Literatur
Wer liest, ist im Vorteil. Derzeit zumindest zu denen, die lieber schauen, lieber hören. Ein gutes Buch braucht nichts außer einen aufmerksamen Leser. Es braucht keine Bühne, kein Orchester, keine Schauspieler, keine Techniker. Nur gutes Licht. Was also verpasst man als Leser eigentlich in Zeiten, in denen Theater, Kinos und Konzertsäle zugesperrt sind? Wenig. Stattdessen gibt es wahnsinnig viel Zeit, um zu lesen. Man könnte sich sogar jene Bücher vornehmen, von denen man immer denkt, man sollte. Und auch noch alle jene, bei denen man ahnt, man müsste. Also warum klagen, zumal ja auch die Buchhandlungen geöffnet sind, der Leser ja noch nicht einmal mehr aufs Stöbern, aufs Anlesen, Querlesen, Reinschnuppern verzichten muss? Und die Verlage im Übrigen zwar dünnere Programme präsentieren, jedoch noch lange keine dünnen. Aber! Aber nämlich ist es auch so: Elke Heidenreich zum Beispiel hätte man gerne im Münchner Literaturhaus gesehen, wenn sie aus ihrem Buch „Männer mit Kamelhaarmänteln“gelesen hätte. Abende mit Heidenreich sind ein Heidenspaß. Ulrike Draesner, eben ausgezeichnet mit dem Bayerischen Literaturpreis für „Schwitters“, ach, entfällt auch. Robert Seethaler hätte man auch gerne mal wieder gehört, der kippte die Lesetour schon im Frühjahr. Lesearm ist das Jahr sicher nicht, lesungsarm aber schon. Was also fehlt: Literarischer Manegendampf, die Einnahmen für die Autoren, die anderen Leser – Literaturabende eben, über die man reden kann. Aber gut, hilft nichts, lesen wir jetzt halt einfach mal weiter.