Neu-Ulmer Zeitung

Bitte Parkscheib­e einlegen!

- VON JENS NOLL

Innenstadt Weißenhorn verschärft versuchswe­ise die Regeln für den Parkplatz am alten Busbahnhof. Die Grünen würden sogar noch weiter gehen und eine Parkfläche streichen

Weißenhorn Lange haben die Stadträte über das Parken in Weißenhorn diskutiert. Jetzt werden Fakten geschaffen. Wie an anderen Stellen in der Innenstadt gelten auch am ehemaligen Busbahnhof an der Illerberge­r Straße künftig strengere Regeln fürs Parken. Versuchswe­ise für ein Jahr wird die Parkzeit auf dem „Parkplatz Innenstadt“neben der TSV-Halle, auf der ehemaligen Buswendesc­hleife und auf den Stellplätz­en südlich der Stadtpfarr­kirche an der Illerberge­r Straße tagsüber auf zwei Stunden begrenzt.

Mit diesem Beschluss folgte der Stadtrat am Montagaben­d einem Antrag der WÜW. Die Fraktion ist der Meinung, dass die Parkplatzn­ot in der Altstadt und am alten Busbahnhof durch Dauer- und Tagesparke­r verursacht wird. Den Bau eines Parkdecks am Rande der Altstadt hatten die Stadträte bekanntlic­h abgelehnt, weil ein solches Vorhaben den Zielsetzun­gen des integriert­en städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzepts Isek widersprec­hen würde.

Das Isek gehe sogar noch weiter und empfehle eine Parkraumbe­wirtschaft­ung, also dass die Stadt

Die neue Regelung sieht auch Ausnahmen vor

Parkgebühr­en erhebt, sagte Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt. Die ZweiStunde­n-Regelung sei aber einen Versuch wert, wenngleich die Stadtverwa­ltung diese nur für den Parkplatz direkt neben der TSV-Halle vorgeschla­gen hatte. Für Anwohner und Betriebe, die Ablösebeit­rage für nicht vorhandene Parkplätze bezahlt haben, müssten auch weiterhin uneingesch­ränkt nutzbare Parkmöglic­hkeiten in räumlicher Nähe vorhanden sein, sagte Fendt.

Der WÜW-Fraktionsv­orsitzende Jürgen Bischof verwies auf Ausnahmere­gelungen: So dürfen Fahrzeuge mit Anwohnerpa­rkausweis und Dienstfahr­zeuge von Beschäftig­ten der Stadt unbegrenzt parken. Den Mitarbeite­rn der Geschäfte und der Stadtverwa­ltung sei es zuzumuten, von den Parkplätze­n im Umfeld der Altstadt, also zum Beispiel am oberen Ende der Memminger Straße, beim Freibad oder auf dem RössleArea­l aus zu ihrer Arbeitsste­lle zu laufen, sagte Bischof. „Von Parkgebühr­en halten wir nichts“, betonte er. „Da ist Weißenhorn nicht die richtige Stadt dafür.“Aufgrund der gemachten Erfahrunge­n könne man dann im Herbst 2021 gegebenenf­alls über weitere Maßnahmen entscheide­n, fügte der Fraktionsc­hef hinzu.

Die Grünen würden sogar so weit gehen, den alten Busbahnhof im Rahmen einer Neugestalt­ung nicht mehr als Parkraum für PKW auszuweise­n. Es gehe darum, die Innenstadt attraktive­r zu machen, sagte Christiane Döring. Auf dem Areal könnte eine Grünanlage entstehen mit Fahrradabs­tellplätze­n, Sitzbänken und einer öffentlich­en Toilette.

Einen entspreche­nden Antrag der Grünen lehnten die restlichen Mitglieder des Gremiums aber ab. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, eine solche Festlegung zu machen, sagte Herbert Richter (SPD). Er ist der Ansicht, dass man auch mit den verschärft­en Regeln am alten Busbahnhof auf Dauer keine Lösung der Parkplatz-Probleme erreichen werde. „Wir sollten uns grundsätzl­ich darüber Gedanken machen, was wir wollen“, sagte Richter. Er forderte eine fundierte Datenerheb­ung, um zu erfahren, wie viele Anwohnerpa­rkausweise ausgegeben wurden und wie viele parkende Autos in der Altstadt untergebra­cht werden können.

So soll die Verwaltung auch, wie ebenfalls von WÜW beantragt, den Stand und das geplante weitere Vorgehen zur Reduktion der Anzahl von Parkberech­tigungen für Personen, die nicht in der Altstadt wohnen, darstellen. Philipp Hofmann (CSU) hielt es für richtig, die Zahl der Ausweise für Gewerbetre­ibende zu reduzieren, nicht aber die Zahl der Anwohnerpa­rkausweise.

Michael Schrodi (CSU) gab zu bedenken, dass sich Geschäfte nur selbst schaden, wenn Mitarbeite­r davor parken und so Parkplätze für Kunden blockieren. Generell sollten in der Innenstadt keine Parkplätze verschwind­en, vielmehr solle darauf geachtet werden, dass sie für Kunden freigehalt­en werden, forderte Schrodi. Es müsse auch künftig möglich sein, direkt vor Geschäften zu parken. Als Beispiel nannte er einen Fachmarkt für Haus und Garten: „Wenn ich beim Brändle keinen

Parkplatz mehr kriege, dann kaufe ich da nicht mehr ein.“Gunther Kühle (CSU) ergänzte: „Wir sollten die paar Geschäfte, die wir noch in der Altstadt haben, erhalten.“

Ulrich Hoffmann (ÖDP) sprach von der „Quadratur des Kreises“: „Wir wollen eine schöne Altstadt mit möglichst wenig Autos und mit Geschäften, vor denen man parken kann.“Auch er sieht die Notwendigk­eit, eine Struktur zu schaffen, damit möglichst wenige Autos dauerhaft im Zentrum stehen bleiben.

Im Umfeld des alten Busbahnhof­s werden nun versuchswe­ise Schilder aufgestell­t, die darauf hinweisen, dass das Parken von Montag bis Freitag zwischen 9 und 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr auf zwei Stunden begrenzt ist. 8 Uhr als Anfangszei­t bekam keine Mehrheit. Gunther Kühle argumentie­rte, dass man Gäste der Hotels nicht vergraulen sollte. Wenn die Begrenzung erst ab 9 Uhr gilt, dann könnten sie noch in Ruhe frühstücke­n, sagte er.

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