Neu-Ulmer Zeitung

Wie Kirchen Gottesdien­ste an Weihnachte­n möglich machen wollen

- VON MAXIMILIAN SONNTAG

Glaube Die Weihnachts­botschaft soll gerade in Zeiten von Corona vermittelt werden. Pfarrer aus dem Landkreis Neu-Ulm erzählen, welche Lösungen für Heilig Abend vorgesehen sind

Landkreis Arbeitsstr­ess an Heilig Abend – das ist für die meisten Pfarrer eine alljährlic­h wiederkehr­ende Konstante. Besonders in diesem Jahr dürfte dies mehr denn je zutreffen, zumal die meisten Pfarrgemei­nden im Landkreis Neu-Ulm wegen der Corona-Pandemie mehr Gottesdien­ste als sonst veranstalt­en.

Für den katholisch­en Pfarrer Thomas Kleinle, der für die Pfarreigem­einschaft Altenstadt zuständig ist, sind Gottesdien­ste an Weihnachte­n aber nicht wegzudenke­n: „Wir schaffen hierdurch einen Rahmen, der Weihnachte­n weg vom reinen Familienes­sen holt und zeigt, wo der eigentlich­e Kern des Festes liegt. Es würde einfach etwas fehlen.“Die Gottesdien­ste an Weihnachte­n laufen wegen der Pandemie aber alles andere als gewohnt ab.

Bei der Pfarreieng­emeinschaf­t Altenstadt muss man sich für alle Gottesdien­ste anmelden. Diese finden mit begrenzter Personenza­hl, zeitlich verkürzt und mehrfach statt. In Untereiche­n wird der Gottesdien­st an Heilig Abend zusätzlich auf einer Leinwand auf dem Friedhof und dem Kirchplatz übertragen, da die Kirche sehr klein ist.

Ähnliches ist in Neu-Ulm geplant. Der Weihnachts­gottesdien­st in der Petruskirc­he wird ins Freie auf den Petrusplat­z verlegt. Dieser soll mehrfach in verkürzter Form stattfinde­n, wie Dekan Jürgen Pommer vom Evangelisc­h-Lutherisch­en Dekanat in Neu-Ulm berichtet. Jede einzelne Feier soll 30 Minuten dauern. Zahlreiche Bierbänke werden aufgestell­t und pro Gottesdien­st ungefähr 200 Menschen Platz bieten. Eine Begrenzung der Teilnehmer­anzahl ist auch hier wichtig, da der Petrusplat­z nicht unbegrenzt Platz bietet. Wie viele Besucher jeweils teilnehmen könnten, hänge von der Anzahl der verschiede­nen Haushalte ab, sagt Pommer. Die Veranstalt­ung an Heilig Abend sei seit vielen Wochen geplant und eng mit dem Landratsam­t und der Stadt Neu-Ulm abgesproch­en.

Auch das Bistum Augsburg, zu dem das Dekanat Neu-Ulm gehört, sagt, dass die Kirchengem­einden kreativ sein sollen, um Weihnachts­gottesdien­ste zu ermögliche­n. Unter

Einhaltung der aktuellen Beschränku­ngen müsse die Weihnachts­botschaft gerade in Zeiten von Corona vermittelt werden.

Diese Ansicht teilt auch Martin Straub, katholisch­er Dekan für den Landkreis Neu-Ulm: „Gerade jetzt, wo angesichts der Pandemie alles grau und trüb ist, müssen wir die Botschaft der Hoffnung verbreiten.“Grundsätzl­ich sind in den katholisch­en Pfarreigem­einden im Landkreis in der Regel mehrere, aber verkürzte Gottesdien­ste geplant. Zwar gebe es bei zu kleinen Kirchen vereinzelt­e Andachten im Freien, mehrheitli­ch werden die Gottesdien­ste aber in den Kirchen mit weniger Personen abgehalten.

So auch in Vöhringen, wo es an Heilig Abend sechs bis acht Christmett­en geben soll, die jeweils eine knappe Stunde dauern. Die klassische­n Kinderchri­stmetten wird es an Heilig Abend nicht geben. Geplant sind aber je nach Pfarrei Stationen-Wege, auf denen die Weihnachts­geschichte mit musikalisc­her Begleitung erzählt wird. In den 26 Kirchengem­einden, die das evangelisc­he Dekanat Neu-Ulm betreut, sind ähnliche Konzepte geplant: mehrere, aber dafür kürzere Gottesdien­ste, gegebenenf­alls auch im Freien.

Ziel sei es, sagt Dekan Pommer, möglichst vielen Menschen ein besinnlich­es Weihnachts­fest mit einem Gottesdien­st zu ermögliche­n. Darüber, wie ein solches Weihnachte­n angesichts der Corona-Pandemie feierlich gestaltet werden kann, machen sich die einzelnen Pfarreigem­einschafte­n schon lange Gedanken. Grundsätzl­ich herrsche dort eine positive Grundstimm­ung und eine sehr große Kreativitä­t, berichtet der Neu-Ulmer Dekan.

Manche Gemeinden planen sogar Gottesdien­ste an geeigneten Stellen im Wald. „Das Rausgehen ist eine schöne Idee, da die Kirche vermehrt dort hingehen soll, wo die Menschen sind“, sagt Pommer. Zudem gibt es in vielen Kirchengem­einden an Heilig Abend spezielle Familiengo­ttesdienst­e. Ob sich die Besucher der Andachten vorab anmelden müssen, hängt von den jeweiligen Regelungen der Kirchengem­einden ab.

Im Ulmer Münster, wo normalerwe­ise 2500 Gläubige Platz haben, können derzeit nur noch maximal 400 Menschen an Gottesdien­sten teilnehmen. Um an Heilig Abend Stau zu vermeiden, gibt es ein elektronis­ches Anmeldepro­gramm. Hierüber können Tickets gebucht werden, die per E-Mail zugeschick­t werden. „Damit können wir eine maximale Auslastung garantiere­n, ohne die aktuellen Corona-Beschränku­ngen zu missachten“, sagt der evangelisc­he Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Im Münster finden am 24. Dezember zwischen 15 und 23

Uhr sechs Gottesdien­ste mit unterschie­dlichen Schwerpunk­ten statt. So gibt es etwa ein Familienan­gebot mit einem Krippenspi­el, das anhand von Bildern gezeigt wird.

Angesichts der hohen Infektions­zahlen wegen der Corona-Pandemie zeigt sich Gohl froh darüber, dass überhaupt Gottesdien­ste gefeiert werden. Es gebe aber auch einen Plan B, falls an Weihnachte­n nicht in der Kirche gefeiert werden kann. Eine Arbeitsgru­ppe der badenwürtt­embergisch­en Landeskirc­he hat eine komplette Liturgie erstellt, die sich jeder herunterla­den und für eine mögliche Weihnachts­feier zu Hause verwenden kann.

Darüber hinaus wird ein Gottesdien­st an Heilig Abend aus dem Münster von live im Fernsehen übertragen. Neu ist in diesem Jahr, dass die Gottesdien­ste im Münster ökumenisch sind, was Gohl angesichts der Belastung durch Corona als ein sehr schönes Zeichen empfindet.

Im Ulmer Münster finden ökumenisch­e Feiern statt

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Foto: Christoph Schmidt, dpa Trotz Corona finden auch in diesem Jahr Gottesdien­ste an Heilig Abend statt. Da die Personenan­zahl beschränkt werden muss, planen einige Kirchengem­einden im Landkreis Neu‰Ulm mehrere Andachten hintereina­nder.
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MITTWOCH, 25. NOVEMBER 2020

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