Neu-Ulmer Zeitung

Royale Aufgaben

- VON MICHAEL BÖHM

Einmal König von Bayern sein, das wär doch was. Für einen Tag. Frühstück im Schloss auf Herrenchie­msee, mit der Staatskaro­sse winkend durch den einstigen Freistaat gondeln, schwungvol­l das Zepter schwingen – herrlich. Dass mancherort­s die royale Realität anders aussieht, soll an dieser Stelle nicht stören: In Bayern hat es der König gut – erst recht, wenn er nur einen Tag lang regiert.

Nun gibt es hierzuland­e jedoch einen Haufen Könige und Königinnen, die nicht den Luxus einer Ein-Tages-Regentscha­ft genießen. Sie sind 365 Tage im Jahr an ihre royale Würde gefesselt, regieren sieben Tage die Woche, repräsenti­eren 24 Stunden am Tag. Die meisten von ihnen tun das freiwillig, viele sogar gerne. Sie dürfen sich dafür dann auch Schützen-,Wein-, Spargel-, Kartoffel- oder Karpfenkön­ig/in nennen. Was die Landwirtsc­haft, das Brauchtum oder der Kochtopf eben so hergeben.

In Corona-Zeiten kommen manche der Monarchen aber offenbar an ihre Grenzen. „Homeoffice ist für eine Königin eher schwierig“, klagt beispielsw­eise die bayerische Christbaum­königin. Von zu Hause könne man die Amtsgeschä­fte einfach nicht so gut führen wie sonst – also winkend, Zepter schwingend, Sie wissen schon.

Trotz der eigenen, viral bedingten Unpässlich­keit ist die Regentin davon überzeugt, dass ihre Untertanen – pardon, die Bürger – dieses Jahr besonders viele Christbäum­e kaufen werden. Weil sie Weihnachte­n zu Hause verbringen werden. Rund um und unter dem eigenen Baum im Wohnzimmer. Und weil die Ergebenen natürlich tun, was Ihre Majestät wünscht. Also ran an die Bäume, die Kartoffeln, den Wein, den Spargel, die Karpfen – es gibt viel zu tun im royalen Bayern. Es genügt, wenn es der Königin langweilig ist.

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