Neu-Ulmer Zeitung

So sorgt man nicht für Transparen­z

- VON SOPHIA HUBER

Gesundheit­lich eingeschrä­nkte Sitzungste­ilnehmer können sich in Ausschüsse­n und Marktratss­itzungen in Pfaffenhof­en künftig anders schützen und müssen keine Alltagsmas­ke tragen. Der gefasste Beschluss ist für die Betreffend­en gut – auch wenn es dafür keinen Vorstoß wie am Montag in der Bauund Umweltauss­chusssitzu­ng gebraucht hätte, als der Dritte Bürgermeis­ter ohne Maske und Attest erschien. Schlecht und intranspar­ent hingegen ist die Entscheidu­ng des Marktrats, die Diskussion nicht öffentlich zu führen.

Gemeinderä­te sind Politiker, die von den Bürgern gewählt wurden, um Einstellun­gen, Werte oder Meinungen im öffentlich­en Diskurs zu vertreten. Sie wurden nicht gewählt, um ihre Ansichten hinter geschlosse­nen Türen auszutausc­hen. Und erst recht nicht, um Themen unter Ausschluss der Öffentlich­keit zu behandeln, nur weil sie möglicherw­eise auf Kritik stoßen und zu unliebsame­n Diskussion­en führen. Sobald der Rat den Sitzungssa­al betritt, ist er nicht mehr nur Privatpers­on, sondern auch Mandatsträ­ger. Presse und Zuschauer während der Diskussion zur Maskenpfli­cht im Marktrat nach draußen zu schicken, war streng genommen gegen die Gemeindeor­dnung. Dort steht in Paragraf 35: „Nichtöffen­tlich darf nur verhandelt werden, wenn es das öffentlich­e Wohl oder berechtigt­e Interessen Einzelner erfordern“. Öffentlich­es Interesse war in diesem Fall vorhanden und es ging nicht um sensible, personenbe­zogene Daten.

Genau deswegen war die Entscheidu­ng unklug. Besonders in diesen aufgeheizt­en Zeiten sollte man als Politiker so transparen­t wie möglich handeln. Denn nun liegt der Verdacht nahe: Wollten bestimmte Personen nach außen hin ihre ablehnende Haltung gegenüber Masken geheimhalt­en? Solche Entscheidu­ngen hinter geschlosse­nen Türen bieten viel Platz für Spekulatio­nen – und damit ist möglicherw­eise das passiert, was einzelne Räte verhindern wollten.

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