Neu-Ulmer Zeitung

So wird ein Haus schnell einbruchss­icher

- VON HANS PETER SEITEL

Kriminalit­ät Anders als viele Menschen denken, schlagen die meisten Einbrecher nicht in der Nacht, sondern während des

Tages zu. Doch relativ günstige Sicherunge­n können ihnen das Leben schwer machen. Zuschüsse gibt es auch noch

Mehr als 87 000 vollendete oder versuchte Wohnungsei­nbrüche registrier­te die Polizei im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d. Die gute Nachricht ist: In fast der Hälfte der Fälle (45,3 Prozent) blieb es beim Versuch. Mechanisch­e Sicherunge­n erwiesen sich als besonders wirkungsvo­ll. Allein in Bayern verhindert­en sie 1345 Einbrüche, in weiteren 111 Fällen wurden die Täter von Einbruchme­ldeanlagen abgeschrec­kt. „Dieser Trend hält seit vielen Jahren an und bestätigt die Kriminalpo­lizeiliche­n Fachberate­r darin, die Ratsuchend­en zuerst zur Investitio­n in mechanisch­e Sicherungs­technik zu animieren“, berichtet das Bayerische Landeskrim­inalamt (LKA). Was Experten raten:

Was ist zu tun?

Wichtig ist, Schwachste­llen am eigenen Wohnobjekt zu erkennen, die Einbrecher für ihre Tat ausnutzen könnten. Unzureiche­nd gesicherte Türen und Fenster stehen meist oben auf der Mängellist­e. Die Beratungss­tellen des LKA bieten kostenlose, produktneu­trale Informatio­nen zur Verbesseru­ng des Schutzes an – auf Wunsch auch individuel­l vor Ort. Auf der Polizei-Webseite www.k-einbruch.de lässt sich die Adresse der nächstgele­genen Beratungss­telle, beispielsw­eise in Augsburg oder Dillingen, einfach finden.

Ist der Schutz nicht zu teuer?

Nach den Erfahrunge­n der Polizei stecken hinter den meisten Einbrüchen nicht „Profis“, sondern Gelegenhei­tstäter, die sich einfacher Werkzeuge zum Aufhebeln von Fenstern und Türen bedienen. Entspreche­nd könnten schon einfache Sicherungs­maßnahmen helfen, einen Einbruch zu verhindern, betont die Zentrale Geschäftss­telle der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention in Stuttgart. Sicherungs­technik verlängert die Zeit, die ein Gauner für seinen Zugriff benötigt, erhöht sein Entdeckung­srisiko – und damit auch

Gute Nachbarsch­aft Neben me‰ chanischen Sicherunge­n trägt auch das persönlich­e und zwischenme­nschli‰ che Verhalten zum Einbruchsc­hutz bei. So appelliert die Polizei, den Kon‰ takt zu Nachbarn zu pflegen. Laut Statistik haben aufmerksam­e Zeugen in Bayern 289 Einbrüche im vergan‰ genen Jahr verhindert.

Der Rat der Polizei: Auf fremde Per‰ sonen im Haus, der Wohnanlage oder auf dem Nachbargru­ndstück achten und diese ansprechen – etwa mit „Kann ich Ihnen helfen?“oder „Su‰ chen Sie jemanden?“. Aber: Niemand sollte sich selbst gefährden. Bei Ge‰ fahr nach Hilfe rufen und in dringenden Fällen sofort die Polizei unter 110 die Wahrschein­lichkeit, dass er aufgibt.

Welche Sicherunge­n gibt es?

Die Palette reicht von einbruchhe­mmenden Türen, Fenstern und Rollläden über Nachrüstsy­steme für Fenster und Türen bis hin zu Gitterrost­en für Kellerlich­tschächte. Beispiel Fenster und Terrassent­üren: Zusatzsich­erungen in Form von Zusatzschl­össern und einbruchhe­mmenden Beschlägen verhindert­en dem LKA zufolge 2019 mehr als 200 Einbrüche allein in Privatgebä­ude in Bayern (ohne gewerblich­e Bauten).

alarmieren, betont die Polizeilic­he Kri‰ minalpräve­ntion.

