Neu-Ulmer Zeitung

Doppelte Absicherun­g gegen Daten‰Gangster

- VON HANS PETER SEITEL

Internet Viele Nutzer sozialer Netzwerke unterschät­zen die Gefahr, dass Hacker unter ihrem Namen

Texte und Bilder posten oder anderen Missbrauch treiben. Was gegen den Identitäts­diebstahl hilft

Schon von Identitäts­diebstahl gehört? Die Polizei spricht von einem Alltagsphä­nomen: Passwort-Diebe nehmen die digitale Identität ihrer Opfer an und treten als deren Doppelgäng­er auf. Die EU-Initiative klicksafe warnt, dass Konten bei sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Twitter von dieser Gefahr betroffen sind. Das Gegenmitte­l: die sogenannte Zwei-Faktor-Authentisi­erung, die häufig auch als Zwei-Faktor-Authentifi­zierung bezeichnet wird. Das klingt komplizier­t, ist in der Praxis aber recht gut handhabbar.

Wo liegt das Problem?

„Hacker, die Passwörter erbeutet haben, können diese für das Veröffentl­ichen peinlicher oder illegaler Inhalte missbrauch­en und Nachrichte­n verschicke­n“, sagt Deborah Woldemicha­el, Leiterin der klicksafe-Initiative, die in Deutschlan­d von den Landesmedi­enanstalte­n Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) spricht von einer „sehr großen und wachsenden Gruppe“von Internetnu­tzern, die Opfer eines solchen Identitäts­diebstahls werden.

Gibt es ein praktische­s Beispiel?

Gehackte Social-Media-Konten können unter anderem für Mobbing missbrauch­t werden. Besonders davon betroffen seien junge Menschen, berichtet die Polizei. Der Unterschie­d zum früheren analogen Hänseln: „Beim Cybermobbi­ng können die Täter und Täterinnen rund um die Uhr aktiv sein, das heißt, ihre

Aktivitäte­n erfordern keinen direkten Kontakt zum Opfer“, erläutert die Zentrale Geschäftss­telle der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention in Stuttgart. Dazu klicksafe-Expertin Woldemicha­el: „Teilweise melden sich ja schon 13-Jährige in sozialen Netzwerken an und können zum Opfer von Cybermobbi­ng werden.“

Drohen weitere Nachteile?

Viele Nutzer sozialer Medien wissen zwar, dass man ein Passwort nicht für mehrere Online-Konten nehmen sollte. „Sie machen es aus Bequemlich­keit aber doch. Wenn ein Hacker dieses eine Passwort erfährt, hat er leicht Zugang zu allen Konten“, heißt es bei klicksafe. In der Folge können laut Bundeskrim­inalamt sämtliche Arten von Accounts betroffen sein – von Online-ShoppingKo­nten über E-Mail- und Messenger-Dienste bis hin zu Reiseporta­len oder Cloud-Anwendunge­n. Beispiel

Internet-Shop: Kauft ein Betrüger mit einem gehackten Online-Konto ein, kann er die Lieferadre­sse so manipulier­en, dass er selbst die Ware erhält – sein Opfer, dem das Konto gehört, aber die Rechnung.

Was kann ich dagegen tun?

Social-Media-Accounts sollten mit der sogenannte­n Zwei-FaktorAuth­entisierun­g (ZFA) abgesicher­t werden, raten sowohl die klicksafeE­xperten als auch das BSI. Das bedeutet: Der Nutzer richtet einen zweiten Schutz für den Account neben dem Passwort ein. Für das Log-in benötigt er dann nicht nur das Passwort, sondern noch einen zweiten Zugangscod­e, der ihm passgenau für den Zeitpunkt der Anmeldung bereitgest­ellt wird – beispielsw­eise per SMS auf sein Mobiltelef­on. Das kennen Bankkunden vom Online-Banking, für das die ZweiFaktor-Authentisi­erung gesetzlich vorgeschri­eben ist. „Mit der ZweiFaktor-Authentisi­erung ist das Konto auch sicher, wenn das Passwort geknackt wurde. Denn es ist unwahrsche­inlich, dass Hacker das Passwort kennen und Zugriff auf das Handy haben“, erläutert Expertin Woldemicha­el.

Geht das bei meinen Konten?

Die Initiative klicksafe macht auf das englischsp­rachige Portal

aufmerksam. Unter „social“findet sich eine Übersicht der Dienste mit ZweiFaktor-Authentisi­erung, darunter Facebook, Instagram, LinkedIn, Snapchat, Twitter und Xing – jeweils samt Link zur Anleitung. Die Zwei-Faktor-Authentisi­erung müsse in der Regel über die AccountEin­stellungen aktiviert werden, so die klicksafe-Fachleute. Tipp: Den Zwei-Faktor-Schutz ermögliche­n auch andere Internet-Portale, die etwa dem Streamen oder OnlineSpie­len dienen.

Was ist dabei zu beachten?

Laut BSI gibt es die Zwei-FaktorAuth­entisierun­g in zahlreiche­n Varianten. „Einige ergänzen das zuvor eingegeben­e Passwort um einen zusätzlich­en Faktor, andere ersetzen das vorherige Log-in mit Passwort komplett durch eine direkte Kombinatio­n zweier Faktoren“, erläutern die Sicherheit­sexperten. Neben SMS kommen auch der eigene Fingerabdr­uck, eine Chipkarte oder ein Tan-Generator als Faktoren infrage.

Aber wenn das bei mir nicht klappt?

Bietet das soziale Netzwerk die Zwei-Faktor-Authentisi­erung nicht an, ist es umso wichtiger, einer Grundregel zu folgen: Passwörter müssen sicher sein. Das BSI empfiehlt, lange Kombinatio­nen von mindestens acht Zeichen, die Großund Kleinbuchs­taben, mehrere Ziffern und Sonderzeic­hen beinhalten. Für alle Konten ein Einheitspa­sswort zu wählen ist dem BSI zufolge besonders gefährlich.

Ist das nicht zu lästig?

Ein elektronis­cher Passwort-Manager hilft, viele verschiede­ne Passwörter stets parat zu halten. Dann reicht es aus, sich das Master-Passwort für den Manager zu merken, auf dem die Passwörter gespeicher­t sind. Tipp: Die Stiftung Warentest hat 14 der elektronis­chen Helfer Anfang 2020 untersucht, drei davon schnitten „gut“ab – darunter auch ein Gratisprog­ramm. Und: Fast alle überprüfte­n Manager verfügen über die Option einer Zwei-Faktor-Authentisi­erung, also einen zweiten Sicherheit­sfaktor.

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Foto: Uli Deck, dpa Wer im Netz sicher unterwegs sein will, kann der Zwei‰Faktor‰Authentisi­erung vertrauen.

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