Neu-Ulmer Zeitung

Sie bleiben zusammen

- VON PIT MEIER

Basketball Ulm hat am Wochenende zwei wichtige Spiele vor der Brust. Aber vorab wird in erster Linie über das Coronaviru­s, die Angst davor und die Risiken geredet

Ulm Wie geht man als Profisport­ler um mit dieser merkwürdig­en Situation? Mit dem unheimlich­en Coronaviru­s, vor dem alle Vorsichtsm­aßnahmen offensicht­lich keine absolute Sicherheit garantiere­n? Es gibt im Basketball unter anderem Fälle beim Bundesligi­sten Alba Berlin, in der Pro A bei Phoenix Hagen und in der Pro B bei der Ulmer Orange-Academy. Im eben erst eröffneten Campus ruht deswegen momentan der Trainingsb­etrieb. Per Günther sagt: „Zumindest gefühlt ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns etwas passiert.“Ebenfalls gefühlt sind der Kapitän von Ratiopharm Ulm und seine Mannschaft­skameraden aber auch ein Stück weit privilegie­rt. Weil sie Gefühle sogar körperlich zeigen können und dürfen. Unter Menschen, die alle zwei bis drei Tage auf das Virus getestet werden, ist so etwas möglich. „Man kann im Training auch mal einen Mitspieler in den Arm nehmen“, sagt Günther.

Noch so ein Gefühl: Ein mulmiges, hat der Ulmer Kapitän bei Reisen im Eurocup wie der in das Risikogebi­et Montenegro am Mittwoch dieser Woche – auch wenn Günther sich selbst immer wieder bewusst macht, dass der Begriff „Risikogebi­et“sich ein Stück weit relativier­t bei derzeit mehr als 11 000 täglichen Neuinfekti­onen auch in Deutschlan­d. Zudem passen die Ulmer natürlich auf sich auf. Es gibt Hygienekon­zepte, die Spieler meiden Kontakte und bleiben vor Ort im Hotel. „Wir schützen uns, so gut es geht“, sagt Trainer Jaka Lakovic:

Die Spieler bleiben vor Ort im Hotel

„Komplett abstellen lässt sich das Risiko natürlich nicht. Wir müssen beispielsw­eise zum Flughafen und wir müssen fliegen.“

Eine der Vorsichtsm­aßnahmen bei Ratiopharm Ulm: Videoschal­ten ersetzen die Pressekonf­erenzen aus der Zeit vor Corona. Bei der am Freitag wurde die meiste Zeit über das Virus, die Angst davor und die Risiken gesprochen. Früher hätten sich Spieler, Trainer und Journalist­en die Köpfe heiß geredet über die ja alles andere als unwichtige­n Hausaufgab­en an diesem Wochenende. Ratiopharm Ulm spielt am Samstag um 20.30 Uhr in der Arena im Pokal gegen Ludwigsbur­g und bereits am Sonntag um 15 Uhr gegen Würzburg. Nach der Auftaktnie­derlage gegen Bamberg vor einer Woche ist ein Ulmer Einzug in die Endrunde mathematis­ch und sportlich unwahrsche­inlich geworden, aber eben nicht unmöglich. Zwei Siege im eigenen Wohnzimmer sind

auf jeden Fall notwendig. Früher hätte man sich auch ereifert über die Ungerechti­gkeit, dass Ulm am Samstag das späte Spiel und am Sonntag das frühe zu bestreiten hat – wohlgemerk­t als einzige Mannschaft in dieser Gruppe, die auch internatio­nal beschäftig­t und entspreche­nd stark belastet ist. In Corona-Zeiten wird der Spielplan halt kopfschütt­elnd zur Kenntnis genommen.

Was gibt nun also die sportliche Betrachtun­g her? Per Günther ist mit der Gesamtsitu­ation im Ulmer Basketball gar nicht so unzufriede­n, obwohl die Mannschaft vier der ersten fünf Pflichtspi­ele in dieser Saison verloren hat. Der Kapitän verweist darauf, dass meist mit Isaiah Wilkins und Thomas Klepeisz zwei potenziell­e Starter gefehlt haben, mit Patrick Heckmann zeitweise sodazu gar ein dritter. Richtig abgewatsch­t wurden die Ulmer trotzdem nie. Per Günther formuliert es so: „Es hätte auch heftige Niederlage­n geben können. Aber das ist nicht passiert, weil wir als Mannschaft nicht auseinande­rgefallen, sondern zusammen geblieben sind.“Dass man sich unter Basketball­profis auch mal in den Arm nehmen kann, das war dabei sicher hilfreich.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Die Ulmer Bank war in dieser Saison wegen diverser Verletzung­en noch nie voll besetzt. Die Mannschaft ist nach dem Eindruck von Kapitän Per Günther trotzdem zusammen geblieben.
Foto: Horst Hörger Die Ulmer Bank war in dieser Saison wegen diverser Verletzung­en noch nie voll besetzt. Die Mannschaft ist nach dem Eindruck von Kapitän Per Günther trotzdem zusammen geblieben.

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