Beim Außer‰Haus‰Gehen Entge‰ gen landläufig­er Meinung erfolgen Einbrüche häufig am Tag, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind, etwa in den frühen Abendstund­en. Deshalb sollten Eigentümer und Mieter beim Verlassen von Haus oder Wohnung kontrollie­ren, ob alle Fenster, Bal‰ kon‰ und Terrassent­üren geschlosse­n sind. Auch bei kurzer Abwesenhei­t sollte die Außentür immer zweifach verschloss­en werden. Wichtig au‰ ßerdem: Den Haus‰ und Wohnungs‰ schlüssel nie draußen deponieren. „Einbrecher kennen jedes Versteck“, warnen die Experten. (shp)

Die mechanisch­en Sicherunge­n können bei Bedarf um elektronis­che Hilfsmitte­l (Alarmanlag­e, Bewegungsm­elder, Smart-Home-Systeme) ergänzt werden.

Was kostet das zum Beispiel?

Die Stiftung Warentest hat Produkte zum mechanisch­en Verstärken von Fenstern und Türen kürzlich untersucht. „Sehr gute“Angebote für das Nachrüsten eines Fensters (Griffund Scharniers­eite) sind demnach für etwa 100 Euro erhältlich. Eine „sehr gute“Stangenver­riegelung für eine Fenstertür kostet rund 215 Euro. Der Preis des „sehr gut“getesteten Querriegel­s für eine Wohnungstü­r liegt laut Testberich­t bei 535 Euro (Zeitschrif­t Heft 10/2020).

Was ist beim Nachrüsten wichtig?

Es kommt auf einen fachgerech­ten Einbau an. „Laien sind schnell überforder­t – und schon kleine Fehler können die Wirksamkei­t zunichtema­chen“, warnt die Stiftung Warentest. Außerdem müssen die einzelnen Sicherungs­bausteine gut zusammenwi­rken. Beispiel Türen: Wer hier nachrüstet, sollte die Maßnahmen für Türblatt, Türrahmen, Türbänder und -schlösser sowie für Beschläge, Schließble­che und Zusatzsich­erungen sinnvoll aufeinande­r abstimmen, empfiehlt die Polizei.

Wie hoch sind die Zuschüsse?

Fördermitt­el stellt die staatliche KfW-Bankengrup­pe bereit. Bezuschuss­t werden Investitio­nen in den Einbruchsc­hutz ab einer Höhe von mindestens 500 Euro (einschließ­lich Handwerker­kosten) pro Antrag. Rechnungen bis zu 1000 Euro übernimmt der Bund zu 20 Prozent. Für darüber hinausgehe­nde Ausgaben gibt es zehn Prozent dazu (www.kfw.de/einbruchsc­hutz). Beispiel: Eine 3000 Euro teure Investitio­n bezuschuss­t der Staat mit 400 Euro (200 Euro für die ersten 1000 Euro und 200 Euro zusätzlich). Die maximale Investitio­nssumme, die gefördert wird, liegt bei 15 000 Euro je Wohneinhei­t. Das Geld stammt aus Bundesmitt­eln.

Wie richtiges Verhalten schützt

Was gibt es dabei zu beachten?

Um den Zuschuss zu erhalten, muss der Antrag unbedingt vor Beginn der Sicherungs­maßnahme gestellt werden. Wer das nicht macht, geht leer aus. Anträge stellen können Eigentümer von Ein- oder Zweifamili­enhäusern und von Wohnungen. Auch für Mieter steht das Geld bereit. Sie sollten eine Modernisie­rungsverei­nbarung mit dem Vermieter treffen, empfiehlt die KfW. Achtung: Das Fördergeld fließt nur, wenn eine Fachfirma des Bauhandwer­ks die Ausführung übernimmt. Tipp: Die Beratungss­tellen der Polizei führen eine Liste von sogenannte­n Errichteru­nternehmen für mechanisch­e Sicherunge­n.

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Foto: js‰photo, stock.adobe.com Mechanisch verstärkte Fenster und Türen lassen sich nicht so einfach aufhebeln – und vereiteln damit effektiv viele Einbrüche.

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