Weit weg vom Normalbetrieb
Seelsorge Dass die persönlichen Kontakte in Corona-Zeiten eingeschränkt sind, besorgt die Katholische Arbeitnehmerbewegung im Landkreis. Welche Probleme die Berufstätigen umtreiben
Weißenhorn Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Freizeiteinrichtungen wie Fitnessstudios und Schwimmbäder müssen ihren Betrieb im November abermals einstellen. Aber auch in etlichen anderen Branchen haben sich Firmen an die Corona-Regeln zu halten – und bewegen sich meist weit weg vom Normalbetrieb. Wie lange geht das gut? Ist mein Job in Gefahr? Die Sorgen vieler Arbeitnehmer dürften gerade ziemlich groß sein, auch im Landkreis NeuUlm und Umgebung. Das bestätigt Kai Kaiser, Sozialsekretär der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) in der Region Neu-Ulm/ Günzburg.
Laut dem langjährigen Mitarbeiter der katholischen Einrichtung mit Sitz in Weißenhorn treiben die Menschen aktuell unterschiedlichste Sorgen und belastende Gedanken um. Gerade Fragen rund um das Thema Kurzarbeit seien sehr präsent, sagt Kai Kaiser. Die Arbeitnehmer in der Region fühlten sich von den sich ständig wandelnden Regeln in den Betrieben überrollt. Viele täten sich auch mit dem Amtsdeutsch schwer beim Versuch, Verordnungen zu verstehen.
Dass es knirscht, ist laut Martina Berndt-Hoffmann von der Betriebsseelsorge, die wie die KAB zur Diözese Augsburg gehört, auch beim „Treff menschlicher Betrieb“deutlich geworden. Hierbei kommen Betriebsräte verschiedener Unternehmen zusammen und tauschen sich über die aktuelle Lage aus. Entscheidungen würden vermehrt in den Chefetagen fallen, ohne wirkliche Absprachen mit den Betriebsräten oder Mitarbeitern, hieß es da. Dies löse natürlich Unverständnis und ein unschönes Gefühl aus, berichtet Bernd-Hoffmann.
Kai Kaiser führt zudem aus, dass gerade Menschen, die unlängst einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben, unter sozialer Isolation leiden. Speziell am Anfang einer beruflichen Tätigkeit sei es wichtig, persönliche Kontakte zu Kollegen und Vorgesetzten zu knüpfen, um sich einzuleben. „Wir sind ein bisschen der Wegweiser für die Arbeitnehmer“, sagt Kaiser. „Vielen tut es einfach gut, wenn sie sich alles von der Seele reden können.“Grundsätzlich kümmert sich die KAB um
und arbeitsrechtliche Belange. So kämpft sie etwa gemeinsam mit Kirchen und Gewerkschaften um einen gerechten Lohn und um faire Arbeitsbedingungen. Kai Kaiser sagt: „Wir sind ein Stück weit Lobby“. Es gehe darum, einen fairen Arbeitsraum zu schaffen.
Die Begegnungen mit den Menschen sind in den Angeboten der KAB wichtig. Kaiser und seine Mitarbeiter sind deshalb bemüht, den persönlichen Kontakt auch weiterhin zu ermöglichen. Termine können aktuell jedoch nur nach Vereinbarung stattfinden. Außerdem wurde eine Hygieneschleuse installiert.
Betroffen macht den Sozialsekretär, dass fast alle geplanten KAB
Aktionen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausgefallen sind. Seine Mitarbeiter und er hoffen noch, dass ein lateinamerikanisches Konzert und eine Wertschätzungsaktion für besonders wichtige Berufsgruppen umgesetzt werden können.
Martina Bernd-Hoffmann betont, dass sich die KAB immer Zeit für den Einzelfall nehmen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen möchte. Der Gang in die Betriebe zum Einfangen der Stimmung sei im Bereich der Betriebsseelsorge deshalb unerlässlich. Wegen des Infektionsschutzes könnten aktuell jedoch kaum neue Kontakte geknüpft werden. „Das Dasein für die Mensozialschen ist einfach schwerer geworden“, erklärt Bernd-Hoffmann.
Eine weitere Sparte unter dem Dach der KAB ist die Christliche Arbeiter- Jugend (CAJ). Der selbstständige Verband für Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren setzt sich vor allem für Mittel- und Realschüler, Jugendliche im Übergang von Schule zu Beruf, Auszubildende, junge Erwerbslose und Benachteiligte ein. Die CAJ kommt mit den aktuellen Herausforderungen angesichts der Corona-Pandemie gut zurecht, so Vorsitzende Susi Luge. „Klar fehlt der persönliche Kontakt, aber wir haben keine Aktionen abgesagt, sondern diese einfach in den virtuellen Raum verlegt.“