Wie geht es den Kinos in der Region?
Lichtspielhäuser Geschlossene Säle, verschobene Premieren – und die Konkurrenz von Netflix und Co. sitzt den Kinos im Nacken. Kinobetreiber aus Ulm und Neu-Ulm schlagen deshalb Alarm
NeuUlm/Ulm Der Kinospaß ist vorbei. Nicht für immer, aber zumindest vorübergehend. Der neuerliche Corona-Lockdown ist dafür verantwortlich, dass auch die Lichtspielhäuser in Ulm und Neu-Ulm momentan geschlossen bleiben müssen. Auf jeden Fall bis Ende November, falls nicht vorher der Lockdown aufgehoben wird – womit angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen nicht zu rechnen ist. Eher, die Anzeichen sprechen dafür, wird der Lockdown verlängert. Betroffen sind somit in Ulm das Xinedome, die Lichtburg, das Mephisto und das Obscura sowie in Neu-Ulm das Dietrich-Theater. Die Ansichten der Betreiber dazu sind etwas unterschiedlich, aber die Auswirkungen des Lockdowns scheinen für alle gleich: Es fehlen zur Zeit die Einnahmen.
Der Betreiber des Dietrich-Theaters sowie der Art-Kinos Lichtburg, Mephisto und Obscura, Roman Sailer, sieht die Situation der Kinos ganz klar als schlecht an und verweist auf den Lockdown als zumindest derzeitige Ursache. „Wir hoffen auf die versprochene Novem„Die ber-Hilfe“, sagt Sailer. „Die ist jetzt ganz wichtig. Und dann warten wir einmal ab, was nun die Beratungen in der Politik bringen. Wir haben im vergangenen Dreivierteljahr gelernt, dass es manchmal überraschende Entscheidungen gibt.“
Sailer verweist darauf, dass in den vorangegangenen Jahren die Wintermonate November, Dezember und Januar immer „sehr besucherstark“gewesen und in dieser Zeit stets großartige internationale Filme in den Kinos gelaufen seien – und gerade vor Weihnachten auch schöne Familienfilme.
Roman Sailer sagt: „Die Kinos konnten dieses Jahr kaum auf 50 bis 60 Prozent der Vorjahreseinnahmen kommen.“Xinedome-Betreiber Hans-Otto Leibing bestätigt dies, geht aber noch weiter: „Das Problem, das die Kinos haben, ist sehr vielfältig. Das liegt bei Weitem nicht nur an Corona. Uns geht es insgesamt als Medium schlecht. Den Lockdown können wir verkraften, nicht aber die langfristige Entwicklung.“Leibing sagt, er sehe die Situation realistisch und mit mindestens einem weinenden Auge: „Heute müssen die Menschen nicht mehr aus dem Haus gehen, um Filme zu sehen. Da gibt es vor allem die Streaming-Dienste, die sehr stark genutzt werden und die nur auf hohe Erträge aus sind. Die Menschen sind übersättigt, vor allem die jungen. Die Besucherzahlen, die wir noch vor fünf Jahren hatten, können wir nie wieder erreichen.“
Roman Sailer sieht zurzeit kein Mittel, die Kundschaft trotz der Schließung seiner Häuser alternativ bedienen zu können, und so bieten die Kinos einen traurigen Anblick: verschlossene Türen, Hinweisschilder für unkundige Besucher und Plakate von Filmen, die jetzt nicht gezeigt werden dürfen. „Die Autokinos“, so Sailer, „die im Frühjahr wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, schließen im Winter ja auch. Filme werden zwar weiter produziert, aber gerade kein Geld damit verdient. Wir brauchen Hilfe, sonst werden die finanziellen Ausfälle ganz massiv. Die Streaming-Dienste sind eine starke Konkurrenz, die funktionieren immer. Die November-Hilfe ist für uns immens wichtig, dem langfristigen Problem unserer Branche wird sie aber nicht gerecht.“Damit spricht Sailer an, was Hans-Otto Leibing langfristig als große Gefahr sieht und befürchtet:
langfristigen Folgen für den Markt werden unumkehrbar sein.“
Dabei haben die Kinobetreiber alles getan, damit es die Besucher in den Häusern sehr komfortabel haben: gemütliche Sitze, große Leinwände, professioneller Sound, integrierte Restauration und einiges mehr. Roman Sailer sagt in Bezug auf den Lockdown: „Wir haben ein funktionierendes Hygienekonzept. Die Belüftung springt stets automatisch an, wenn sich die Luft in den Sälen verschlechtert. Weltweit wurden Kontakte in den Kinos verfolgt und es wurde keine Infektion nachgewiesen. Ein Kino ist nicht völlig risikolos, aber ein Kinobesuch ist die sicherste Freizeitbeschäftigung.“
Leibing bestätigt dies und erklärt: „Das Infektionsrisiko ist nirgends geringer als im Kino. Dafür haben wir viel investiert.“Und er schwärmt: „Wir können in den großen Kinos mit den großen Leinwänden und dem Wahnsinns-Sound ein tolles Erlebnis bieten. Trotzdem haben viele Menschen die Lust auf Kino verloren. Aber wir sind für die Besucher, die wieder kommen werden, gerüstet. Bisher hat das Kino alle Krisen überstanden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Der Bücherwurm ging im Wald spazieren. Feuchtes Laub auf den Wegen, hier noch eine letzte Walderdbeere, da ein alter, schon leicht gammeliger Bovist, den der Bücherwurm ein bisschen rauchen ließ. Novemberspaziergang halt, aber immerhin bei gutem Wetter. Von Advent und Schnee noch keine Spur – aber plötzlich in einer Biegung des Weges traute der Bücherwurm seinen Augen nicht: Da entdeckte er einen Osterhasen!
Die Ohren hoch aufgereckt, einen Kranz bunte Eier um den Hals hatte ein Spaßvogel den Hasen wohl im Frühjahr aus einem Stamm geschnitzt und zum Überbringer bunter Eier gemacht. Hatte der Bücherwurm sich in der Jahreszeit geirrt?
Doch eher nicht, bei all dem braunen Herbstlaub! Vergessen im Novemberwald leuchteten die bunten Eier nun aus dem dunklen Wald. Das eine oder andere hatte schon leichte Schäden – aber vergessene echte Ostereier vom vergangenen Jahr finden sich zu
Ostern ja auch manchmal in Gärten, leicht am Geruch identifizierbar.
„Halt durch über den Winter, Osterhase!“, hat der Bücherwurm dem Hasen gesagt. „Es kommen wieder bessere Zeiten, für uns und auch für dich.“Und dem Hasen versprochen – im Frühjahr wird er ihm einen übrig gebliebenen Schokonikolaus bringen.