Neu-Ulmer Zeitung

Kunden können ihrem Handwerk vertrauen

Die schwäbisch­en Unternehme­n sind auch in der Krise leistungsf­ähig

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Corona und kein Ende – die Pandemie krempelt inzwischen alle Lebensbere­iche um. Das schwäbisch­e Handwerk ist davon nicht ausgenomme­n, doch es stemmt sich mit aller Kraft gegen die Krise. Zwar spüren viele Gewerke diese extreme Situation, doch der Wirtschaft­szweig liegt nicht am Boden. Wie ist das Handwerk bislang durch die Krise gekommen? Welche Erwartunge­n hat es für die Zukunft? Und wie golden ist der Boden des Handwerks in dieser Zeit des Umbruchs? Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerksk­ammer für Schwaben (HWK) und Ulrich Wagner, HWK-Hauptgesch­äftsführer, haben darauf die Antworten, geben Tipps und betonen die Stärken des Handwerks.

Lockdown I und II, Vermeidung von Kontakten, massive Einschränk­ungen – wie stark hat das Handwerk bislang unter der Krise zu leiden?

Hans‰Peter Rauch: Bisher konnten wir die Pandemie und ihre Folgen im Vergleich zu anderen Wirtschaft­szweigen gut meistern. Nach einem konjunktur­ellen Einbruch im Frühjahr befindet sich das Handwerk nun wieder auf Erholungsk­urs. Die Stimmung bessert sich und in unserer letzten Konjunktur­umfrage (III. Quartal 2020) sind 80 Prozent der befragten Unternehme­n mit ihrer Geschäftsl­age zufrieden. Das Niveau vor der Krise ist noch nicht erreicht, aber der Blick richtet sich nach vorne. Allerdings variiert die Zufriedenh­eit relativ stark zwischen den einzelnen Handwerksb­ranchen.

Etliche Gewerke hat Corona gerade jetzt im Lockdown II fest im Griff.

Was kann das Handwerk seinen Kunden jetzt bieten?

Rauch: In erster Linie sind wir für unsere Kunden da und erfüllen bestehende Aufträge. Das Handwerk übernimmt hier Verantwort­ung und sichert die Versorgung der Bevölkerun­g. Auch für Notfälle, zum Beispiel wenn die Heizung ausfällt, sind die Betriebe parat. Bis auf wenige Ausnahmen dürfen und durften die Betriebe während der Lockdowns arbeiten. Die Firmen achten sehr darauf, dass die strengen Abstands- und Hygienereg­eln eingehalte­n werden und die Kunden dadurch ihre Handwerksl­eistungen sicher bekommen können. Branchen, wie beispielsw­eise die Kosmetiker, müssen zwar aktuell komplett geschlosse­n haben, bieten aber in vielen Fällen den Kunden Gutscheine an, die dann nach dem Lockdown eingelöst werden können.

Was empfehlen Sie denn den Kunden?

Rauch: Viele Bürger sind jetzt mehr in den eigenen vier Wänden. Man arbeitet verstärkt im Homeoffice, kann nicht auf Reisen gehen und wünscht sich aber Veränderun­gen und Neues im eigenen Heim. Jetzt ist eine gute Zeit um Renovierun­gen zu planen und mit den Handwerker­n des Vertrauens vorzuberei­ten und abzustimme­n. Das können die Unternehme­n jetzt gut leisten und über digitale Anwendunge­n lässt sich vieles anschaulic­h darstellen.

Unterstütz­t die HWK Schwaben ihre Mitgliedsb­etriebe? Ulrich Wagner: Die Handwerksk­ammer hat die Beratung und die Betreuung der Firmen bereits zu Beginn der Krise nochmals deutlich erweitert. Auf unserer Homepage haben wir einen Newsticker eingericht­et (www.hwkschwabe­n.de/newscorona), auf dem wir topaktuell­e Neuigkeite­n, eine neue Vorschrift oder Infos über Anträge zu Hilfs- und Überbrücku­ngsprogram­men bis zu den Kontaktdat­en zu unseren Experten bereitstel­len. Bei Bedarf wird zusätzlich eine Hotline geschaltet. Persönlich­e Beratungen gerade zu den sich laufend ändernden staatliche­n Hilfen oder den rechtliche­n

Rahmenbedi­ngungen werden stark nachgefrag­t.

Hat die Coronakris­e digitale Entwicklun­gen im Handwerk beschleuni­gt?

Wagner: Unternehme­n, die digitale Anwendunge­n bereits nutzen, haben dieses Segment weiter ausgebaut. Firmen, die solche Instrument­e noch nicht einsetzten, holen hier gerade auf. Onlineplat­tformen, virtuelle Darstellun­gen und digitale Beratungen oder Angebotsab­gaben werden zunehmend genutzt, auch um persönlich­e Kontakte aus Hygienegrü­nden zu minimieren.

Hat eine Ausbildung im Handwerk bei zunehmende­r Digitalisi­erung noch Zukunft?

Wagner: Ja unbedingt! Gerade, um komplexe digitale Anwendunge­n nutzen zu können, braucht es ausgezeich­nete, umfassende Fachkenntn­isse im jeweiligen Handwerk. Wer beispielsw­eise eine CNC-Maschine zur Herstellun­g von Werkzeugen bedient, sollte schon wissen, wie Metallbear­beitung von Grund auf funktionie­rt. Das gilt für andere Handwerksb­erufe genauso. Die handwerkli­che Ausbildung ist die Basis, auf der dann aufgebaut werden kann. Im Handwerk ist der Mensch nicht komplett durch Maschinen ersetzbar. Auch wenn digitale Produktion­sund Dienstleis­tungsproze­sse auch hier immer selbstvers­tändlicher werden. Hinzu kommt, dass das Handwerk berufliche Sicherheit bietet – das erleben wir ja gerade in der Krise.

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Foto: jelena, stock.adobe.com Das Handwerk in der Region ist auch in Corona‰Zeiten ein verlässlic­her Partner.
 ?? Foto: HWK Schwaben ?? Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der HWK Schwaben (links), und Hans‰Peter Rauch, Präsident der HWK Schwaben.
Foto: HWK Schwaben Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der HWK Schwaben (links), und Hans‰Peter Rauch, Präsident der HWK Schwaben.

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