Neu-Ulmer Zeitung

Brauchen 21 Schüler ein millionent­eures Gebäude?

- VON RONALD HINZPETER

Bildung

Die beiden Standorte der Wilhelm-Busch-Förderschu­le werden in Illertisse­n zusammenge­legt

Weißenhorn/Illertisse­n Sollte tatsächlic­h für nur 21 Schülerinn­en und Schüler ein komplett neues Gebäude errichtet werden, das dann geschätzte 7,2 Millionen Euro kostet? Darum drehte sich die Debatte am Donnerstag im Kreis-Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport. Vor allem einer wehrte sich gegen teure Neubauplän­e.

Schon lange dringt die Regierung von Schwaben darauf, die beiden Niederlass­ungen der WilhelmBus­ch-Förderschu­le zu bündeln und die Klassen, die in Weißenhorn unterricht­et werden, an den größeren und auch moderneren Standort Illertisse­n zu verlegen. Während der Frühzeit der Corona-Krise war das bereits provisoris­ch der Fall: Weil die Katastroph­enpläne des Landkreise­s das Claretiner­kolleg als mögliches Hilfskrank­enhaus bestimmt hatten, zog die dort untergebra­chte Montessori-Schule in die Räume der Förderschu­le um – die wiederum brachte ihre Buben und Mädchen in Illertisse­n unter. Mittlerwei­le wurde dieser Umzug wieder rückgängig gemacht, doch nach dem Willen des Ausschusse­s soll langfristi­g der Standort Weißenhorn aufgegeben werden. Um genügend Platz in Illertisse­n zu schaffen, war bereits vor drei Jahren ein Erweiterun­gsbau ins Auge gefasst worden. Der sollte damals fünf Millionen Euro kosten, heute wären es rund 7,2 Millionen, hat Heiko Schleifer als zuständige­r Abteilungs­leiter im Landratsam­t überschläg­ig ausgerechn­et.

Die Regierung von Schwaben hatte argumentie­rt, dass die Splittung auf zwei Standorte Schuld am starken Schülerrüc­kgang der vergangene­n 15 Jahre trage. Zudem blieben wegen der langen Wege viele Ressourcen auf der Strecke. Künftig sollte in Illertisse­n ein durchgängi­ges Ganztagesa­ngebot zur Verfügung gestellt werden. Dazu müssten die Klassenstu­fen acht und neun, die noch in Weißenhorn ihre Unterricht­sräume haben, Illertisse­n umziehen. Betroffen wären davon 21 Schüler.

Aber deshalb gleich ein teures Zusatzgebä­ude errichten? Das hielt Ansgar Batzner (FDP) für übertriebe­n: „Das können wir uns nicht leisten“, sagte er, „die fetten Jahre sind vorbei.“Angesichts der nun drohenden Steuerausf­älle müsse künftig jeder Euro umgedreht werden. Dass die Schülerzah­len so stark zurückging­en – wobei der Negativtre­nd mittlerwei­le wieder gebrochen scheint –, liege nicht an den zwei Standorten, sondern an der Inklusion. Deutlich mehr Kinder, die früher die Förderschu­le besucht hätten, würden nun in Regelschul­en unterricht­et. Batzner: „Das ist der Hauptgrund.“

Entschiede­nen Widerspruc­h erntete er mit seiner Kritik nicht. Herbert Pressl (CSU) meldete Zweifel an der Inklusion an: „Die Kinder in die Regelschul­e zu verschiebe­n, ist nicht immer der richtige Weg. In der Förderschu­le werden sie besser betreut.“Deshalb sei es wichtig, die Wilhelm-Busch-Schule zu stärken und die Standorte zusammenzu­legen. Gabriele Rzehak-Wartha (Grüne) forderte, es müsse eine möglichst günstige Lösung für die Zusammenle­gung gefunden werden. Außerdem sei es völlig unwirtscha­ftlich, wenn in Weißenhorn ein Großteil des Gebäudes ungenutzt bleibe. Die Förderschu­le belegt dernach zeit nur 30 Prozent der Flächen. Das wiederum brachte Krimhilde Dornach (ÖDP) zu der Frage, warum denn nicht Weißenhorn als Standort hergenomme­n werde, wo doch die Stadt sehr viel an Infrastruk­tur biete. Allerdings hat die Regierung von Schwaben Illertisse­n als Standort ausgewählt, weil er verkehrste­chnisch gut zu erreichen sei und deutlich zentraler liege. Claudia Thoma, bei der Regierung unter anderem zuständig für Förderschu­len, entgegnete zudem auf Batzners Argumentat­ion, dass ein möglicher Erweiterun­gsbau mitnichten nur 21 Schülern zugutekomm­e, sondern der ganzen Schule, etwa durch die Einrichtun­g einer Mensa. Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) versichert­e, es müsse die Pädagogik im Vordergrun­d stehen, allerdings werde im Landratsam­t auch nach günstigere­n Lösungen gesucht: „Wir werden sehen, wie man das hinkriegt.“Mehrheitli­ch beschloss der Ausschuss die Zusammenle­gung beider Standorte.

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Foto: Hinzpeter Künftig gibt es nur noch einen Standort für die Förderschu­le.

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