Eine innovative Antwort auf die Krise
Das Klassik-Festival funktioniert auch mit
Livestreaming
Weißenhorn Während derzeit Konzerte wegen der Corona-Pandemie nicht möglich sind, ging Esther Kretzinger, Intendantin des Weißenhorn Klassik Festivals, andere Wege: Die Veranstaltungsreihe, die am Wochenende zu Ende ging, konnte stattfinden – mit live spielenden Künstlern und Künstlerinnen im Fuggerschloss und mit einem Publikum, das per Livestream von zu Hause aus zuhören konnte.
Und auch wenn Esther Kretzinger fürs nächste Festival wieder auf Konzerte mit Publikum hofft, weil zu Auftritten natürlich auch der Austausch der Zuhörer danach sowie der Beifall gehören: Das Konzept des Livestreams hat Zukunft und wird nicht mehr zu verdrängen, sondern weiterzuentwickeln sein, meint die Intendantin, die ein überaus positives Fazit zieht. „Es ging ja darum, Präsenz zu zeigen und Kontinuität, und eine innovative Antwort auf die Krise zu geben. Und das ist gelungen. Es lief gut, sehr gut.“
Marianne Schroeder, Pianistin aus der Schweiz, konnte nicht anreisen, weshalb der „Klanggalerie“-Abend abgesagt werden musste; sonst aber fanden alle Konzerte statt. Was Esther Kretzinger sehr freut: „Die Reaktionen vom Publikum waren ausgesprochen positiv, und wir haben sehr nette E-Mails bekommen. Die Leute waren überrascht, wie hoch die Klang- und Bildqualität war.“Die ist ihr wichtig, gerade wegen des hohen Niveaus der auftretenden Künstlerinnen und Künstler. Für Zuhörer, die beim Zugang zum Livestream technische Probleme hatten, gab es im Hintergrund über den Ticket-Partner stets jemanden, der Dienst hatte, und der Antworten und Hilfe geben konnte.
„Was uns auch sehr gefreut hat: Das Steaming-Angebot hat mehr Interessenten angelockt.“Auch aus dem Ausland gab es Zuhörer, die Tickets buchten und sich zuschalteten in den Stream. „Die Reichweite hat sich gesteigert.“Die Rentabilität, sagt Esther Kretzinger, sei bei der Entscheidung für die Übertragung via Internet kein K.-o.-Kriterium gewesen. Wahrscheinlich werden die Einnahmen nicht ganz reichen, um den Ausfall während der Krisenmonate zu kompensieren. Zufrieden ist Esther Kretzinger aber auch mit der finanziellen Seite.
Was ihr besonders wichtig ist: Aus den Erfahrungen des diesjährigen Livestreams soll ein Konzept für die Zukunft aufgebaut werden, und auch dafür habe man jetzt wertvolle Erfahrungen gesammelt, sagt sie. Das Weißenhorn Klassik-Festival soll zweigleisig stattfinden, mit Auftritten vor Publikum und per Internet-Übertragung. „Man kann mit dem Livestream zum Beispiel in Altenheimen einen Teil der Konzerte anbieten, eines oder zwei pro Festival. Damit können Menschen teilhaben, die diese Chance bei Konzerten nicht hätten.“Erweiterte technische Möglichkeiten sind denkbar ein Knopf fürs Zuschalten von Applaus beispielsweise.