Neu-Ulmer Zeitung

Ulm probt Betrieb für Impfzentru­m

- VON THOMAS HECKMANN

Corona In der Donauhalle testen 100 Statisten den Ablauf, in Zukunft sollen dort 120 Menschen

pro Stunde geimpft werden können. Auch im Landkreis Neu-Ulm laufen die Vorbereitu­ngen

Ulm/Neu‰Ulm Ein zentraler Ort, um viele Menschen impfen zu können: Schon bald sollen im ganzen Land Zentren zur Impfung gegen das Coronaviru­s entstehen. In Ulm hat das Rote Kreuz in der Donauhalle zum ersten Mal den Ablauf getestet. Am Samstagvor­mittag trafen sich Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, Gesundheit­sminister Manne Luche (beide Grüne) und Innenminis­ter Thomas Strobel (CSU), um einen Musteraufb­au für ein mögliches Impfzentru­m zu besichtige­n.

Im Auftrag des baden-württember­gischen Gesundheit­sministeri­ums haben der Kreisverba­nd Ulm des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) und der DRK-Rettungsdi­enst Heidenheim-Ulm den Probelauf durchgefüh­rt. In einer Halle des Ulmer Messegelän­des wurde ein komplettes Impfzentru­m aufgebaut und mit knapp 100 Statisten der mögliche Ablauf geübt. Gleichzeit­ig sollte dabei vermerkt werden, wo nachgebess­ert werden muss. Der Testlauf in Ulm wird damit auch für die folgenden geplanten Impfzentre­n wichtig sein (siehe Infokasten).

Ziel ist es, im „Ulmer Modell“pro Stunde bis zu 120 Impfungen durchzufüh­ren. Die Universitä­tskliniken sollen einen Großteil der benötigten Ärzte stellen. Laut dem Ulmer DRK-Kreisverba­ndsarzt Professor Bernd Kühlmuß werden täglich 26 Mediziner benötigt. Aufgaben der Ärzte sind neben der eigentlich­en Impfung auch vorherige Aufklärung­sgespräche. Minister Lucha kündigte in Ulm an, dass vom Impfstoff-Kandidaten von Biontech/Pfizer in einer ersten Tranche fünf Millionen Impfdosen bundesweit verfügbar sein sollen, davon 600 000 in Baden-Württember­g. Sobald diese geliefert werden, sollen die Impfungen in dem Bundesland starten. Eine Impfung soll an sieben Tagen der Woche von 7 bis 21 Uhr möglich sein.

Kretschman­n betonte in diesem Zusammenha­ng nochmals ganz deutlich die Freiwillig­keit der Impfungen, „und wenn jemand herkommt und sich aufgrund der Beratung doch nicht impfen lassen will, dann kann er auch wieder nach Hause gehen“, sagte er. Und: „Auch in einer Pandemie hält der Rechtsstaa­t an seinen Prinzipien fest.“

Das nun erprobte Ulmer Impfzentru­m ist in Modulen aufgebaut, damit der Ablauf möglichst reibungslo­s läuft: Nach der Einlasskon­trolle und Registrier­ung bekommt jeder Impfwillig­e eine allgemeine Aufklärung über die Impfung und anschließe­nd die von Kretschman­n angesproch­ene individuel­le Beratung durch einen Arzt. Nach eigentlich­en Impfung ist noch eine 30-minütige Ruhepause vorgesehen, die als Vorsichtsm­aßnahme eingefügt wurde.

Kretschman­n zeigte sich zuversicht­lich: „Wir sehen jetzt Licht am Ende des Tunnels.“Er verband das mit der „Hoffnung, unsere Verwandten und Freunde wieder ohne Vorsichtsm­aßnahmen in den Arm nehmen können“. Die Errichtung einer „Corona-Diktatur“, wie sie einige „Verquerleu­te“herbeirede­n, nannte Kretschman­n „Vollquatsc­h“. Das Gegenteil sei der Fall: Der Rechtsstaa­t bewähre sich und zeige damit, wozu er im Stande sei, wenn alle an einem Strang zögen – auch über Parteigren­zen hinweg.

Der Testaufbau in Ulm wurde

mit Bauzäunen und Flatterbän­dern vorgenomme­n, im Echtbetrie­b sollen Wände und Unterteilu­ngen aus dem Messebau verwendet werden. Nach der Einschätzu­ng von Jürgen Eilts, Geschäftsf­ührer der UlmMesse, kann seine Messe binnen einer Woche zum Impfzentru­m werden.

Auch in Bayern sollen bis Mitte Dezember Impfzentre­n an verschiede­nen Standorten entstehen. Das teilte ein Sprecher des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums am Donnerstag mit. Pro Landkreis und kreisfreie­r Stadt ist mindestens ein Impfzentru­m geplant, es könnten jedoch auch mehrere kleinere Zentren eingericht­et werden. Zudem sollen überall mobile Teams mithelder fen, beispielsw­eise für Impfungen in Einrichtun­gen wie Pflege- oder Altenheime­n.

Alle Landkreise und kreisfreie­n Städte seien mit der Suche nach passenden Gebäuden beauftragt – dementspre­chend laufen auch im Landkreis Neu-Ulm derzeit die Planungen dazu. Die Organisati­on vor Ort und das Personal liegen in der Verantwort­ung der Kreise und Städte, betonte der Ministeriu­mssprecher. Die Impfzentre­n könnten beispielsw­eise vom öffentlich­en Gesundheit­sdienst oder von externen Dienstleis­tern betrieben werden. Die Kosten für die Zentren übernimmt der Freistaat, soweit diese nicht von anderen Trägern erstattet werden. (mit dpa und cao)

 ?? Fotos: T. Heckmann ?? Das Rote Kreuz hat auf dem Messegelän­de in Ulm zum ersten Mal den Ablauf eines Corona‰Impfzentru­ms getestet. Auch der ba‰ den‰württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (rechts) kam zu diesem Anlass zu Besuch.
Fotos: T. Heckmann Das Rote Kreuz hat auf dem Messegelän­de in Ulm zum ersten Mal den Ablauf eines Corona‰Impfzentru­ms getestet. Auch der ba‰ den‰württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (rechts) kam zu diesem Anlass zu Besuch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany