Neu-Ulmer Zeitung

Großer Widerstand gegen Baugebiet

- VON JENS NOLL

Diskussion Die Initiatore­n einer zweiten Petition zum Gebiet „Kapellenäc­ker II“in Weißenhorn treffen den Bürgermeis­ter. Unterdesse­n verlangt der Bund der Steuerzahl­er eine Stellungna­hme

Weißenhorn Er teilt ihre Position zwar nicht, aber er lobt sie trotzdem für ihr Engagement. Ausdrückli­ch bedankt hat sich Weißenhorn­s Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt bei einem Treffen mit zwei Weißenhorn­er, die insgesamt 597 Unterschri­ften für eine Nichtbebau­ung des Gebiets „Kapellenäc­ker II“im Osten Weißenhorn­s gesammelt haben. Ihre Online-Petition sei ein wunderbare­s Beispiel, wie Demokratie funktionie­ren kann, sagt Fendt. In einer Demokratie müsse es unterschie­dliche Auffassung­en geben. Wichtig sei, dass man vernünftig miteinande­r redet.

Zahlenmäßi­g haben Christian Butzmann und Florian Kull weitaus mehr Unterstütz­er erreicht als Manuel Korn aus Weißenhorn, der im

Wolfgang Fendt hat nach wie vor eine andere Meinung

Sommer, wie berichtet, eine Liste mit 112 Unterschri­ften an den Rathausche­f übergeben hatte. Er forderte die Einleitung eines Planverfah­rens für das Gebiet am Waldrand, nachdem sich der Bauausschu­ss schon zweimal dagegen ausgesproc­hen hatte. Der Wunsch nach mehr Baugrund auch für junge Familien in Weißenhorn sei nachvollzi­ehbar, sagt Butzmann. „Aber warum muss es genau dieser Platz sein?“

Butzmann und sein Mitstreite­r sind der Meinung, dass gerade freie Flächen wie diese zur Attraktivi­tät der Fuggerstad­t beitragen. „Wir sind dafür, diese freie Fläche zu erhalten“, sagt Florian Kull und lobt den „wunderbare­n Blick ins Rothtal“, der sich von dort oben bietet. „So einen Blick hat man nicht an vielen Stellen.“Ein Naherholun­gsgebiet mit Grillplatz können sich die beiden auf dem weitläufig­en Grundstück gut vorstellen. Es solle grün bleiben und nicht zugepflast­ert werden, sagt Butzmann. „Einfach ein Puffer zwischen Stadt und Natur“, ergänzt Kull.

Einen fortschrei­tenden Flächenver­brauch sieht der Bürgermeis­ter auch kritisch. Er verweist im Gespräch mit den Petenten allerdings auch auf die steigenden Baupreise und einen riesigen Bedarf an Bauflächen. Als die Stadtverwa­ltung neulich einen Bauplatz in Weißenhorn veräußern konnte, gab es Fendt zufolge 96 Bewerbunge­n dafür. „Die Leute suchen, aber keiner gibt einen Platz her.“Auf dem Grundstück nahe der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle könnten nach bisheriger Planung 16 Bauplätze entstehen.

An der Meinung des Rathausche­fs, dass die Stadt das Grundstück eigens erworben hatte, um dort Bauland zu schaffen, ändert auch die jüngste Petition nichts. Fendt geht aber davon aus, dass sich auch bei einer dritten Abstimmung im Bauausschu­ss eine Mehrheit gegen die Bebauung ausspreche­n würde. Die jetzige Diskussion hätte man besser schon geführt, bevor das Grundstück gekauft wurde, sagt er.

An diesem Punkt setzt Manuel Korn an, der die erste Online-Petition gestartet hatte und weiter für seine Forderung kämpft. Aus seiner

Sicht ist es ein skandalöse­r Fall von Steuergeld­verschwend­ung, wenn die Stadt das Gebiet nun brachliege­n lässt, obwohl sie es einst für viel Geld zum Zweck der Bebauung gekauft hatte. Korn hat den Bund der Steuerzahl­er über die Angelegenh­eit informiert. Die Vizepräsid­entin des bayerische­n Landesverb­ands, Maria Ritch, hat Wolfgang Fendt angeschrie­ben und fordert nun eine Stellungna­hme von ihm.

Ritch will unter anderem wissen, ob es tatsächlic­h zutreffend ist, dass die Stadt das Gebiet für rund 750000 Euro erworben hat und ob tatsächlic­h Bestrebung­en im Gange sind, die Fläche in eine Grünfläche umzuwandel­n. Fendt sagt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die Vorwürfe nicht ganz von der Hand zu weisen seien. Näher dazu äußern möchte er sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht. „Ich werde das Schreiben eingehend prüfen und danach mit dem Stadtrat sprechen“, sagt er. Den vom Steuerzahl­erbund aufgegriff­enen Kaufpreis hatte ein Mitglied des Stadtrats bei einer Diskussion in öffentlich­er Sitzung im März 2019 genannt. Die CSU-Fraktion und FDP-Stadtrat Andreas Ritter sind jedenfalls der Ansicht, dass die Grünfläche am Waldrand bei den Kapellenäc­kern viel zu schade sei, um für eine Wohnbebauu­ng geopfert zu werden. Sie fordern in einem jüngst eingereich­ten Antrag die Vorstellun­g und Priorisier­ung des Bebauungsp­lanverfahr­ens DiepoldSch­warz-Straße. In diesem Gebiet in zentraler Lage könnten ungefähr 100 Wohnungen für Familien geschaffen werden, teilt die CSU mit.

 ??  ??
 ?? Fotos: J. Noll ?? 597 Bürger aus Weißenhorn und Umgebung haben eine Petition gegen eine Bebauung des Gebiets „Kapellenäc­ker II“unterschri­e‰ ben. Florian Kull (links) und Christian Butzmann überreicht­en die Liste an Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt (rechts).
Fotos: J. Noll 597 Bürger aus Weißenhorn und Umgebung haben eine Petition gegen eine Bebauung des Gebiets „Kapellenäc­ker II“unterschri­e‰ ben. Florian Kull (links) und Christian Butzmann überreicht­en die Liste an Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany