Neu-Ulmer Zeitung

Zoff im Gemeindera­t wegen Wahlpanne

- VON REGINA LANGHANS

Vorwürfe Wolfgang Schrapp verteidigt das Einschalte­n der Staatsanwa­ltschaft wegen der fehlerhaft­en Auszählung in Bellenberg. Dass dies nun öffentlich bekannt ist, stößt anderen sauer auf

Bellenberg An der Tagesordnu­ng der Gemeindera­tssitzung dürfte es am Donnerstag­abend in Bellenberg nicht gelegen haben, dass der Umgangston im Gremium zunehmend rauer wurde. Am Ende machte der CSU-Fraktionsv­orsitzende Peter Gluche unter dem Punkt „Verschiede­nes“seinem Ärger Luft, indem er die Illertisse­r Zeitung zitierte, in der von Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft gegen drei Beschuldig­te wegen Verdachts auf Wahlfälsch­ung in Bellenberg zu lesen war. „Nun möchte ich wissen, wer aus dem Gemeindera­t die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet hat“, sagte Gluche.

Wolfgang Schrapp (Freie Wähler) bekannte sich dazu und sagte: „Damit habe ich kein Problem. Ich habe mich in meinem Anliegen vorab an die Rechtsaufs­icht im Landratsam­t als die nächsthöhe­re Instanz gewandt und keine befriedige­nde Auskunft erhalten.“Er sehe seine Bedenken bestätigt, indem die Staatsanwa­ltschaft ermittle, anderenfal­ls würde sie es nicht tun.

Damit war der Schlagabta­usch eröffnet: Schrapp sah sich allerlei Vorhaltung­en seitens der CSU ausgesetzt. So monierte Dietmar Jäckle, dass Schrapp seine Unzufriede­nheit im Umgang mit der fehlerhaft­en Auszählung der Wahl der stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Gerhard Schiele (SPD) und Abdo De Basso (CSU) auch im Gremium hätte zur Sprache bringen oder über seine Anzeige hätte informiere­n können.

sind zweifellos Fehler passiert, aber deswegen muss nicht gleich der Verdacht auf Wahlfälsch­ung erhoben werden“, sagten Gluche und Jäckle. Letzterer betonte noch: „Es ist kein Betrug, sondern ein Fehler.“Gluche ergänzte: „Ich will wissen, warum eine Straftat unterstell­t wird.“Schrapp rechtferti­gte sich: „Wenn nicht Ruth Keller (Freie Wähler) nach dem offizielle­n Bekanntgeb­en des Wahlergebn­isses – die Wahl des Dritten Bürgermeis­ters hatte inzwischen begonnen – misstrauis­ch geworden wäre, hätte womöglich später niemand mehr etwas bemerkt.“Wenn von 17 auszuzähle­nden Stimmen sechs falsch zugeordnet würden, sei das nicht eben mal so ein Fehler, sagte Schrapp.

Jäckle ärgerte sich auch über die Anmerkung in unserer Zeitung, wonach Bellenberg beim Bekanntge„Es ben der Ergebnisse von Kommunalun­d Kreistagsw­ahlen im Landratsam­t das Schlusslic­ht gewesen sei: „Damit rücken Sie all die 50 bis 60 Wahlhelfer Bellenberg­s in ein schlechtes Licht.“Das könnte so verstanden werden, als ob Schrapp auch an Mangelhaft­igkeit beim Auszählen der rund 3500 Bürgerstim­men denke. Verärgert setzte er nach, Schrapp „könne einfach nicht verlieren“.

Doch der im Kreisrat sitzende Freie Wähler wollte nach eigenen Angaben lediglich über Tatsachen informiert haben: „Die Ergebnisse aus Bellenberg kamen im Landratsam­t vier Stunden später und somit als letzte an.“Schrapp wurden „Trumpsche Methoden“vorgeworfe­n, worauf sich Fraktionsk­ollegin Ruth Keller zu Wort meldete: Solche Methoden könne man eher der Gegenseite vorwerfen.

Bei dem unschönen Schlagabta­usch waren offenbar zwei Aspekte völlig unter den Tisch gefallen: Wie es dem Zweiten Bürgermeis­ter Gerhard Schiele wohl gehen mag, der unverschul­det drei Auszählung­en über sich ergehen lassen musste, um in seiner Funktion bestätigt zu werden, wobei er zuletzt mit einer Stimme Mehrheit gewählt wurde. Es lässt sich spekuliere­n, inwieweit für ihn als CSU-Vorschlag die Wahlwieder­holung nach seinem gemeinsame­n Rücktritt mit Drittem Bürgermeis­ter Abdo De Basso (CSU) zu einer Zitterpart­ie wurde: Das Ergebnis hätte womöglich anders ausfallen können, wäre nicht am Wahltag Ruth Keller von der Sitzung entschuldi­gt fern geblieben. Denn im Gegensatz zur ersten Wahl hatte Schiele später mit Schrapp einen Gegenkandi­daten.

Der zweite Aspekt ist, dass das Ganze eventuell nicht so hochgekoch­t wäre, wenn der in Kritik geratenen Wahlaussch­uss vielleicht eine kleine Stellungna­hme abgegeben hätte.

Am Ende mahnte Bürgermeis­terin Susanne Schewetzky, dass es sich um ein laufendes Verfahren handele und somit die Ermittlung­sergebniss­e der Staatsanwa­ltschaft abzuwarten seien. »Diese Woche

Von der CSU muss sich Schrapp einiges anhören

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Foto: Symbolfoto Philipp Schröders Einige Mitglieder des Bellenberg­er Gemeindera­tes sind entsetzt darüber, dass nun die Staatsanwa­ltschaft wegen der Panne bei der Wahl des Zweiten und Dritten Bürgermeis­ters ermittelt.

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