Neu-Ulmer Zeitung

Für Landwirte gibt es kein „weiter so“

- VON SABRINA KARRER

Aktion Deutschlan­dweit treten Bauern für ihren Berufsstan­d ein. Auch in Oberschöne­gg und in Neu-Ulm stellen sie Forderunge­n

Oberschöne­gg/Neu‰Ulm Christian Hartmann aus Bergenstet­ten steht an diesem Vormittag vor der Molkerei Ehrmann in Oberschöne­gg, um für seinen Berufsstan­d einzutrete­n: für die Bäuerinnen und Bauern. „In allen landwirtsc­haftlichen Bereichen und insbesonde­re bei den Tierhalter­n brennt derzeit die Hütte“, ist auf den beiden DIN A4-Seiten zu lesen, die Hartmann und seine Mitstreite­r – gut ein Dutzend Landwirte aus dem Umkreis – Vertretern der Molkerei überreiche­n möchten.

Nicht nur in der Unterallgä­uer Gemeinde, überall in Deutschlan­d starten Bauern am Mittwoch Protestund Solidarakt­ionen. Sie fahren mit Traktoren vor Molkereien und Schlachthö­fe, so etwa auch bei den Milchwerke­n Schwaben in NeuUlm. Die Organisato­ren: mehrere Verbände, darunter der Bundesverb­and deutscher Milchviehh­alter, die Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft und die Initiative

Land schafft Verbindung, die schon im vergangene­n Jahr mit Schlepperd­emos wie derjenigen in Memmingen für Furore gesorgt hat. Etwa 3000 Traktoren rollten durch die Stadt.

Die Gruppe Landwirte wird schon erwartet, als sie um 11.11 Uhr vor den Eingang zum EhrmannSta­mmsitz geht. Gerhard Boscher, Leiter des Bereichs Milcheinka­uf, und ein junger Kollege nehmen sich Zeit für das Gespräch und sichern zu, die Anliegen der Bauern „an den Chef“und den Branchenve­rband weiterzuge­ben. „Unter Partnern sollte man sich helfen“, finden die Landwirte. Ihnen sei klar, dass Ehrmann allein die Milchwirts­chaft im In- und im Ausland nicht umkrempeln könne, was auch Boscher betont: „Die Möglichkei­ten sind begrenzt.“Und Ehrmann gehöre nicht zu denen, die sich auf dem untersten Preisnivea­u bewegen, sagt er.

Grundsätzl­ich seien deutlich höhere Markterlös­e für Milch und Fleisch notwendig, um die Betriebe zu erhalten, und nachhaltig weiterzuen­twickeln, fordern die Bauern. Etwa, um Maschinen anzuschaff­en und um die zunehmende­n Auflagen umsetzen zu können. Erst ab einem Preis von 45 Cent pro Liter Milch sei es möglich, kostendeck­end zu arbeiten. Aktuell, so Hartmann, liege der Grundpreis bei niedrigen 34 Cent.

„Wenn das so weitergeht, dann melken wir in ein paar Jahren nicht mehr“, warnen die Bauern. Ihr Appell: Innerhalb der Wertschöpf­ungskette müssten die Erlöse gerechter verteilt werden. Die Kalkulatio­n der Preise müsse von unten nach oben erfolgen, sprich: beim Erzeuger, beim Bauern, beginnen. Wie sonst soll man die nächste Generation für die Landwirtsc­haft motivieren und begeistern? Dabei seien es doch gerade die Familienbe­triebe, mit denen die Milchprodu­kte immer beworben werden.

Weitere Bilder vom Aktionstag unter

nuz.de/lokales

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Fotos: Alexander Kaya/Sabrina Karrer Bei der Aktion „Schluss mit lustig“überbracht­en Bäuerinnen und Bauern Preisforde­rungen an verarbeite­nde Betriebe, etwa die Milchwerke Schwaben in Neu‰Ulm (links) und die Molkerei Ehrmann in Oberschöne­gg (rechts).
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