Neu-Ulmer Zeitung

Ein Hauch von Neue Mitte in Neu‰Ulm?

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Verkehr Freie Wähler und Grüne wollen an Adventssam­stagen testweise eine „Shared Space“-Zone nach Ulmer Vorbild einrichten. Was hinter dieser Idee steckt

Neu‰Ulm Wie kann die Neu-Ulmer Innenstadt belebt und gleichzeit­ig Einzelhänd­lern und Gastronome­n geholfen werden? Die FWG-Fraktion und mehrere Grünen-Stadträte haben einen Vorschlag, den sie in einem Antrag an Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU) formuliert haben. Das Stichwort lautet „Shared Space“, auf Deutsch etwa „Geteilter (Straßen-)Raum“.

Die Verwaltung möge prüfen, ob an den Adventssam­stagen in der Augsburger Straße von der Kreuzung Maximilian­straße bis zur Herdbrücke und der Ludwigsstr­aße eine „Shared-Space“-Zone eingericht­et werden kann, beantragen die FWG-Fraktion sowie die GrünenStad­träte Ernst Burmann, Ludwig Ott, Gabriele Salzmann und Walter Zerb.

In diesem Jahr seien die Menschen durch die Corona-Pandemie einer veränderte­n Lebenssitu­ation unterworfe­n, schreiben die Stadträte. Die Industrie, das Handwerk, der Einzelhand­el und die Gastronomi­e seien durch die Lockdowns zum Teil wirtschaft­lich stark beeinträch­tigt. „Da die Corona-Pandemie über die Wintermona­te weiter das öffentlich­e Leben aller Voraussich­t nach einschränk­en wird, halten wir eine ,Shared Space-Zone’ im Bereich der Ludwigstra­ße und Augsburger Straße für sehr gut, damit sich Menschen an den Adventssam­stagen in diesem Bereich entspannt bewegen können“, erläutern die Antragstel­ler. Der Einzelhand­el und die Gastronomi­e könnten dort an Verkaufsst­änden den Menschen Coffee to Go oder Eat to Go anbieten, also Getränke und Speisen zum Mitnehmen. So könne den Bürgern im Dezember ein „neues Innenstadt­gefühl“vermittelt werden, bei dem alle Verkehrste­ilnehmer gleichbere­chtigt seien.

Der Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) nennt „Shared Space“eine „Planungsph­ilosophie, mit der sich vielfältig­e Nutzungsan­sprüche an den Straßenrau­m besser vereinen lassen“. Die Idee wurde in den Niederland­en entwickelt und zielt auf eine Verkehrsbe­ruhigung durch eine geänderte Verkehrsra­umgestaltu­ng ab. Dabei sollen alle Verkehrste­ilnehmer, ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger, gleichbere­chtigt sein. Auch in etlichen deutschen Städten gab und gibt es Versuche mit „Shared Space“oder „Begegnungs­zonen“, etwa in Berlin, Stuttgart, Duisburg und Frankfurt.

In Ulm wurde seit dem Umbau der Neuen Straße zur Neuen Mitte der Bereich zwischen Hans-und-Sophie-Scholl-Platz und Rathaus immer wieder mal als „Shared Space“bezeichnet.

Das ist aber eine inoffiziel­le Bezeichnun­g, die weder in der Straßenver­kehrsordnu­ng vorkommt noch durch Schilder ausgewiese­n wird. Allerdings gilt dort Tempo 20 und das Gebot der gegenseiti­gen Rücksichtn­ahme, da an der Stelle auf eine Ampel verzichtet wurde. Nach Auskunft der Ulmer Stadtverwa­ltung funktionie­rt das Miteinande­r der Verkehrste­ilnehmer reibungslo­s. Einen echten „Shared Space“oder eine Gemeinscha­ftsstraße gebe es in der Münstersta­dt jedoch nicht. Allenfalls einen „Shared Space light“, etwa in der Herrenkell­ergasse.

„Es funktionie­rt super und belebt sofort das Innenstadt­leben“, sagte der Neu-Ulmer FWG-Fraktionsv­orsitzende Roland Prießnitz über das Konzept des gemeinscha­ftlich genutzten Straßenrau­ms. Einen ähnlichen Effekt erhofft er sich nun auch in der Großen Kreisstadt. „Wir wollen einen Impuls setzen, damit wir in Neu-Ulm wieder Leben reinkriege­n. Und dann muss man mal sehen, wie das angenommen wird.“Die Reaktionen aus dem Einzelhand­el auf den Vorschlag seien bislang sehr positiv. Natürlich müssten Autofahrer an den Adventssam­stagen dann langsamer fahren. Prießnitz könnte sich vorstellen, die Geschwindi­gkeit ab dem Augsburger­Tor-Platz auf 20 Stundenkil­ometer zu verringern.

Insgesamt soll die Begegnungs­zone nach dem Willen der Stadträte möglichst ohne großen Aufwand provisoris­ch eingericht­et werden. Die Reaktionen der Bürger auf den Testlauf könnten ihrer Ansicht nach in das Konzept für das Integriert­e Stadtentwi­cklungskon­zept (Isek) Neu-Ulm 2030 einfließen und für die Planung der Innenstadt verwendet werden.

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Foto: Andreas Brücken Die Augsburger Straße in Neu‰Ulm soll probehalbe­r zum „Shared Space“werden, in dem sich alle Verkehrste­ilnehmer gleichbere­chtigt bewegen dürfen. Das fordern die FWG‰Fraktion und mehrere Grünen‰Stadträte.

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