IHK fordert Verlässlichkeit von Joe Biden
Einnahmen aus US-Exporten sind 2020 stark gesunken
Ulm Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm setzt große Hoffnungen in den designierten USPräsidenten Joe Biden und fordert Beständigkeit und Verlässlichkeit von den Vereinigten Staaten. Die wirtschaftspolitischen Entscheidungen und Maßnahmen der USA in Bezug auf andere Länder hätten oft auch zu negativen Einflüssen oder Unsicherheiten bei deutschen und regionalen Unternehmen geführt, heißt es in einer Mitteilung der Kammer. Dies hätten die handelspolitischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und China oder den USA und dem Iran gezeigt.
„Viele unserer Firmen sind in den USA aktiv und produzieren teilweise sogar dort. Die Verflechtungen gehen somit weit über die reinen Handelsgeschäfte hinaus. Daher fordern wir den designierten Präsidenten Joe Biden auf, sich allgemein für ein regelbasiertes Handelssystem einzusetzen. Wir brauchen wieder Verlässlichkeit und Beständigkeit in den Wirtschaftsbeziehungen und erwarten daher nun einen entsprechenden Kurswechsel in den USA“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard.
Marko Ackermann, Leiter International bei der IHK, berichtet, die geringe Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit der wirtschaftspolitischen Entscheidungen sei in den vergangenen Jahren eine große Herausforderung für die regionale Wirtschaft gewesen. „Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Exporte zurückgegangen sind bei den Unternehmen, aber mit einer verlässlichen und fairen Handelspolitik, hätten sich die wirtschaftlichen Beziehungen sicherlich besser entwickelt“, so Ackermann. Daher hofften die Unternehmen in der Region, die wirtschaftliche Beziehungen mit den USA unterhalten, sehr auf verlässliche, faire und stabile Verhältnisse und Lieferketten. Gerade in Zeiten, in denen die Wirtschaft von der Corona-Pandemie schon stark in Mitleidenschaft gezogen wird, seien unternehmerischen Entscheidungen dann besser planbar.
Für Unternehmen in BadenWürttemberg sind die USA wichtigster Außenhandelspartner. 2019 wurde nach Angaben der IHK Ulm jeder fünfte Euro im US-Export von Unternehmen aus dem Südwesten erwirtschaftet. Die Corona-Pandemie hat hier starke Rückgänge verursacht: Über alle Branchen betrachtet, ist das Baden-Württemberg-US-Exportgeschäft mit fast 14 Prozent zweistellig im Minus. „Eine Zusammenarbeit unter Freunden, offene Grenzen und intakte Lieferketten – das kann helfen, diese Geschäfte schnell zu verbessern“, sagt Ulms IHK-Präsident Jan-Stefan Roell. „Die Wahlentscheidung in den USA betrifft auch das Ausland und besonders Deutschland, denn die Vereinigten Staaten sind unser wichtigster Exportmarkt“, kommentiert Roell das Wahlergebnis und fährt fort: „Europäer und Amerikaner müssen jetzt schnell die Beziehungen normalisieren. Die westliche Welt muss mit einer Stimme sprechen – insbesondere gegenüber China – und natürlich brauchen wir faire und verlässliche Wirtschaftsbeziehungen ohne Handelshemmnisse.“(mase, az)