Neue Sorgen für die Händler
Wirtschaft Seit Anfang November hat die Gastronomie geschlossen. Drinnen sitzen
ist nicht mehr. Das hat auch Folgen für die Geschäfte in Ulm und Neu-Ulm
Ulm/Neu-Ulm Wenn es draußen feucht und kalt ist, kann das Shoppen in der Innenstadt schnell ungemütlich werden. Zu gerne legt man da eine Pause in einem Café ein, um sich aufzuwärmen. Doch dieser Tage ist das anders. Im Kampf gegen das Coronavirus haben Bund und Länder einen „Lockdown light“ausgerufen. Seit Montag vergangener Woche gelten die neuen Einschränkungen: Cafés, Bars und Restaurants haben geschlossen. Was heißt das für den Einzelhandel in Ulm und Neu-Ulm?
„Es ist schlimm“, sagt die Ulmer Citymanagerin Sandra Walter. Seit Beginn des „Lockdown light“verzeichne der Ulmer Einzelhandel einen Umsatzrückgang von im Schnitt 50 Prozent. „Die Menschen sind zurückhaltender, kaufen weniger ein.“Auch dass die Gastronomie geschlossen hat, beeinflusse die Frequenz in der Innenstadt. „Es ist viel weniger los“, sagt sie. Auch dass in gut sechs Wochen das Weihnachtsfest und damit eigentlich immer ein gutes Geschäft für die Einzelhändler bevorsteht, ändere an der Situation offenbar wenig. „Es gibt sicherlich Leute, die schon Geschenke einkaufen, am Umsatz merken wir das aber nicht“, sagt sie.
Auf der anderen Donauseite ist die Lage ähnlich. Neu-Ulms Citymanagerin Ina-Katharina Barthold zeichnet jedoch ein nicht gar so düsteres Bild des Einzelhandels in der bayerischen Donaustadt. Dass die Kunden jedoch „verhaltener“geworden seien, habe auch sie bemerkt. „Uns fehlen die VerweilMöglichkeiten - gerade jetzt, wo eigentlich die geselligste Zeit des Jahres kommt“, so Barthold. Zwar gebe es Ideen, den Umsatzrückgang auch mit Blick auf das anstehende Weihnachtsgeschäft ein klein wenig aufzufangen, doch hier seien Planungen schwierig. Niemand wisse, wie es nach dem „Lockdown light“weitergeht. „Das ist alles unberechenbar“, sagt die Citymanagerin. „Wir hoffen, dass die Gastronomie bald wieder öffnen darf.“
In der Glacis-Galerie in Neu-Ulm habe sich nach drei Tagen „Findungsphase“nach dem verhängten Lockdown die Lage wieder weitestgehend „normalisiert“, sagt Centermanager Torsten Keller. Der vergangene Samstag sei ein „ganz ordentlicher Samstag“gewesen - zumindest für die Händler. „Die Gastro ist völlig eingebrochen“, sagt er und hofft, dass die angekündigte finanzielle Unterstützung der Bundesregierung auch bei den Restaurants ankommt.
Mit dieser „Novemberhilfe“werden Zuschüsse von 75 Prozent des durchschnittlichen Wochenumsatzes im November 2019 gewährt. Detaillierte Informationen finden sich auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums. Nicht berücksichtigt werde dabei aber der Umsatz, der außer Haus - also beispielsweise durch Lieferangebote - erzielt werde, erklärt Centermanager Keller. Es gehe lediglich um den vom Lockdown betroffenen Umsatz innerhalb einer Gaststätte. Wenn also eine Bar oder ein Restaurant es schafft, durch Liefer- und/oder Abholangebote seinen Umsatz zu steigern, sei es laut Centermanager Keller durchaus möglich, an „normale Vorjahreswerte“heranzukommen.
Wer sich jedoch in der Glacis Galerie am Food Court ein Essen zum Mitnehmen holt, wird gebeten, draußen vor der Türe zu essen. Daran hätten sich die Menschen erst gewöhnen müssen, sagt Keller. Die Wege seien weit. Und wer sich ein Eis gönnt, der wolle sich das nicht erst draußen, sondern drinnen schmecken lassen. Letztendlich sei er aber froh, überhaupt ein Angebot für Kunden machen zu können. Dennoch ist Gefahr da, dass aufgrund der Folgen von Corona der eine oder andere Mieter die Reißleine ziehen könnte. Der Centermanager ist jedoch guter Dinge: „Ich hoffe, dass alle durchhalten“, sagt er.
Aktionen, die für gewöhnlich den Kundenzustrom erhöhen sollen, wie eine Autogrammstunde mit Influencerin Sarah Harrison, können derzeit nicht stattfinden. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft soll es aber wieder einen „Black Friday“mit Rabattaktionen geben, der sich mittlerweile zum umsatzstärksten Tag entwickelt habe.