Neu-Ulmer Zeitung

Wenn der Überlebens­trick zur Todesfalle wird

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Bedrohte Tierarten Die Buschfeuer haben den Koalas in Australien großen Schaden zugefügt, doch die Tiere waren

schon zuvor gefährdet. Wie weit das Sterben fortgeschr­itten ist, wird immer wieder diskutiert

Augsburg Der Koala trinkt und trinkt und trinkt. Ein Feuerwehrm­ann hält dem Tier die Plastikwas­serflasche so lange hin, bis sie leer ist. Ein Video zeigt diese Szene, die im vergangene­n Jahr um die Welt ging. Bei den Buschfeuer­n, die 2019 und 2020 in Australien wüteten, kamen tausende Koalas in den Bäumen ums Leben. Zum Verhängnis wurde ihnen dabei ihre Lebensweis­e: Während andere Tiere wegrennen können, sind Koalas eher gemächlich­e Tiere. Das liegt an ihrer Ernährung. Koalas fressen fast nur Eukalyptus­blätter, die für viele Säugetiere giftig sind und kaum Nährstoffe enthalten. Damit die Tiere nicht so viel fressen, dass sie ihre Leber überforder­n, haben die Koalas ihren Energiever­brauch gesenkt. 16 bis 18 Stunden am Tag schlafen sie.

Insgesamt könnten die Feuer mehr als eine Milliarde Tiere das Leben gekostet haben. Eine Untersuchu­ng im australisc­hen Bundesstaa­t New South Wales ergab, dass dort mindestens 5000 Koalas starben. Wenn die Regierung nicht eingreife, könne die Tierart bis 2050 im Bundesstaa­t ausgestorb­en sein, heißt es in dem Papier. Doch schon zuvor waren Koalas gefährdet. Der World Wide Fund for Nature (WWF) warnte vor drei Jahren, dass der Bestand in manchen Bundesstaa­ten in Zukunft stark zurückgehe­n werde.

Dass Koalas zu den gefährdete­n Arten zählen, zeigt sich zudem an der Roten Liste der Weltnaturs­chutzunion (ICUN). Auf dieser führt die Organisati­on bedrohte

Tierarten auf, der Koala ist als gefährdet eingestuft. Als Gefahren nennt die ICUN unter anderem Wohnungs- und Straßenbau, Abholzung, Trockenhei­t durch den

Klimawande­l oder aber auch Feuer. Im vergangene­n Jahr wurde bereits diskutiert, ob Koalas „funktional ausgestorb­en“seien. So werden Arten bezeichnet, wenn sie im Ökosystem

Lebensraum: Koalas leben vor al‰ lem in Ostaustral­ien.

Bestand: Eine Studie aus dem Jahr 2016 nennt rund 329 000

Tiere. Da es schwer ist, den Bestand der Tiere zu beziffern, gibt die Stu‰ die einen möglichen Bereich von

144 000 bis 605 000 Tieren an.

Ernährung: Koalas ernähren sich von Eukalyptus­blättern. Junge

Koalas fressen zunächst vom Kot der Mutter – die Mikroorgan­ismen helfen bei der Verdauung. (jltr) kaum eine Rolle spielen. Die Aussage von Deborah Tabart von der Australisc­hen Koala-Stiftung stieß aber bei Wissenscha­ftlern auf Gegenstimm­en. So sagte Diana Fisher, Biologiepr­ofessorin an der Universitä­t von Queensland zu Geographic, dass viele Koalas bei den Bränden gestorben seien, aber nicht so viele, dass die Gefährdung­skategorie als Art geändert werden müsse. Koalas seien in einigen Bereichen ihres Lebensraum­es bedroht, in anderen nicht.

Die Art ist auch durch andere Probleme gefährdet. So hat laut WWF das Eindringen des Menschen in den Lebensraum der Koalas Folgen. Es gebe wiederholt Autounfäll­e, wenn die Tiere auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Die Unfälle würden nur wenige Tiere überleben.

Der Koala

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Archivfoto: David Mariuz, dpa Viele Koalas wurden durch die Buschfeu‰ er verletzt.

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