Neu-Ulmer Zeitung

Bleibt der verkaufsof­fene Sonntag?

- VON CAROLIN LINDNER

Handel In Senden muss ein neues Konzept her, um den verkaufsof­fenen Sonntag rechtferti­gen zu können. Die Idee der Verwaltung für ein Fest weitet sich zu einer Grundsatzd­iskussion aus

Senden Verkaufsof­fene Sonntage dürfen nicht einfach so stattfinde­n, sie brauchen sozusagen als Legitimati­on eine andere Veranstalt­ung am betreffend­en Wochenende. In Senden waren bislang die zweimal im Jahr stattfinde­nden großen Märkte der Aufhänger. Wie die Verwaltung nun mitteilte, hat das Landratsam­t Neu-Ulm jedoch schon öfter bemängelt, dass die Attraktivi­tät des Marktes erhöht werden muss, um den verkaufsof­fenen Sonntag rechtferti­gen zu können. Auch die Grünen-Fraktion hat im vergangene­n Jahr in einem Antrag ein rechtssich­eres Konzept gefordert. Helmut Meisel (Grüne) betonte in der jüngsten Sitzung des Stadtrats nun erneut, dass in manchen Städten Gerichte die Sonntagsöf­fnung nach einer Klage bereits gekippt hätten. Die entscheide­nde Frage in der Sitzung war: Will Senden weiterhin verkaufsof­fene Sonntage oder nicht? Wenn ja, will die Verwaltung ein neues Konzept erarbeiten. Wenn nicht, fallen sie weg. Die Meinungen der Räte gingen auseinande­r.

Die Verwaltung nannte das Ziel, eine städtische Veranstalt­ung zu schaffen, die die gesetzlich­en Vorgaben erfüllt und „die Stadt und Bürgern würdig“ist. Der Markt sei in seiner bisherigen Form Vergangenh­eit, nun soll neben einem Herbstmark­t ein Stadtfest veranstalt­et werden. Das Konzept dafür steht noch nicht in allen Details, es gibt aber bereits Überlegung­en. Die Größe ändert sich in jedem Fall: Das Stadtfest wird sich auf ein Gebiet vom Sendener Norden über die Innenstadt bis in den Stadtpark ziehen. Laut Bürgermeis­terin Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) soll im Mittelpunk­t des Stadtfeste­s das Zusammenko­mmen stehen, bei dem sich auch Vereine beteiligen. Es soll zudem kulturelle Veranstalt­ungen geben.

Meisel zeigte sich unzufriede­n. Bei verkaufsof­fenen Sonntagen werde ein historisch­er Bezug verlangt, den ein neues Stadtfest nicht biete. Er könne auch kein rechtssich­eres Konzept in der vorliegend­en Verordnung erkennen. Zudem seien viele Organisati­onen wie die KAB dagegen wegen der Sonntagsar­beitszeit. Und auch Xaver Merk (Linke) war der Meinung, dass die Verordnung rechtlich nicht haltbar sei. Er glaube nicht, dass mehr Bürger zum Stadtfest kommen, „die kommen nur zum verkaufsof­fenen Sonntag“.

Geschäftsb­ereichslei­ter Manuel Haas wies diese Darstellun­gen deutlich zurück. Die Behauptung, dass die Verordnung rechtswidr­ig sei, sei falsch. Das Landratsam­t habe lediglich das konkrete Konzept als zu unattrakti­v bemängelt, nicht die Rechtssich­erheit der Verordnung, betonte Haas. Der zuständige Sachbearbe­iter in der Verwaltung, Andreas Sundarp, bestätigte, dass der Markt in der Vergangenh­eit zu wenig Besucher angezogen habe. Man brauche nun eine Veranstalt­ung, die insgesamt attraktive­r sei. „Das Landratsam­t will eine Prognose von uns, wir müssen dann das neue Konzept ausprobier­en“, sagte Haas.

Rainer Strobl (CSU) fand die Diskussion sichtlich ermüdend. „Wir müssen doch nur überlegen, ob wir verkaufsof­fene Sonntage wollen oder nicht“, sagte er. Dann schaffe man den Rahmen, dass es laut Landratsam­t rechtlich möglich sei. Er sei erstaunt, wie viele Rechtsexpe­rten im Gremium sitzen, „und ich finde es anmaßend, dass Hobby-Juristen hier solche Voraussage­n von sich geben“.

Edwin Petruch (Freie Wähler) sprach sich für die verkaufsof­fenen Sonntage aus. „Wir wollen die Attraktivi­tät der Märkte und damit der Stadt steigern.“Regina Rusch (SPD) sagte es deutlich: „Wir würden uns als Handelssta­dt Senden doch zur Lachnummer machen, wenn wir die Sonntage absagen.“Es gehe schließlic­h nur um zwei von 52 im Jahr, die Arbeitnehm­er erhielten entspreche­nde Ausgleiche. Laut Thomas Kast (Freie Wähler) begrüßten auch die Händler die offenen Sonntage, Senden sei einfach eine Einkaufsst­adt.

„Wir sollten nicht im Vorfeld alles zerreden, wie soll sich denn etwas entwickeln, wenn man ihm keine Chance gibt?“fragte Primus Schmid (CSU). Die Bürgermeis­terin erinnerte in diesem Zusammenha­ng an den Weihnachts­markt. Der sei früher eine „Totgeburt“gewesen und nun mit neuem Konzept attraktive­r denn je mit vielen begeistert­en Besuchern. „So wollen wir es mit den Märkten auch machen“, sagte sie.

Stefan Lehmann (GfS) war der Ansicht, niemand müsse zum verkaufsof­fenen Sonntag, wenn er nicht wolle. Doch es sei eine tollte Gelegenhei­t, Senden zu präsentier­en. Bislang, so Lehmann, gingen die großen Veranstalt­ungen immer von Gewerbetre­ibenden aus. Er nannte als Beispiel das Frühlingsf­est im Sendener Süden oder das US-CarTreffen im Norden. Auch Kast verdeutlic­hte nochmals, es sei eine Win-win-Situation für Händler und Stadt.

Nach weiteren langwierig­en Diskussion­en ermunterte auch Josef Ölberger dazu, dem Ganzen eine Chance zu geben. Die Räte stimmten schließlic­h mit 22:8 für die Erhaltung der verkaufsof­fenen Sonntage.

 ?? Archivfoto: Angela Häusler ?? Der verkaufsof­fene Sonntag muss an eine andere besucherst­arke Veranstalt­ung gekoppelt sein. Die Sendener Verwaltung hat sich erste Gedanken zu einem neuen Fest gemacht.
Archivfoto: Angela Häusler Der verkaufsof­fene Sonntag muss an eine andere besucherst­arke Veranstalt­ung gekoppelt sein. Die Sendener Verwaltung hat sich erste Gedanken zu einem neuen Fest gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany