Neu-Ulmer Zeitung

Warum wir manchmal weinen

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Ach so! Die Tropfen, die aus unseren Augen

kullern, sind mehr als bloß Wasser

Warum hast du zuletzt geweint? Vielleicht wegen einer schlechten Note oder weil es Ärger mit deinen Eltern gab? Vielleicht weil du dir wehgetan hast? Oder vielleicht auch, weil du ein rührendes Video gesehen hast oder weil du dich über etwas unheimlich gefreut hast? Gründe zum Weinen gibt es viele. Aber was sind das überhaupt für Tropfen, die aus unseren Augen quellen?

Daniel Salchow kann das erklären. Er ist Augenheilk­undler und kennt sich auch mit Tränen aus. „Die Tränen sind ganz wichtig für den Schutz unserer Augen“, sagt der Fachmann. „Ohne sie würde das Auge austrockne­n und trüb werden.“

Tränendrüs­en an der Nase und am Oberlid im äußeren Augenwinke­l produziere­n ständig Tränenflüs­sigkeit. Unsere Augenlider arbeiten als eine Art Scheibenwi­scher. „Wenn wir blinzeln, verteilen wir die salzige Flüssigkei­t auf der Hornhaut des Auges“, erklärt Daniel Salchow weiter. „So wird das Auge feucht gehalten und mit Nährstoffe­n versorgt. Nur so können wir scharf sehen.“

Manchmal laufen die Augen über

In den Tränenkanä­len nahe der Nasenwurze­l laufen die Tränen wieder ab. Sie rinnen in die Nasenhöhle und unseren Rachen hinunter. Deswegen läuft uns auch oft die Nase, wenn wir stark weinen. Beim Weinen produziere­n die Tränendrüs­en mehr Flüssigkei­t, als wieder ablaufen kann. Das Auge läuft sozusagen über. Tränen schwappen aus dem Auge heraus und kullern uns die Wange hinunter.

„Das passiert zum Beispiel, wenn unser Auge gereizt ist“, sagt der Fachmann. „Etwa, wenn ein störendes Staubkorn, eine Wimper oder ein Insekt auf die Hornhaut geraten ist.“Die Tränendrüs­en bilden dann sogenannte Reflex-Tränen. Sie spülen Fremdkörpe­r von der Hornhaut des Auges.

Die Tränen kullern aber auch aus anderen Gründen. Denn wer weint, bekommt für gewöhnlich Hilfe und Aufmerksam­keit. Babys weinen, weil sie so mitteilen, dass sie zum Beispiel Hunger haben oder kuscheln wollen. Sie zeigen, dass sie etwas brauchen.

Weil das im Babyalter so gut klappt, setzt auch später noch diese Art Hilferuf ein, vermuten Forscher. Ganz automatisc­h schalten sich dann unsere Tränendrüs­en ein. Bei starken Gefühlen arbeiten sie so heftig, dass das Wasser nicht mehr schnell genug in den Tränenkanä­len ablaufen kann. Wir weinen.

Tränen schmecken salzig. Doch es steckt noch mehr als Salz in dieser Flüssigkei­t. Tränen beinhalten auch etwas Zucker. Den brauchen die Zellen des Auges als Nährstoff. Außerdem sind Eiweiße in den Tränen, die den Körper vor unerwünsch­ten Eindringli­ngen schützen. „Es kommen andauernd Bakterien in die Augen“, sagt ein Fachmann. „Die Tränen helfen, diese abzutöten, damit sie keine Probleme machen.“

Die Flüssigkei­t, die unser Auge bedeckt, wird Tränenfilm genannt. Sie besteht aus mehreren Schichten. Ganz oben schwimmt eine fettige Schicht. Durch sie trocknen die Tränen nicht so schnell. Darunter befindet sich die wässrige Tränenschi­cht mit den Salzen und Eiweißen. Unter ihr ist noch einmal eine schleimige Schicht. Sie verbindet die Hornhaut des Auges mit dem Tränenfilm. Auf diese Weise haftet er besser.

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Foto: Prabin Ranabhat/SO‰ PA Images via ZUMA Wire/dpa Wenn wir weinen, kullern uns Tränen die Wangen hinunter – wie bei diesem Mäd‰ chen aus Nepal.

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