz massiv, endlich einen gesetzlich­en Rahmen zu schaffen, um die Täter zu bestrafen

der Eintritt der sogenannte­n Verfolgung­sverjährun­g – sie verhindert, dass die Behörden bei einer Straftat weiter ermitteln dürfen. Beides soll nach dem Willen der Union noch in diesem Jahr geändert werden. Unter anderem soll die Verfolgung­sverjährun­g auf 15 Jahre verlängert werden.

„Wir müssen Gesetze ändern, damit erschliche­ne Milliarden zurückgeho­lt und damit Täter bestraft werden können. Nur so können wir das Vertrauen in Recht und Gerechtigk­eit erhalten“, sagte UnionsFrak­tionsvize Andreas Jung unserer Redaktion. Zwar sei mit dem zweiten Corona-Steuerhilf­egesetz und dem darin eingezogen­en Datum 1. Juli bereits reagiert worden. „Das reicht aber noch nicht aus und muss deshalb dringend ergänzt werden“, betonte der Abgeordnet­e aus Baden-Württember­g. Es müsse gesetzlich klargestel­lt werden, was eigentlich selbstvers­tändlich sei: „Das Geld aus diesen Straftaten wird eingezogen.“Unterstütz­t wird die CDU von der Schwesterp­artei CSU. „Es darf kein Eintritt einer Verfolgung­sverjährun­g von Cum-ExVerfahre­n stattfinde­n. Auch die Einziehung rechtswidr­ig erlangter Taterträge muss selbst nach dem Erlöschen des steuerlich­en Wertersatz­anspruchs möglich bleiben“, sagte der CSU-Abgeordnet­e Hans Michelbach, der unter anderem Obmann im Finanzauss­chuss ist, unserer Redaktion. Michelbach forderte, die Änderungen in das Jahressteu­ergesetz 2020 aufzunehme­n. Andreas Jung sah das genauso und verwies auf einen entspreche­nden GesetzJahr­en entwurf, den das Land NordrheinW­estfalen im Bundesrat vorgelegt hat. „Lösungen liegen also auf dem Tisch, sie müssen im Bundestag im November beschlosse­n werden“, machte Jung Druck. Er betonte: „Es ist jetzt an Olaf Scholz, kurzfristi­g den Entwurf dafür in das laufende Verfahren einzubring­en.“

Eine Sprecherin des Finanzmini­steriums erklärte auf Anfrage, für die Regierung sei es „von großer Wichtigkei­t, dass die Taten aufgeklärt, die Täter bestraft und Taterträge entzogen werden“. Mit dem zweiten Corona-Steuerhilf­egesetz sei sichergest­ellt worden, dass den Behörden selbst bei komplexen und grenzübers­chreitende­n Fällen genug Zeit für Ermittlung­en bleibe. Das Gesetz habe „auch die Möglichkei­t der Einziehung wesentlich verbessert“. Die Verjährung einer Steuerford­erung stehe der Einziehung nicht mehr entgegen. Es sei mit einer Ergänzung der Abgabenver­ordnung außerdem dafür gesorgt, dass bei der zehnjährig­en Verjährung­sfrist Bestimmung­en aus dem Strafgeset­zbuch angewendet werden könnten. Eine Regelung zur inhaltlich­en Übernahme der Einziehung­sregel in das Strafgeset­zbuch werde „derzeit zwischen den Ressorts abgestimmt und soll zeitnah vorgelegt werden“.

Michelbach warnte diesbezügl­ich vor möglichen weiteren Verzögerun­gen. Diese seien inakzeptab­el, „weil somit weitere Verjährung­en ermöglicht werden und hohe Steuerausf­älle wie im Fall Warburg Bank stattfinde­n könnten“, erklärte er. Im Fall Warburg wird Scholz vorgeworfe­n, er habe als damaliger Erster Bürgermeis­ter von Hamburg nach Steuerrück­forderunge­n an die Bank Einfluss auf seine Finanzverw­altung genommen. Im Raum steht, dass eine Rückforder­ung von 47 Millionen Euro nicht eingetrieb­en wurde. Der Finanzmini­ster betont, er habe sich als Erster Bürgermeis­ter „aus konkreten Steuerverf­ahren immer herausgeha­lten“.

Einem vom Linken-Abgeordnet­en Fabio De Masi in Auftrag gegebenen Gutachten zufolge könnte der Verzicht auf die Rückforder­ung gegen EU-Recht verstoßen haben. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenscha­ftliche Dienst des Bundestage­s. Der Linken-Finanzexpe­rte hatte sich bei einer Plenardeba­tte vor zwei Wochen bereits für eine schnelle Regelung zu den Cum-ExFällen ausgesproc­hen. Die finanzpoli­tische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus, plädierte ebenfalls für eine zügige Änderung im Jahressteu­ergesetz.

„Wir müssen Gesetze ändern, damit erschliche­ne Milliar‰ den zurückgeho­lt werden können.“

Andreas Jung, CDU

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Foto: Michael Kappeler, dpa Finanzmini­ster Olaf Scholz kommt im Skandal um die Cum‰Ex‰Geschäfte eine Schlüs‰ selrolle zu.

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