„Spiele gerne in kleinen Hallen“
Tischtennis
Timo Boll spricht über seinen Besuch in Pfaffenhofen
Pfaffenhofen „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“hat Ludwig van Beethoven den ersten Satz seiner sechsten Sinfonie überschrieben. Das war vor 200 Jahren und heißt: Timo Boll, Deutschlands unumstrittenen Tischtennis-Liebling Nummer eins seit rund zwei Jahrzehnten, kann er dabei nicht im Sinn gehabt haben.
Der kam zwar Mitte der Woche auch auf das Land, genauer: Nach Pfaffenhofen. Aber die Stimmung bei Boll und seinen Kollegen vom nationalen Rekordmeister Düsseldorf war bei der Abreise nach dem Sieg gegen den TTC Neu-Ulm fraglos heiterer als bei der Ankunft zwei Tage zuvor. Die schmucke Pfaffenhofener Sporthalle, in der sich tagsüber vorwiegend Schulkinder zwischen Kletterstangen und Sprossenwand tummeln, gehört optisch eigentlich weniger zu den Hallen, in denen Boll sonst seinem Sport nachgeht. Mit dem Ambiente hatte der Topstar jedoch kein Problem. „Ich spiele gerne in kleinen Hallen, bei Schauturnieren in der Sommerpause tun wir das ja oft“, erklärte der 39-Jährige. Er möge die Nähe zu den Fans, sagte Boll, „vor allem wenn man das Leuchten in ihren Augen sieht“.
Am Mittwochabend allerdings gab es aus Neu-Ulmer Sicht wenig Erhellendes. Boll und Co. machten vor fast leeren Rängen mit den Gastgebern kurzen Prozess. Schon nach knapp zwei Stunden stand Düsseldorfs 3:0 Sieg fest.
„Wir haben mit mehr Gegenwehr gerechnet“, gestand denn auch der Star, der in diesen Tagen eigentlich mit vielen Spielgefährten seines Niveaus eine Turnierserie in China absolvieren wollte. Er hatte sie abgesagt. „Das wäre für mich nach sechs Monaten Wettkampfpause zu früh gekommen“, meinte Timo Boll, „ich bin ja noch in der Aufbauphase“. Unter anderem für die auf 2021 verschobene Olympiade in Tokio, wohl seine letzte.
Auch deswegen war er mit seinem Auftritt im Rothtal zufrieden und die Stimmung danach insgesamt ohnehin heiter. Wozu auch Trainer Danny Heisters Champagner-Spende beigetragen hat, als Siegprämie und anlässlich seines 49. Geburtstages. Übernachten konnten die Düsseldorfer in Pfaffenhofen nicht. Da hatte es einst Napoleon besser. Der Gasthof, zu Beethovens Zeit Nachtlager des Franzosen auf seinem Russland-Feldzug, ist seit Jahren geschlossen.