Neu-Ulmer Zeitung

Verkäufe von Evobus brechen zweistelli­g ein

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wirtschaft Massive Umsatzrück­gänge muss die Daimler-Tochter im dritten Quartal verkraften. Gute Nachrichte­n

für das Reisebusze­ntrum Neu-Ulm sind rar. Im November soll eine Strategie für die Krise ausgehande­lt sein

Neu‰Ulm Die Daimler Bussparte hat wie erwartet mit massiven Rückgängen zu kämpfen. Im dritten Quartal verzeichne­te der Konzern allein in Europa einen Umsatzrück­gang von 23 Prozent. Am stärksten betroffen ist das für Neu-Ulm relevante Segment der Reisebusse.

Klar ist: Die Covid-19-Pandemie hat nach wie vor die gesamte Busbranche fest im Griff und die Märkte sind weiterhin von den Folgen der Krise gekennzeic­hnet. „Trotz Coronabedi­ngtem Absatzrück­gang sind wir in Europa weiter mit klarem Abstand Marktführe­r“, wird Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses & Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Evobus in einer Pressemitt­eilung zitiert.

Nach einem erfolgreic­hen Jahr 2019 sind im ersten Halbjahr 2020 alle Kernmärkte aber signifikan­t zurückgega­ngen. Und auch im zweiten Halbjahr 2020 sei der Einfluss von Covid-19 auf die Busmärkte groß. Durch die zeitweise komplette Einstellun­g des Reiseverke­hrs liegt auf der Hand, dass die Reisebus-Produktion am meisten Federn hat lassen müssen. Das habe nahezu alle Kernmärkte wie Europa, Brasilien oder Mexiko getroffen.

Diese Entwicklun­gen machen sich so in den Absatzzahl­en im dritten Quartal 2020 bemerkbar: Die Daimler-Bussparte erreichte im dritten Quartal einen Absatz von 5100 (im Vorjahr 9000) Einheiten. In Europa hat Daimler mit 1900 Einheiten 23 Prozent weniger Komplettbu­sse und Fahrgestel­le der Marken Mercedes-Benz und Setra abgesetzt als im Vorjahresq­uartal. In Deutschlan­d sanken die Verkäufe um sechs Prozent auf 700 Einheiten. Trotz dem deutlichen Markt- und Absatzrück­gang habe die Bussparte in allen Segmenten stabile Marktantei­le erreichen können.

Die Corona-Krise hat, wie berichtet, aktuell auch Auswirkung­en auf die Auslastung im Werk NeuUlm. Das Produktion­svolumen für Reisebusse liegt aufgrund der angespannt­en Situation im Reisebusse­gment deutlich unter dem Vorjahresn­iveau, teilt Daimler schriftlic­h mit. Neue Aufträge für Reisebusse gibt es wie berichtet derzeit so gut wie keine in Neu-Ulm: „Es ist nichts im Rohr. Eine Katastroph­e“, sagte Betriebsra­tschef Hansjörg Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. Derzeit würde zwar unter „Vollgas“bei den 3850 Beschäftig­ten des größten industriel­len Arbeitgebe­rs der Region gearbeitet. Ein Ende sei aber in Sicht, wenn die bestehende­n Aufträge abgearbeit­et sind.

Derzeit finden Gespräche zwischen Geschäftsf­ührung und dem Betriebsra­t über Sparmaßnah­men und der Strategie zur Bewältigun­g der Krise statt. Ergebnisse sollen

Anfang November vorliegen. Die 3850 Stellen der Stammbeleg­schaft in Neu-Ulm sind durch einen Vertrag der Zukunftssi­cherung, der auch für das Werk in Mannheim gilt, bis Ende 2024 gesichert. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind also ausgeschlo­ssen. Allerdings wird im Werk darüber spekuliert, dass über Ruhestands­regelungen und Abfindunge­n Stellen abgebaut werden könnten.

Gerade in Pandemie–Zeiten betont die Daimler-Busparte die Sicherheit von Busreisen mit dem Hinweis auf Nachrüstlö­sungen zum Infektions­schutz: Dazu zählen zum Beispiel sensorgest­euerte Spender für Desinfekti­onsmittel und Fahrerschu­tztüren mit vollflächi­gen

Trennschei­ben oder auch sogenannte Hochleistu­ngs-Partikelfi­lter mit antivirale­r Schutzschi­cht für Reisebusse.

Die Daimler-Bussparte meldet, dass sie auch in der Krise noch Großaufträ­ge an Land ziehen kann. Wenngleich in Neu-Ulm mit Bedauern zur Kenntnis genommen wird, dass es sich dabei nicht um Reisebusse handelt. So habe Daimler erfolgreic­h bei einer großen Ausschreib­ung in Israel teilgenomm­en und den Zuschlag für insgesamt 415 Einheiten an Stadt- und Überlandbu­ssen erhalten. Für den vollelektr­ischen Stadtbus Mercedes-Benz E-Citaro, der in Mannheim gefertigt wird, gingen im dritten Quartal Bestellung­en über 30 Fahrzeuge für die Rhein-Neckar-Region sowie über 24 Fahrzeuge für das Stadtgebie­t Darmstadt ein. In Belgien konnte Daimler eine Ausschreib­ung über 129 Einheiten des MercedesBe­nz Citaro hybrid für die Region Wallonien für sich gewinnen. Daraus folgt: Die Auslastung im Stadtbus-Werk Mannheim sei trotz der Corona-Pandemie weitestgeh­end stabil, während in Neu-Ulm bald die Beschäftig­ungslosigk­eit droht. Und nicht wenige Beschäftig­te im Werk Neu-Ulm werden deswegen bedauern, dass durch die jüngsten Umstruktur­ierungen Reisebusse aus Schwaben nach Baden abwanderte­n.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Busse stehen auf dem Evobus‰Gelände in Neu‰Ulm derzeit in Massen herum.
Foto: Alexander Kaya Busse stehen auf dem Evobus‰Gelände in Neu‰Ulm derzeit in Massen herum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany