Mit einem mulmigen Gefühl
Basketball Dass das Eurocup-Spiel der Ulmer gegen Brescia trotz Corona-Risiko stattfinden durfte, macht Per Günther stutzig. Auf dem Feld lässt sich das Team jedoch nichts anmerken
Ulm Froh war Ratiopharm Ulms Kapitän Per Günther nach dem 88:76-Sieg seines Teams im Eurocupspiel gegen Brescia. Froh natürlich über den Sieg, darüber, dass das Team eine „Lernkurve“gezeigt habe im Vergleich zum Hinspiel und wohl auch ein bisschen froh darüber, dass diese Partie nun vorbei war. Denn beschäftigt hat ihn und seine Mitspieler nicht nur, dass ein Sieg Pflicht war, um Chancen um das Weiterkommen in dem Wettbewerb zu sichern, sondern auch, dass es eine Partie mit erhöhtem gesundheitlichen Risiko war. „Ich war überrascht, dass wir heute in der Lage waren, unserem Beruf nachzugehen“, sagte er ins Mikrofon von
Am Sonntag war Brescia in der italienischen Liga bei Armani Mailand angetreten, einem Klub, in dem kurz darauf einige Corona-Fälle diagnostiziert wurden. Die Mailänder haben ihr Team mittlerweile ruhiggestellt, Brescia wiederum durfte weiterspielen und nach NeuUlm in die Ratiopharm-Arena reisen. „Meiner Meinung nach hätte Brescia in Quarantäne sein müssen“, sagte Per Günther, den das Thema im Interview sichtbar beschäftigte. Vor allem als Familienvater mache er sich Gedanken über solche Spielansetzungen. „Ich glaube, dass wir als Sportart sehr vorsichtig sein müssen. Es ist ein Privileg, dass wir weiterlaufen. Das geht aber auch damit einher, dass wir mit großer Verantwortung Entscheidungen treffen müssen.“Der Kapitän stellte aber infrage, ob diese Entscheidungen von den Verantwortlichen mit „dem kühlsten Kopf“getroffen werden. Schließlich kämpften sie gerade um das wirtschaftliche Überleben. Trotzdem gab es aber auch in der Ulmer Eurocup-Gruppe B in dieser Woche eine Spielabsage wegen Corona: Die Partie zwischen Podgorica und Paris wurde wegen eines Covid 19-Falles bei den Montenegrinern verschoben. Für die Ulmer dürfte das aber irrelevant sein, Per Günther sagte, dass das Team
Ratiopharm Ulm Osetkowski (32 Punkte), Petrucelli (13), Günther
(12), Caupain (8), Obst (8), Heckmann (6), Landers (3), Wilkins (2), Hol man (2), Krause (2).
Beste Ulmer Dreierschützen
Osetkowski (4/5), Petrucelli (3/6).
Beste Ulmer Rebounder
(8), Osetkowski (7).
die ganze Thematik um Brescia und Mailand sehr beschäftigt habe. Christoph Philipps sprach von einem „mulmigen Gefühl“.
Immerhin haben sich das die Basketballer in der Partie nicht anmerken lassen. Zur Halbzeitpause führten sie mit 13 Punkten (43:30) und hatten das ihrer gut organisierten Defensive und einem glänzend aufgelegten Dylan Osetkowski zu verdanken, der mit 32 Punkten zum Topscorer avancierte und eine persönliche Bestleistung aufstellte. Aus dem ersten Eurocup-Spiel dieser Saison gegen Brescia wussten die Ulmer Basketballer allerdings, dass das nicht zu heißen brauchte. Anfang Oktober hatten sie eine Führung verspielt und am Ende eine 84:87-Niederlage in der Verlängerung hinnehmen müssen. Dass sie es dieses Mal besser machten, stellte die von Per Günther angebrachte Lernkurve unter Beweis. Am verständlichsten beschrieb Osetkowski den Grund, warum sein Team gewonnen hat: „Wir haben sehr gut verteidigt und hatten einen guten Wurf.“Trotzdem ließ Ulm seine Gäste in der zweiten Hälfte wieder etwas rankommen. Es schien so, als wäre die Konzentration der Gastgeber zumindest teilweise in der Kabine geblieben. Günther fand einen anderen Grund dafür, dass sich die Italiener wieder zurückmeldeten: „Sie sind gieriger aus der Halbzeit gekommen und haben gegen Ende mehr Energie gezeigt.“
Doch auch diese Energie zerschellte immer wieder an der starken Ulmer Abwehr. „Die Stops in der Defensive haben das Spiel gerettet“, sagte Trainer Jaka Lakovic. Drei Spiele bleiben ihm und seinem Team nun im Eurocup, um in der Gruppe B unter die besten Vier zu kommen und damit die Top 16 aus eigener Kraft zu erreichen. Einfach wird das nicht. Und wenn es ganz schlecht läuft, könnte auf Ulm noch eine Herausforderung ganz anderer Art nach dem Spiel gegen Brescia zukommen, fürchtet Per Günther: „Die nächsten Corona-Tests werden für uns ganz besonders aufregend.“
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