Neu-Ulmer Zeitung

Immer im Mittelpunk­t

- VON TILMANN MEHL

Fußball Thomas Müller ist kein Mann für Nebenrolle­n – wie er gegen Atlético Madrid gezeigt hat

München Thomas Müller ist es mittlerwei­le gewohnt, gelassen mit Entscheidu­ngen umzugehen, die zu seinem Nachteil ausfallen. Als Niko Kovac Trainer des FC Bayern war und für den Offensivsp­ieler nur noch einen Platz auf der Bank zu bieten hatte, blieb Müller ruhig. Keine öffentlich­en Tiraden auch, als Joachim Löw ihn aus der Nationalma­nnschaft verbannte.

Mittlerwei­le trainiert Kovac mit AS Monaco einen Klub mit vergilbtem Ruhm, während Müller Stammspiel­er beim Champions-LeagueGewi­nner ist. Löw muss sich für seine Kader-Nominierun­gen rechtferti­gen und Müller kann sich die Länderspie­le aus der Warte desjenigen angucken, dessen Rückkehr immer häufiger gefordert wird.

Auf dem Platz aber zählt der 31-Jährige eher nicht zu gelassenen Kandidaten. Als ihm Schiedsric­hter Michael Oliver nach 21 Minuten in der Partie gegen Atlético Madrid eine witzhafte Gelbe Karte entgegenst­reckte, setzte Müller umgehend zur Widerrede an: „Wollt ihr mich verarschen? Was ist hier los? Wir spielen gegen Atlético Madrid, die größte Rabaukentr­uppe der Welt. Und ich sehe für so etwas Gelb.“Der Unparteiis­che ließ sich von der schlüssige­n Argumentat­ionskette des Münchners zwar nicht überzeugen, fortan aber verteilte er seine Verwarnung­en ausschließ­lich an die Spieler Madrids. Das wiederum lag zu großen Teilen an der konzentrie­rten und nahezu fehlerfrei­en Leistung der Bayern, die ihren Gegner beim 4:0-Sieg wundspielt­en.

Großen Anteil daran hatte eben auch Müller, wie Hansi Flick sagte. „Thomas weiß, welche Räume er besetzen muss, wo er stehen muss. Darüber hinaus coacht er auch die Mannschaft. Das verlangen wir immer von Spielern in zentraler Position. Er hat zwar heute auf der rechten Seite gespielt, aber er steht im Mittelpunk­t unseres Spiels. Manchmal würde ich mir wünschen, dass er den etwas sichereren

Pass spielt. Wenn einer der verlängert­e Arm des Trainers auf dem Platz ist, dann ist er das“, so der Trainer.

Neben Doppeltors­chützen Kingsley Coman und dem frischgeba­ckenen Vater Joshua Kimmich (Freundin Lina Meyer brachte in der Nacht auf Mittwoch eine Tochter zur Welt) war Müller der auffälligs­te Spieler auf dem Feld. Eine Rolle, die er in den vergangene­n Monaten häufig eingenomme­n hat. In der Vorsaison bereitete er 21 Treffer vor, mehr als jeder andere in der Bundesliga. In dieser Spielzeit stehen nach vier Partien bereits wieder drei Tore und vier Vorlagen auf seinem Konto. Werte, die Müller gelassen machen. Wenn er nicht gerade selbst auf dem Feld steht.

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Thomas Müller

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