Bus, Tram oder Seilbahn: Worauf setzt NeuUlm?
Mobilität Eine weitere Untersuchung soll die Weichen für die Zukunft des Nahverkehrs auf der Memminger Straße stellen. Erste Erkenntnisse zur Seilbahn könnten noch dieses Jahr vorliegen
NeuUlm Im Süden wächst Neu-Ulm am stärksten – und dort ist auch die Verkehrsbelastung besonders groß. Vor allem auf der Memminger Straße, auf der täglich bis zu 30 000 Autos und Lastwagen unterwegs sind. Eine Grundsatzuntersuchung soll zeigen, ob eine eigene ÖPNV-Trasse auf der Südachse möglich und sinnvoll ist, um den Autoverkehr zu verringern und den Nahverkehr zu stärken. Gleichzeitig laufen bereits Machbarkeitsstudien zur Straßenbahn und zur Seilbahn.
„Die Memminger Straße ist eine der Hauptschlagadern unserer Stadt“, erläuterte Stadtbaudirektor Markus Krämer im Planungs- und Umweltausschuss die Ausgangslage. „Teilweise sind wir dort schon jetzt an der Kapazitätsgrenze angekommen.“Zahlreiche große Bauprojekte seien auf der Südachse Vorfeld – Wiley – Ludwigsfeld geplant. Westlich der Memminger Straße entsteht das Gebiet „Wohnen am Illerpark“mit 640 neuen Wohnungen sowie der Gewerbe-Campus. Im WileyNord wird das neue Lessinggymnasium gebaut. Außerdem sind dort, im Vorfeld und im Ulmer Hofgut in Ludwigsfeld Hunderte neue Wohnungen geplant. Das alles bringe zusätzlichen Verkehr mit sich, verdeutlichte Krämer.
Deshalb versuche die Stadt, Autoverkehr auf den Umweltverbund zu verlegen. Also auf den Nahverkehr und den Fuß- und Radverkehr. Ziel sei, den ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr von 16 auf mindestens 25 Prozent zu steigern. Ob das gelingen kann, soll eine Grundsatzuntersuchung zeigen. Die Verwaltung geht derzeit von drei möglichen Varianten für eine Nahverkehrs-Trasse aus: von der Memminger Straße (Nord) über WileySüd bis Ludwigsfeld oder durchs Vorfeld und dann über die Memminger Straße (Süd) bis Ludwigsfeld oder eine Kombination aus diesen beiden.
„Das Ziel ist eine Weichenstellung: Was soll auf der Memminger
Straße passieren?“, sagte Jörg Oberle, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Planen und Hochbau. Entweder es bleibe so, wie es ist, das wäre die „Nullvariante“: Die Busse würden weiterhin im Strom der Autos „mitschwimmen“. Oder der Nahverkehr wird gestärkt und bekommt eine eigene Trasse. Dann werde man „die Thematik Bus, Straßenbahn und Seilbahn nebeneinanderlegen und bewerten“. Die Grundsatzuntersuchung soll an externe Fachleute vergeben werden. Die Kosten werden auf 100000 bis 150000 Euro beziffert. Bevor die
Analyse in Auftrag gegeben wird, stehen jedoch die Haushaltsberatungen an. „Es ist eventuell denkbar, die Planung ins Jahr 2022 zu ziehen“, sagte Stadtbaudirektor Markus Krämer. Entschieden ist also noch nichts. Zunächst haben die Stadträte das weitere Vorgehen nur zur Kenntnis genommen.
Bernhard Maier (CSU) gab zu bedenken, dass es eine ganze Reihe von Plänen und Untersuchungen gebe, die noch gar nicht abgeschlossen seien, etwa zum Allgäuer Ring. „Wir hoffen, dass das Thema Memminger Straße vorankommt“, sagte er. In dieselbe Kerbe schlug Rudolf Erne (SPD): „Es gibt doch diverse Machbarkeitsstudien, etwa zur Straßenbahn und zur Seilbahn. Sind die denn miteinander vernetzt und koordiniert?“– Natürlich seien sie das, erwiderte Markus Krämer. Doch das Thema sei nun mal sehr komplex. Ganz viel hänge vom Thema Straßenbahn ab. Wenn es sich zeige, dass diese realisierbar sei, „dann kann das relativ lange dauern“. Er gab zu bedenken, dass im Fall der Reuttier Straße von der Planung bis zur Umsetzung etwa zehn Jahre vergangen seien. An der Memminger Straße werde man frühestens in drei, vier Jahren mit dem Bau beginnen können. Entscheide sich die Stadt für eine Straßenbahn, werde es eher länger dauern.
Mehrere Stadträte drängten angesichts der vielen Projekte darauf, dass die Verwaltung bald eine Zeitschiene dafür vorlegen soll. Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU) sagte: „Wir brauchen irgendwann Ergebnisse, die die ganzen Untersuchungen zusammenfassen.“
An den Untersuchungen zur Seilbahn und zur Straßenbahn zwischen Ulm und Neu-Ulm arbeite das beauftragte Planerkonsortium derzeit noch, teilte Pressesprecherin Sandra Lützel auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Erste Zwischenergebnisse sollen in Kürze vorliegen und werden zunächst den Fachverwaltungen vorgestellt.“Eine Beratung in den politischen Gremien sei in diesem Jahr nicht mehr vorgesehen.